Weihbischof Lohmann besucht den pastoralen Ausbildungskurs für Laien in Niamey/Niger.Foto: privat

NIEDERRHEIN. Vor vier Jahren ist Weihbischof Rolf Lohmann, ebenfalls Kuratoriumsmitglied der Aktion pro Humanität, zum ersten Mal in Benin gewesen. Nun ist er erneut mit Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der Stiftung, in Benin gewesen und hat auch erst mal den Staat Niger besucht. Ihre eindrucksvollen und zum Nachdenken anregenden Erlebnisse schilderten beide in einem Gespräch mit der Presse.

Zu Beginn ihrer Reise besuchten Lohmann und Kleuren-Schryvers ein Priesterseminar in Benin: „Mich hat besonders beeindruckt, dass es da 128 – zumeist sehr junge Menschen – gab, die Priester werden möchten“, berichtet Lohmann. Eine Situation, die in seinem Bistum gänzlich anders aussehe. Zudem gehöre zu der Priesterausbildung in Benin auch die Arbeit auf dem Feld und die Versorgung der Tiere mit dazu.

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Ein wichtiger Teil der Reise bestand zudem im Besuch des Krankenhauses in Gohomey, das durch die Aktion pro Humanität 1995 gebaut werden konnte: „Das Krankenhaus ist zu einer sehr wichtigen Anlaufstelle für 800.000 Menschen in der Region geworden“, erläutert Kleuren-Schryvers und fügt hinzu, „für ein Buschkrankenhaus hat das Haus sich sensationell entwickelt.“

Vor einigen Jahren wurde sogar ein OP-Container nach Benin verschifft, um dort auch Operationen durchführen zu können: „Es muss dort keine fünfte Klasse Medizin geben, sondern es kann dort auch technologisch angepasste Medizin geben“, so Kleuren-Schryvers. Die Rückfinanzierung des Krankenhauses, das jährlich 30.000 Patienten behandelt, ist bereits zu 90 Prozent erfolgt, denn die Patienten zahlen kleine Beträge für die Versorgung: „Sollte ein Patient nicht in der Lage sein, dieses Geld aufzubringen, gibt es aber auch einen Sozialfonds“, stellt Kleuren-Schryvers klar.

Hilfe für alle Menschen, ganz gleich welcher Religion

Ein erfreuliches Ereignis war ein Wiedersehen mit Epiphan und Roland, zwei Brüder, die die Stiftung bereits seit 1998 begleitet: „Epiphan ist taub, weil er als kleines Kind ein falsches Antibiotikum bekommen hat. Sein Bruder Roland war stark unterernährt, als wir ihn gefunden haben“, so Kleuren-Schryvers. Beide Brüder hatten ihre Eltern damals gerade an Aids verloren und waren alleine.

Durch die Unterstützung der Stiftung konnten beide zur Schule gehen und werden nun ins Berufsleben starten: „Die beiden wiederzusehen und zu merken, wie gut es ihnen geht, hat mich zum Weinen gebracht und mir gleichermaßen viel Mut gemacht, dass wir das Richtige tun“, so die Vorsitzende der Stiftung. Wichtig ist Lohmann bei all dem, dass die Hilfe nicht allein aufs Christentum begrenzt ist: „Wir tun das aus christlicher Überzeugung, aber die Hilfe ist für alle, die dort leben ausgelegt – ganz gleich welcher Religion sie angehören.“

Notfallversorgung im Niger

Eine gänzlich unbekannte Situation fanden Lohmann und Kleuren-Schryvers in Niamey im Niger vor: „Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und ist stark vom Terror gezeichnet. Aus diesem Grund wurden wir auch die ganze Zeit von Sicherheitsleuten begleitet“, berichtet Weihbischof Lohmann. Zum ersten Mal seit 40 Jahren war ein deutscher Bischof dort, was für viel Aufsehen, aber auch großer Dankbarkeit führte: „Die Menschen waren sehr dankbar, dass ein Bischof auch in der derzeitigen Situation in das Land kommt“, berichtet Kleuren-Schryvers. Während es in Benin um entwicklungsfördernde Maßnahmen geht, steht in Niger einzig die Notfallversorgung im Fokus: „Die Themen, die wir dort haben, sind ganz andere als in Benin. Hier klingeln Menschen beim Erzbischof und fragen ihn nach Essen“, berichtet Lohmann nachdenklich.

Auch im Niger hat Weihbischof Lohmann an einer Ausbildung für Menschen, die in der Diazöse arbeiten möchten, teilgenommen und ist tief beeindruckt: „Wir sprechen hier von einem Land, in dem sich die Kirche umgeben von Hunger und Terror befindet. Die Menschen, die dort ausgebildet werden, erlernen nicht nur Theologisches, sondern auch Wissenswertes zu Ernährungsfragen und sie lernen kleine medizinische Sachen. Die Menschen, die dort pastoral ausgebildet werden, leben im Terror und sind sich dessen jeden Tag bewusst“, so Lohmann.

Djihadisten zerstören Infrastruktur

Zu gerne hätten Kleuren-Schryvers und Lohmann auch die Schule besucht, die aus den Spenden von Weihbischof Lohmanns Ernennung zum Bischof erbaut wurde. Allerdings war dies zum tiefen Bedauern von Lohmann nicht möglich: „Es ging ja leider nicht nur um unsere Sicherheit, sondern auch um die Sicherheit der Menschen vor Ort“, erklärt Lohmann und Kleuren-Schryvers fügt hinzu, „die Leiter der Schule haben eindringlich gewarnt, dass wir die Schule nicht besuchen sollen, da die Djihadisten die Schule zerstören würden, wenn sie wüssten, dass sie durch Weiße erbaut wurde“. Von acht Gebieten im Niger sind sechs in den Händen der Djihadisten „und sie zerstören alles, was an Infrastruktur vorhanden ist“, erklärt Lohmann.

Die Stimmungslage der kleinen Reisegruppe war in der Zeit im Niger oftmals sehr bedrückt: „Am Abend war meine Stimmung oft am Boden“, berichtet Weihbischof Lohmann. Die Hilflosigkeit vor der man dort stünde, habe alle sehr ergriffen: „Man plant heute Sachen und in der Nacht sind wieder terroristische Angriffe der Djihadisten und alles, was man geplant hat, ist passé. Die Djihadisten machen dort alles kaputt. Umso wichtiger ist es aber, mit den Menschen dort in Kontakt zu bleiben“, erläutert die Vorsitzende der Stiftung.

Finanzielle Spenden für Patenfamilien benötigt

In den letzten Wochen nach der Rückkehr der Reisegruppe aus dem Niger habe sich die Situation noch weiter zugespitzt, berichtet Kleuren-Schryvers: „Der Erzbischof berichtete mir, dass die Menschen aus den Gebieten, die die Djihadisten zerstört haben, in die Stadt Niamey kommen, um dort aufgenommen zu werden. Die Menschen dort haben aber natürlich auch nicht viel, sodass jetzt Patenfamilien hier in der Region gesucht werden, um die Familien dort vor Ort finanziell zu unterstützen.“ Auch wenn beide sich der schwierigen und weitreichenden Aufgaben bewusst sind, können sie nur an die Menschen appellieren, zu helfen: „Auch wenn es scheinbar ein Fass ohne Boden ist, müssen wir gucken, dass der Boden wieder reinkommt. Wir brauchen Perspektiven in Afrika,“ so Weihbischof Lohmann.

Wer gerne etwas spenden möchte, kann dies bei der Aktion pro Humanität machen. Die Spendendaten sind auf der Internetseite https://pro-humanitaet.de/ zu finden. Das Stichwort, um konkret für dieses Projekt zu spenden lautet „Patenfamilie Niger“.

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