Neue Ausstellung über das Kriegsende in Emmerich

Mit dem Einmarsch der Alliierten am Karsamstag 1945 endete der Zweite Weltkrieg für Emmerich - eine Ausstellung dazu wird am 1. März im Rheinmuseum eröffnet

EMMERICH. Es ist der 30. April 1945, Karsamstag: Mit dem Einzug kanadischer Soldaten ist der Zweite Weltkrieg für Emmerich beendet. Zu diesem Zeitpunkt leben in der Hansestadt noch rund 440 Menschen – fast 17.000 waren es vor Ausbruch des Krieges. Die Stadt liegt nach den Luftangriffen vom 7. Oktober 1944 in Trümmern. Die Ausstellung „Kriegsende in Emmerich“, die am Sonntag, 1. März, im Rheinmuseum eröffnet wird, zeigt Bilder, die das Ausmaß der Zerstörung erahnen lassen.

Unter den Fotos, die Museumsleiter Herbert Kleipaß teilweise bereits vor vielen Jahren zusammengetragen hat, sind auch Luftaufnahmen zu sehen. Ein Großteil stammt aus kanadischen Archiven, aufgenommen von kanadischen Soldaten während des Einzugs ein Emmerich. Darauf ist auch der Handdrehkran abgebildet, der heute im Hof des Rheinmuseums steht. „Damit wurden noch im Januar 1945 Ein-Mann-U-Boote im Emmericher Hafen zu Wasser gelassen“, berichtet Kleipaß, „die gegen Brücken in den Niederlanden eingesetzt wurden.“

-Anzeige-

Auf anderen Bildern sind noch die Schienen der alten Straßenbahn zu sehen, die Wesel, Rees und Emmerich verband. „Nach Kriegsende fuhren dort Loren, die den Schutt in die Rheinwiesen brachten“, sagt Kleipaß. An der Stelle, an der heute unter anderem die Probat-Werke stehen, wurde so der Boden auf die Höhe der Reeser Landstraße angehoben. „Dort liegt die ganze Stadt“, erläutert Herbert Kleipaß.

Ausstellung zeigt Zerstörung in Emmerich

Dem Krieg in Emmerich fällt auch die Aldegundiskirche zum Opfer. Die Alliierten beschießen sie vom linken Rheinufer aus, bis vom Kirchturm nur noch ein Finger steht. Das Rathaus kommt ebenfalls nicht ungeschoren davon: An der Fährstraße mündet eine Pontonbrücke der Alliierten. Um mit ihren Fahrzeugen in Richtung Geistmarkt vorrücken zu können, sprengen sie den vorderen Teil des Rathauses.

Emmerich gleicht um Ostern 1945 einer Trümmerlandschaft – das zeigen die 30 Rahmen mit alten Schwarz-weiß-Aufnahmen auf beklemmende Weise. Die Produktionsstätten namhafter Firmen, etwa des Likörherstellers Bols, sind zerstört. „Viele sind nach Kriegsende nicht wieder zurückgekommen“, sagt Kleipaß.

Der Aufbau der Stadt dauert: Noch zu Beginn der 1960er Jahre gibt es erhebliche Lücken mit Trümmergrundstücken. „Erst dann wurde begonnen, viel zu bauen“, sagt Kleipaß: Schulen, Frei- und Hallenbad, Autobahn, Rheinbrücke, auch das Gebäude des heutigen Rheinmuseums. Die Eisenbahn wurde elektrifiziert. „Damals machte sich ein neuer Wohlstand erstmals bemerkbar“, sagt Kleipaß.

Herausforderung für Bürger in Emmerich

Doch stehen die Bürger in Emmerich nach der Kapitulation der Nazis noch vor einer ganz anderen Herausforderung: „Man musste erst mal wieder Demokratie lernen“, erläutert Kleipaß. „Man musste Verwaltungsbeamte finden, die keine Nazigrößen waren.“ Denn bis dahin galt das Führerprinzip: Der Bürgermeister war vom NS-Regime eingesetzt worden. „Er war bei einer Ratssitzung mit 25 Punkten in knapp 30 Minuten fertig“, verdeutlicht Kleipaß. So etwas soll sich nicht wiederholen.

Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Kriegsende in Emmerich“ ist bis 17. April im Rheinmuseum zu sehen.
Am Sonntag, 19. April, 11 Uhr, wird dann die Ausstellung „Kinder des Friedens“ eröffnet. Es handelt sich um eine Gemeinschaftsprojekt, das das Rheinmuseum vom Stadsmuseum Doetinchen übernimmt. Diese Ausstellung ist bis 14. Juni in Emmerich zu sehen.
Aktuell ist das Rheinmuseum noch bis Samstag, 29. Februar, wegen eingehender Reinigungs- und Reparaturarbeiten geschlossen.
Eintrittsfreie Sonntage in diesem Jahr sind: 5. April, 3. Mai, 7. Juni, 5. Juli, 2. August, 6. September, 4. Oktober, 1. November, 6. Dezember.
Mehr zum Rheinmuseum gibt es auf der Homepage.

Die Ausstellung zum Kriegsende hat der Museumsleiter vor 25 Jahren schon einmal gezeigt. „Ich habe sie damals mit Herbert Schüürmans zusammengestellt“, erzählt Kleipaß. Dass er sie nun erneut zeigt, ist für ihn selbstverständlich. „Wir sind jetzt eine Generation weiter.“ Viel entscheidender aber ist für ihn: „Man kann sich die Grausamkeiten eines Krieges nicht vorstellen. Man sollte aber hin und wieder darüber sprechen und darüber nachdenken. Auch um sich bewusst zu machen, welches Glück wir heute haben.“

Vorheriger ArtikelMit Rettungshubschrauber in die Klinik
Nächster ArtikelElla liest beim Bezirksentscheid