The books happen – Kunst passiert.

Auf den Tischen: weiße Handschuhe. Bitte benutzen! Wer‘s nicht tut, dem ist nicht zu helfen. Echt jetzt.

It’s magic

Künstlerbücher haben ihre ureigene Magie. Sie sind anschaulicher Spagat zwischen dem Intimen und dem Exhibitionismus. Kunst ist natürlich immer Zurschaustellung – sie bietet irgendwie immer das Paradox der öffentlichen Seele, aber Künstlerbücher sind Verdichtungen: Sie bewahren das Magische zwischen den Deckeln und erfordern im wahrsten Sinne des Wortes Eingriffe. Wer nicht eingreift, bleibt ohne Erfahrungen.

-Anzeige-

Worte besuchen

„The Books happen“ ist der Titel einer sehenswerten Ausstellung, die von Sonntag an bis zum 23. März im Projektraum Bahnhof 25 in Kleve zu sehen ist. Übersetzt man den Titel mit „Die Bücher passieren“, greift man unweigerlich zu kurz. Die Magie der Bücher, denkt man, ist in diesen Titel gewachsen. The books happen – bitte nicht übersetzen, denkt man, oder Worte weit weg vom Original (be)suchen.

Berührbarkeiten

Künstlerbücher sieht man leider allzu oft als unter Vitrinen ruhende Unbeweglichkeiten. Natürlich hat das konservatorische Gründe. Wo kämen wir hin, wenn man Kunst anfassen, wenn man in einem Buch blättern dürfte? Antwort: Wir kämen ins Epizentrum der Darstellung. Eben dass bietet „The books happen“. Künstlerbücher und weiße Handschuhe als Zeichen der Berührbarkeit. Nicht ohne Grund heißt begreifen verstehen.

Innensansichten. NN-Foto: HF

Dialoge

Die Geschichte von „The books happen“ ist schnell erzählt. Henny Overbeek hat seine Künstlerbücher als Dialoge angelegt. Künstlerdialoge in Bildern und Zeichnungen sind keine Neuerfindung, aber darum geht es auch nicht. „The books happen“ ist eine unglaubliche Ausstellung, denn sie macht die Besucher zur Voyeuren und verwandelt das Sichtbare zum Erlebbaren.

Heilige Allianz

Tut das nicht jede Ausstellung? Nicht unbedingt. Ein Bild an der Wand befindet sich in einem anderen Aggregatzustand. Ein Bild an der Wand ist ein Angebot. Schau hin oder lass es. Künstlerbücher machen den Betrachter zum Mitwisser, Mitdenker, Mithandler. Natürlich – all das ist auch nur scheinbar, aber der Grad des Intimen scheint gesteigert. Eine heilige Allianz. „Nothing happens without a reason“ – heißt es in einem Begleittext zu „The books happen“ und bevor man vorschnell verlangt, für derlei Sätze seien Gebühren für das Phrasenschwein zu entrichten, sollte man die Sensoren auf das Poetische richten. „The books happen“ sondiert poetisches Terrain.

Ein Haken

Patrick Mangnus, ein Freund und Kollege von Henny Overbeek, hat die Ausstellung im Projektraum ein- und ausgerichtet und fest steht: Das Ganze ist ein großer Wurf – ein Haken, an dem, wer anbeißt, ins Epizentrum der Kunst, gesogen, getragen, gezogen, geführt wird. Es geht nicht darum, was neu ist oder Avantgarde – es geht darum, Zeuge von Dialogen zu werden und teilzuhaben an etwas, das sich ursprünglich anfühlt und frisch und wie „von gerade“.

Atelierbesuch

„The books happen“ ist wie ein Atelierbesuch und macht Besucher zum Shareholder. Mitseher werden zu Mittätern. Mitfühlen ist Mitdenken. „The Books happen“ ist ein Farbenspiel, ein Antidepressivum – in jeder Hinsicht. „The books happen“ ist eine Depesche aus dem Reich der Möglichen: jedes Buch, jede Seite ein Dialog-Protokoll. „The books happen“ – Kunst passiert.Am Ende möchten man sagen: „Ach bitte seien Sie so nett und packen mir alles ein.“ Dann noch die eigene Adresse angeben und auf den Paketboten warten. Echt jetzt.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 1. März, um 16 Uhr im Projektraum Bahnhof 25, Bahnhofstraße 25, in Kleve statt. statt. Es spricht: Drs. Ron Manheim.

Die Beteiligten Künstler: Toon Teeken, George Korsmit, Sebastiaan Schlicher, Aldo van den Broek, Nik Christensen, Michiel ten Bokum, Rutger Floor, Paul Segers, Boris Tellegen, Simon Schrikker, Robert van Gijssel, Aukje Dekker, Vincent Dams, Nug, Egs, Jonas Ohlsson, Antoni Kleinpier, Ajla Steinvag, Gigi Blay, Undog, Ruben Gutierrez, Ilga Mignon, Nieuw Brabants Front, Adam Mashville, Marc Oosting, Luuk Kloosterboer, Patrick de Vries, Juline Couic, MOK-C, Gimzee, Marjolijn de Wit, Gijs van Lith, Sander van Noort, Rik van Iersel, Hamid el Kanbouhi, Wisse Ankersmit, Stan Wannety.

Bahnhof 25 im Netz

Vorheriger ArtikelVom SPD-Sinkflug bis zum Bienensterben
Nächster ArtikelKarneval Kalkar 2020