“Jeder kann sich anmelden” – Gespräch mit Peter Busch

Es ist noch ein bisschen hin bis zu den 22. Kreis Klever Kultourtagen 2020 (16. und 17. Mai), aber es ist nie zu früh, mit den Vorbereitungen anzufangen – vor allem, wenn bis dahin noch Kunst entstehen soll, die es vorher nicht gab.
Peter Busch ist einer, den man in Geldern (wahrscheinlich fast) niemandem erklären muss. Er gehört zum Vorstand des Vereins KUHnst Turm Niederrhein, der zu den Kreis Klever Kultourtagen alljährlich Kunstschaffende einlädt, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen
NN: Wir kennen uns lange genug. Wenn ich jetzt Sie zu dir sagen würde, würde sich das doof anfühlen.
Busch: Doof ist nicht gut. Gar nicht gut.
NN: Also von vorn. Du gehörst zum Vorstand des Vereins.
Busch: Sagen wir es lieber so: Wir sind einer der wenigen Vereine, die nur aus Vorsitzenden bestehen.
NN: Und ihr ladet wie in jedem Jahr Menschen ein, sich mit ihrer Kunst an einer Ausstellung zu beteiligen.
Busch: So ist es. Dazu suchen wir dann ein Thema aus. Im letzten Jahr lautete das: Jedem seinen Platz.
NN: Und diesmal?
Busch: Fenster.
NN: Okay – das ist allerdings sehr knapp gehalten.
Busch: Wir bewegen uns aus dem Terrain der Kunst. Da lässt sich aus einem Thema sehr viel machen.
NN: Es gibt ja Menschen mit Schultraumata. Die haben irgendwann mal einen Aufsatz geschrieben und am Ende stand drunter: Thema verfehlt.
Busch: Jetzt lehne ich mich mal – schon sind wir beim Thema – ganz weit aus dem Fenster. Das wird nicht passieren. Eigentlich kann es auch nicht passieren, denn wir haben keine Jury, die entscheidet, was ausgestellt wird und was nicht.
NN: Ist das nicht chaotisch?
Busch: Ganz und gar nicht. Jeder, der etwas einreicht, macht sich Gedanken. Und für Kunst gilt doch: Wenn sie da ist, ist sie da.
NN: Und jeder kann mitmachen?
Busch: Jeder. Da gibt es keine Einschränkung.
NN: Habt ihr in all den Jahren jemals ein Kunstwerk nicht ausgestellt?
Busch: Warum sollten wir das tun?
NN: Könnte ja sein, dass sich jemand, wie soll ich sagen …
Busch: … politisch äußert?
NN: Zum Beispiel.
Busch: Das würde dann für Gesprächsstoff sorgen, aber das müsste der „Verursacher“ aushalten. Im Schaufenster meines Ateliers hängt derzeit ein Bild von Herrn Höcke mit Pappnase. Dazu habe ich geschrieben: Faschingsfaschist. So darf man ihn ja nennen. Das ist eine Äußerung. Was da ist, ist da. Ich stehe dazu. Vielleicht sollten wir aber nicht über Extremes reden.
NN: Okay. Rücksturz zur Erde: Wie viele Künstler folgen in der Regel eurer Einladung?
Busch: Im letzten Jahr hatten wir einen Rekord: 40 Menschen haben mitgemacht. Kürzlich haben wir die Einladung – vielleicht sollte ich besser sagen „Aufforderung“ verschickt.
NN: Ihr habt also einen Verteiler?
Busch: Klar. Und die Teilnehmer vom letzten Jahr laden wir dann ein, das Ganze auch an ihre Bekannten zu schicken.
NN: Das gute alte Schneeballprinzip.
Busch: Ganz genau. Übrigens ist es fast immer so, dass wir zur Hälfte „Wiederholungstäter“ dabei haben und zur Hälfte Neulinge. Aufgebaut wird die Ausstellung dann am 14. und 15. Mai.
NN: Bei diesem Gedanken würde ein Kurator wahrscheinlich graue Haare bekommen.
Busch: Das ist schon möglich, aber das sind unsere Voraussetzungen.
NN: Und jeder, der das hier liest, kann teilnehmen?
Busch: Ganz genau. Einfach anmelden bei buschp@t-online.de oder anrufen (02831/1563).
NN: Das Ganze findet ja im Rahmen der Kreis Klever Kultourtage statt. Kommt der Landrat zur Eröffnung?
Busch: Der Landrat besucht jährlich einige Teilnehmer der Kultourtage. Bei uns war er zuletzt vor zwei oder drei Jahren.
NN: Wer weiß … Nimmst du eigentlich auch teil?
Busch: Ja. In jedem Jahr. Das ist mir sehr wichtig.
NN: Ist dein Beitrag schon fertig?
Busch: Nein. Aber ein bisschen Zeit ist ja noch.
NN: Wie viele Arbeiten sind eigentlich pro Teilnehmer erlaubt?
Busch: Zwei. Aber es gibt kein Gesetz. Wenn einer sechs Arbeiten im Briefmarkenformat ausstellt, ist das natürlich kein Problem.
NN: Wie entsteht am Ende die Ausstellung – ich meine die Platzierung der Arbeiten?
Busch: Das frage ich mich auch in jedem Jahr aufs Neue. Und dann geschieht das Wunder: Irgendwie fügt sich alles. Und ich sage dir was: Das hat sehr viel mit Kommunikation zu tun. Das ist für mich als Künstler immer wieder ein Teil der Motivation. Ins Gespräch zu kommen. Kunst ist ja häufig ein Schaufenster ins Seelenleben. Das muss man wissen. Und man muss es aushalten. Womit wir wieder beim „Nicht-Jurieren“ sind. Natürlich kann jemand kommen und etwas Extremes ausstellen. Aber: Was extrem ist, hat schon wieder mit dem Standpunkt zu tun. Kunst ist für mich eine Aufforderung zur Kommunikation. Das gilt übrigens auch dann, wenn der Künstler längst nicht mehr lebt. Kommunikation ist immer.
NN: Am Schluss noch eine Frage zum diesjährigen Turmstipendium: Stehen die Teilnehmer schon fest?
Busch: Ja. Und ich muss sagen: Ich bin sehr glücklich damit. Das kann richtig spannend werden.
NN: Wer ist dabei?
Busch: Albrecht Fersch aus Berlin, Brigitta Heidmann aus Krefeld und Roland Spitzer aus Rotterdam.
NN: Vielleicht müssen wir doch das Turmstipendium erklären.
Busch: Wir laden Künstler ein, die für vier Wochen am und im Wasserturm leben und dann Kunst machen. Das hat am Ende natürlich mit der Umgebung zu tun. Kunst ist Aufforderung zur Kommunikation. Und genau die findet statt. Aber: Freuen wir uns erst einmal auf die „Fenster“-Ausstellung im Mai. Ich bin sicher, auch das wird spannend.
NN: Gibt es schon Anmeldungen?
Busch: Klar, die ersten liegen schon auf meinem Ateliertisch. Und wer weiß: Vielleicht schaffen wir ja wieder 40 Teilnehmer. Aber es geht nicht im Rekorde.

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