Bürgerbus
Den symbolischen Schlüssel für den neuen Bürgerbus übergaben Astrid Kutscha und Frank Chindemi (M., beide Niag) an Edgar Giesen, den Vorsitzenden des Menzelener Bürgerbusvereins. NN-Foto: Thomas Langer

MENZELEN. Über Zuwachs dürfen sich die Alpener beim Öffentlichen Personennahverkehr freuen. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit wurde feierlich der zweite Bürgerbus am DRK-Haus eingesegnet. Dieser erweitert in Alpen zwischen Menzelen und Bönning-Rill das bestehende Verkehrsangebot.

„Es ist eine ehrenamtliche Bewegung, die seinesgleichen sucht“, lobte Alpens Bürgermeister Thomas Ahls das Schaffen des Bürgerbusvereins in Menzelen. „Ich glaube, dass es eine große Solidaritätsbekundung für Alpener von Alpenern ist.“ Dabei betonte er die Mobilität, die im Kreis Wesel derzeit großgeschrieben werde und hob das Engagement der Bürgerbusvereine dabei besonders hervor.

-Anzeige-

Seit 20 Jahren mischt der Verein Menzelen schon mit und ist bis heute nicht im Ansatz müde geworden. Rund 30 ehrenamtliche Fahrer stehen momentan in den Startlöchern. „Ohne ein Team ist man verloren“, erzählte der Vereinsvorsitzende Edgar Giesen. Wie unabdingbar die Ehrenämtler sind, weiß er nur zu gut und ist für jeden von ihnen sehr dankbar.

Barrierefreier Bürgerbus

In dem neuen Bürgerbus finden bis zu acht Gäste auf einmal Platz. Geachtet wurde auf Barrierefreiheit, damit wirklich jeder vom Neuzugang profitieren kann. „Es ist dort eine ausgezeichnete Alternative, wo der Berufsverkehr nicht zu finanzieren wäre“, sagte der zweite stellvertretende Landrat des Kreises Wesel, Heinrich Friedrich Heselmann. So sieht es auch Frank Chindemi, Fahrausbilder bei der Niag, der seit fünf Jahren Ehrenämtler aus zwölf Bürgerbusvereinen fit fürs Fahren macht – rund 380 waren es bisher. „Der große ÖPNV ist im ländlichen Raum eher dünn vertreten. Damit ist der Bürgerbus eine super Ergänzung zum normalen Verkehr“, erklärte er. Zumal sich die großen Busse nicht immer und zu jeder Zeit lohnen würden.

Die Ehrenämtler auszubilden macht ihm viel Spaß: „Es sind Leute, die es auch wirklich wollen“, sagte Chindemi. Die meisten Menschen seien allerdings nicht an solch eher schwerfällige Autos gewöhnt. Trotz dessen sollen die Kurse auch Spaß machen. So fahren Teilnehmer im Slalom durch verschiedene Parcours oder üben, rückwärts zu fahren. Den Umgang mit dem (mit Spiegeln) rund 2,4 Meter breiten, sieben Meter langen und 2,95 Meter hohen umgebauten Mercedes erlernen die Teilnehmer so trotz seines vielleicht einschüchternden Erscheinens schnell. Rechtlich gilt er zudem noch als PKW, weshalb die Führerscheinklasse B ausreicht. Fahrer werden auch weiterhin noch gesucht.

Als Teil des regulären Linienverkehrs fährt er eine feste Route entlang regulärer Bushaltestellen, an denen auch der Fahrplan aushängt. Geachtet wurde allerdings darauf, dass der Bürgerbus nicht mit bestehenden Linien parallel unterwegs ist und sie aufeinandertreffen.

Die drei Säulen des Projekts

Wie Astrid Kutscha von der Bürgerbusbetreuung der Niag erzählt, stützt sich das Projekt auf drei Säulen: den Bürgerbusverein, die Kommune und die Niag.

Der Verein ist für die Fahrer zuständig und kümmert sich um die Organisation, wie etwa den Dienstplan und die Fahrgeldabrechnung. Die Niag betreut fast alle zwölf Bürgerbusvereine im Kreis Wesel, so auch den in Menzelen. „Die Niag ist ein Bindeglied zwischen den Behörden und dem Verein“, fasst Kutscha zusammen. So beantragt sie zum Beispiel die Fördermittel und Genehmigungen, gibt aber auch technisches Know-How weiter. Die Kommune wiederum kommt für die Betriebskosten auf sowie für die Defizite, wenn die Einnahmen die Kosten einmal nicht decken sollten.

Kutscha vermutet, dass sich die Bürger erst an den neuen Bürgerbus werden gewöhnen müssen. „Normalerweise kennt man nur den großen Bus“, sagt sie. „Aber es ist etwas Wunderbares, wie eine große Familie.“ Dabei erwähnt sie die Kinder, die mittlerweile gerne mit dem Bus führen. Zum Beispiel durch die festen Zeiten am Morgen entstehe auf kleinerem Raum schnell Vertrauen durch den regelmäßigen Kontakt zu den Fahrern. Auch das Elterntaxi falle so vermehrt weg. „Es ist persönlicher, die Menschen kennen und helfen sich.“

Das Fahrzeug wurde von der Bezirksregierung und dem Kreis Wesel finanziert. Es gehört allerdings zur Niag, bei der die ehrenamtlichen Fahrer über die Berufsgenossenschaft versichert sind.

Vorheriger Artikel„Raus aus dem Dornröschenschlaf!“
Nächster ArtikelTratsch im Treppenhaus