SPD Rees und Wißen stellen Wahlprogramm vor

Sozialdemokraten und ihr Bürgermeister-Kandidat bereiten sich auf die Kommunalwahl im September vor

Rees Wißen Wahlkampf
Stellen das Wahlprogramm vor: (v. l.) Karl van Uem, Bodo Wißen und Peter Friedmann.NN-Foto: MB

REES. Die SPD in Rees hat den Wahlkampf eingeläutet: Gemeinsam mit der Parteispitze stellte Bürgermeister-Kandidat Bodo Wißen sein Programm für die Kommunalwahl im September vor. „Wir haben das Programm gemeinsam erarbeitet“, betonte Wißen. Auch Hinweise und Ideen aus der Bevölkerung seien eingeflossen.

Acht Schwerpunkte umfasst das Wahlprogramm von Wißen und der SPD: Innenstadt beleben, Ortsteile gestalten, Wirtschaftskraft stärken, Schulen und Kitas entwickeln, Tourismus stärken, Mobilität sichern, Natur Schützen, zusammen leben. „Es ist aber nicht abgeschlossen, sondern ein lebendiges Dokument, bei dem sich die Bürger weiterhin einbringen und mitgestalten können“, sagte Wißen. Er soll übrigens auf der Mitgliederversammlung am 26. März im Kolpinghaus offiziell zum Bürgermeister-Kandidat gewählt werden.

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Wißen: “In Rees fehlen Strategien”

Innenstadt: Während der Vorstellung griffen Wißen, Ortsvereinschef Karl van Uem, Geschäftsführer Harry Schulz und Fraktionsvorsitzender Peter Friedmann immer wieder die CDU und Bürgermeister Christoph Gerwers an. Beispiel Innenstadt beleben: „Wir haben zu wenig Gastronomie, zu wenige Geschäfte, zu viel Leerstand. Hier fehlen Strategien“, kritisierte Wißen. Im Falle eines Wahlerfolges wolle er eine Arbeitsgruppe installieren, die eben solche Strategien erarbeiten soll. So könnte die Stadt beispielsweise Start-up-Unternehmen unterstützen, die sich in leerstehenden Ladenlokalen ansiedeln. “Die Ansiedlung von Ärzten wird ja auch subventioniert”, sagte Wißen. Eine Idee stammt aus der Bürgerschaft: die Installation eines öffentlich zugänglichen Trinkbrunnens am Marktplatz und am Skulpturenpark.

Ferner wollen sich Wißen und die SPD für einen Steiger für Flusskreuzfahrtschiffe in Rees einsetzen, kündigte Friedmann an. Er habe die Idee bereits vor einigen Jahren vorgetragen. Das Interesse sei beispielsweise seitens der Viking-Linie gegeben. “Was in Wesel und am Wunderland in Kalkar möglich ist, muss doch auch bei uns in Rees umzusetzen sein”, sagte Friedmann. Eine Voraussetzung sei aber eine hohe Aufenthaltsqualität. Da sei die jüngste Ablehnung des Antrags der Sozialdemokraten für eine öffentliche Toilette aus seiner Sicht „kein gutes Zeichen für eine Stadt, die die Gastlichkeit groß schreiben will“, sagte Wißen.

Konzept für Nutzung der Baggerseen in Rees entwickeln

Dass Rees reich an Baggerseen ist, ist hinlänglich bekannt. “Daraus wird aber zu wenig gemacht”, kritisiert Wißen. Deshalb wolle die SPD ein “Sechs-Seen-Platten”-Konzept entwickeln, um eine bessere Nutzung besagter Gewässer voranzubringen. So sollen die Baggerseen beispielsweise für Tourismus, Wassersport, Energiegewinnung in Form von Solarpanelen auf dem Wasser, Tiny Houses und Wohnmobilstellplätze erschlossen werden. Auch die Ansiedlung von Pflanzen und Tieren soll zum Konzept gehören. “Diese Idee kommt ebenfalls aus der Bürgerschaft”, freute sich Wißen.

Stichwort Aufenthaltsqualität: “Anders als die CDU, standen wir immer hinter dem Bau eines neuen Freibades”, betonte Wißen. Friedmann sagte deutlich: “Wir haben eine Abwärtsspirale in der Lebensqualität, die dazu führt, dass die Leute aus der Innenstadt wegziehen. Wir wollen das ändern – auch mit einem neuen Freibad.” Bereits die damalige Schließung des alten Freibades sei für ihn “sehr unvernünftig” gewesen, ergänzte Schulz: “Man hätte für den heißen Sommer eine kurzfristige Lösung finden können”, ist er überzeugt. Und: “Das neue Freibad wird sich tragen. Der Zuspruch wird höher sein als in der Vergangenheit.”

Versorgung der Ortsteile verbessern

Ortsteile: Um die Ortsteile in Rees weiter zu stärken, wollen sich die SPD und Wißen dafür einsetzen, dass beispielsweise in Millingen wieder ein Sparkassen-Automat installiert wird. Zumindest aber eine mobile Lösung (Sparkassenbus) soll angeboten werden. Die Reeser SPD setzt darauf, dass mit einem neuen Landrat Peter Driessen, der von ihr unterstützt wird, mehr Bewegung in die Diskussion kommt.

Wirtschaft: Beim Thema Stärkung der Wirtschaftskraft erinnerte van Uem an die vergangene Bürgermeisterwahl. „Damals wollte Christoph Gerwers die Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen. Passiert ist aber nichts.“ Wißen machte deutlich, dass Rees bei den Gewerbesteuereinnahmen unter der Prognose der Gemeindeprüfungsanstalt liege (6,5 statt zehn Millionen Euro im Haushalt 2020). „Das müssen wir ändern“, sagte Wißen. Dazu wolle man mit der IHK und anderen Partnern einen „Masterplan zur Stärkung der Wirtschaftskraft in Rees“ entwickeln. Auch der Austausch mit Wirtschaftsförderern erfolgreicherer Städte wie Kalkar, Emmerich, Xanten oder Kleve soll intensiviert werden. Wißen machte mit Blick auf die Ansiedlung von Firmen klar: “Wir haben eine bessere Verkehrsanbindung als viele andere Kommunen in der Umgebung, denen es besser geht.” Es gelte, daraus mehr Kapital zu schlagen.

Krankenhaus: “Druck durch den Bürgermeister fehlt”

Zu wenig Engagement seitens des Bürgermeisters sieht Schulz auch beim ehemaligen Krankenhaus: “Es ist eine riesige Bauruine. Es fehlt der nötige Druck durch den Bürgermeister, damit da etwas vorangeht.” Ein weiteres Ziel von Wißen und der SPD sind mehr bezahlbare kleine und sehr große Wohnungen in Rees. Diese sollen im Besitz der Stadt bleiben. Die Lösung aus Sicht der SPD: die Gründung einer stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft oder die Zusammenarbeit mit der Kreis Klever Baugesellschaft. Auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden in Rees will Wißen noch einmal ins Blickfeld rücken.

Bodo Wißen
Alter: 45 Jahre
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, Studium der Geschichte und Politikwissenschaften, von 2005 bis 2010 NRW-Landtagsabgeordneter, seit 2010 Regierungsbeschäftigter im höheren Dienst für das Land NRW (derzeit Referent im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung)
Politik: Mitglied der SPD seit 1997, von 2004 bis 2014 Mitglied des Kreistages, seit 2019 Vize-Vorsitzender der Kreis-SPD
Weitere Infos: www.bodo-wissen.de und www.spd-rees.de

Schulen und Kitas: Wißen kündigte weiter an, sich für eine Kostenbefreiung für den OGS-Besuch für Familien mit einem Jahreseinkommen unter 24.000 Euro einsetzen zu wollen. Die aktuelle Regelung in Rees sei „zutiefst unsozial“. Ob sich sein Wunsch, die Beitragsfreiheit für alle von der Kita bis zur Uni msetzen lässt, bezweifelte er jedoch. Langfristiges Ziel sei aber in jedem Fall ein hochwertiges Bildungsangebot, gerade bei den Kitas. “Sie sind mittlerweile die wichtigste Bildungseinrichtung”, betonte Friedmann, “vor allem mit Blick auf die Sprachentwicklung.”

Mobilität: In Sachen Mobilität braucht es laut Wißen und der SPD mehr und bessere Fahrradwege.

Nachträgliche Abgrabungen unter Umständen erlauben

Naturschutz: Im Sinne das Naturschutzes lehnen die Sozialdemokraten weitere Abgrabungen auf Reeser Gebiet ab. Ausnahmen sollen nachträgliche Abgrabungen sein, wenn dadurch das Aufreißen neuer Löcher verhindert werden kann. Die Windkraft-Konzentrationszonen und die dortigen Windräder sind für Friedmann “ein ökologischer Fortschritt, auch mit Blick auf den Einstieg in Wasserstoff-Energie”. Entsprechend wollte man bei der SPD weitere dieser Konzentrationszonen auch nicht ausschließen. Sie seien besser als die versprengten einzelnen Anlagen.

Zusammenleben: Um einen direkten Draht zu den Bürgern auf- und „eine gewisse Distanz“ abzubauen, denkt Wißen an regelmäßige Bürgersprechstunden und Stammtische. Zudem sei es – auch im Sinne der Attraktivität der Stadt – notwendig, einen städtische Ordnungsdienst zu installieren und die Polizeipräsenz zu erhöhen.

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