Raserprozess: 21-jähriger wegen Mordes angeklagt

Zwei junge Männer lieferten sich an Ostern 2019 ein illegales Autorennen in Moers, bei dem eine unbeteiligte Frau starb / Prozessauftakt am Landgericht Kleve

NIEDERRHEIN. „Ich bin davon ausgegangen, dass alles gut gehen würde“, lies der 21-jährige Angeklagte am Montag zum Prozessauftakt im Raserprozess durch seinen Anwalt mitteilen. Der Duisburger gab indes zu, sich am späten Abend des Ostermontags des vergangenen Jahres ohne gültige Fahrerlaubnis hinter das Steuer eines 612 PS starken Mercedes-AMG E 63 S gesetzt und sich mit seinem 22-jährigen Mitangeklagten ein illegales Autorennen geliefert zu haben, bei dem in der Folge eine 43-jährige Mutter von erwachsenen Kinden ums Leben gekommen war. Der 21-Jährige ist deshalb vor dem Klever Landgericht wegen Mordes und gemeinsam mit dem 22-Jährigen wegen der Teilnahme an einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge angeklagt.

Der Fall hatte im vergangenen Jahr bundesweit für Aufsehen gesorgt, weshalb das Medienecho am vergangenen Montag beim Prozessauftakt vor dem Klever Landgericht entsprechend groß war. Die beiden Beschuldigten schauten während der Anklageverlesung immer wieder mit gesenktem Kopf zu Boden. Die wesentlichen Punkte der Anklageschrift bestätigten jedoch beide mit den durch ihre Anwälte verlesenen Einlassungen. Demnach trafen sich die beiden Männer auf einem Parkplatz, wo sie zunächst die Motoren aufheulen ließen, um die Leistungsstärke ihrer Fahrzeuge zu demonstrieren. Anschließend sollen beide ein Rennen ausgetragen haben, bei dem sie trotz Dunkelheit ihre Fahrzeuge – einen 612 PS starken Mercedes-AMG E 63 S und einen Range Rover Sport mit 550 PS – stark beschleunigten.

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167 Stundenkilometer

Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll der Mercedes zwischenzeitlich auch auf der linken Gegenspur unterwegs und 167 Stundenkilometer schnell gewesen sein – erlaubt waren lediglich 50 Stundenkilometer. In einem Kreuzungsbereich soll die 43-jährige Frau in ihrem Citroen Saxo auf die Bismarckstraße, wo sich die beiden Männer das illegale Autorennen geliefert haben sollen, eingebogen sein. Wie Zeugen dem Landgericht Kleve im Raserprozess berichteten, konnte der 21-jährige den Mercedes, der seinem Vater gehörte, trotz eingeleiteter Vollbremsung nicht mehr rechtzeitig zum Stehen bringen. Das Sportfahrzeug prallte laut Anklage in das Heck des Citroens, der aufgrund der Wucht des Aufpralls erst in ein geparktes Fahrzeug und dann in einen Baum gekracht sein soll. Die nicht angeschnallte Frau wurde laut Anklage aus dem Fahrzeug geschleudert und erlag wenige Tage später ihren Verletzungen.

„Er weiß, dass das nicht zu entschuldigen ist und dass er dafür die Verantwortung trägt“

„Er weiß, dass das nicht zu entschuldigen ist und dass er dafür die Verantwortung trägt“, sagte der Anwalt des 21-Jährigen am Ende der verlesenen schriftlichen Einlassung. Auch der 22-Jährige gab zu, dass er der Fahrer des weißen Range Rover Sport gewesen sei und er an dem illegalen Autorennen durch das Moerser Stadtgebiet teilgenommen habe. Anders als der 21-Jährige befindet sich der 22-Jährige zurzeit jedoch nicht in Untersuchungshaft.
Am ersten Prozesstag des Raserprozesses befragte das Schwurgericht am Landgericht Kleve mehrere Zeugen, die den Unfall an der Bismarckstraße in Moers beobachtet haben. Dazu gehörten unter anderem vier Jugendliche, denen die schnellen Autos bereits vor dem Unfall aufgefallen waren. Im Prozess sollten sie unter anderem auch die Frage klären, ob das Unfallopfer ein Stopp-Schild überfahren haben könnte. Aufgrund der Dunkelheit um 22 Uhr abends konnten sie dazu aber keine sicheren Angaben machen.

Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird Anfang März erwartet.

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