Erinnern braucht Ankerplätze

Menschen sind Geschichtenerzähler. Gute Geschichte sorgen für Aufmerksamkeit und …. sie bleiben im Gedächtnis. Das ist nur einer der Gründe dafür, warum man sich Sozialversicherungsnummern so schwer einprägt. Es verbindet sich nichts mit ihnen – es sei denn …

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Boris Nikolai Konrad ist einer von denen, die sich ein Kartenspiel innerhalb von 60 Sekunden einprägen. Rund 80 Vorträge im Jahr hält der Gedächtnisweltmeister. Eine seiner Demonstrationen: „Vor einem Vortrag unterhalte ich mich kurz mit circa 60 Teilnehmern. Wenn ich dann beginne, bitte ich die Leute, die mit mir geredet haben, aufzustehen. Wenn die Leute also aufstehen, kann ich jedem von ihnen seinen Namen sagen.“
Konrad – das merkt man schnell – ist einer, der das Vortragshandwerk versteht. [Ein Zweibein saß auf einem Dreibein und aß ein Einbein …] „Man muss die Kapaziäten des Gehirns effektiv nutzen“, sagt Boris Nikolai Konrad und meint, dass das Gehirn eher nicht dazu geschaffen wurde, sich Zahlen zu merken. Der Mensch ist ein Geschichtenerzähler.

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Ankerplätze

Geschichten sind Ankerplätze des Erinnerns.[…da kam ein Vierbein und nahm dem Zweibein das Einbein …] „Lernen kann man lernen“, lautet eine von Konrads Thesen, und so werden anscheinend unübersichtliche Fakten in seinem Kopf zu Geschichten. Das macht sie handhabbar.
Klingt eigenartig, denn Geschichten erfinden klingt nach zusätzlichen Aufwand. Der aber, Konrad ist der Beweis, zahlt sich aus. „Wer sich beliebig viele Namen und Fakten problemlos einprägen kann, wer Daten und Definitionen im Kopf behält, frei vortragen und aus dem Kopf Gespräche und Workshops leiten kann, der ist im Berufsleben eindeutig im Vorteil!“, heißt es auf Konrads Homepage.

Sleep and Memory

Konrad ist Jahrgang `84, studierte Physik und angewandte Informatik, promovierte in München im Fachbereich „Psychologie über die neuronalen Grundlagen außergewöhnlicher Gedächtnisleistungen“ und ist seitdem am „Donders Institute for Brain, Cognition und Behaviour“ in Nimwegen als „PostDoc“ in der Arbeitsgruppe „Sleep und Memory“ und wohnt … in Kranenburg. […da nahm das Zweibein das Dreibein und vertrieb das Vierbein.] Konrad war achtmal Team-Weltmeister in Sachen Gedächtnissport, hält vier Guiness-Weltrekorde, absolvierte Auftritte bei „Wetten, dass…?“ Er erhielt den 5-Sterne-Rednerpreis Die Liste ließe sich noch um einiges verlängern. 2016 erschien sein Buch „Alles nur in meinem Kopf“. Es ist eines von insgesamt dreien. [231421234]

Zuordnungen

Was hat es nun mit der Beingeschichte auf sich? Sie ist vielleicht eine Spur detaillierter als die Zahl 231421234, aber merken kann man sie sich am besten, wenn man folgende Zuordnungen vornimmt: Zweibein = Mensch; Dreibein = Schemel; Einbein = halbes Hähnchen; Vierbein = Hund. Der Mensch ist ein Geschichtenerzähler. Diese Geschichte stammt nicht von Boris Nikolai Konrad, aber sie zeigt den Weg vom vermeintlichen Zahlendschungel an den Lagerfeuerplatz der Reproduzierbarkeit. Sprachen lernen: Für Konrad kein Problem. Wenn er‘s drauf anlegt. „Wichtig sind zunächst die Zeichen. Dann kommen die Wörter und schließlich die Grammatik. Wenn ich in einem Restaurant sitze und sage: ‚Ich, wo, Toilette‘, kann ich sicher sein, dass ich mein Ziel erreiche. Wenn ich aber in perfekter Grammatik nach dem Ausgang frage und eigentlich die Toilette gemeint habe, ist das nicht wirklich zielführend.“ Derzeit arbeitet Konrad im Auftrag eines niederländischen Verlages an einem Gedächtnistraingsbuch für Kinder (ab 8 Jahren.) „Die Techniken sind im wesentlichen gleich, aber die Vermittlung ist eine ganz andere. Es wird im Buch sehr viele Bilder geben.“

Demnächst in Kranenburg

Wer Konrad, aus der Nähe erleben möchte, kann das am Aschermittwoch beim Fischessen der CDU im Kranenburger Bürgerhaus. Dort wird der Mann, der seit 2018 in Kranenburg lebt, verheiratet ist und zwei Kinder hat, über Gedächtnis und Neurowissenschaft sprechen. Langweilig wird es garantiert nicht. Und was die Zahlengeschichte angeht: einfach mal den Versuch machen, sie in der „verschlüsselten“ Form zu erzählen. Kaum einer kann sich das merken. Setzt man die Begriffe ein, geht‘s ohne Probleme. Menschen sind Geschichtenerzähler …

Boris Konrads Homepage

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