Landwirt
Stellten sich den Fragen der anwesenden Zuschauer: (v.l.n.r.) Martin Wache, Ruth Laakmann, Lukas Wache, Lukas Hegmann (Moderator), Tobias Brammen, Johannes Paaßen, Marlene Wache (Moderatorin), Georg Biedemann und Dr. Heinrich Bottermann. NN-Foto: Theo Leie

NIEDERRHEIN. Warum sind Bauernhöfe eigentlich immer eingezäunt? Gibt es für Landwirte Vorteile durch die neue Düngeverordnung? Warum sind Grundnahrungsmittel so unglaublich günstig geworden und kommt wirklich die Fleischsteuer? Solche und noch viele andere Fragen wurden bei der Veranstaltung „Frag doch mal den Landwirt“ zu der die Ortsbauern Veen, die Landjugend Veen und die Initiative „Land schafft Verbindung“ eingeladen hatten, beantwortet.

Viele Interessierte waren gekommen, um mit den Landwirten und Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, zu diskutieren und ihnen Fragen zu stellen. Michael van Beek, Ortsvorsteher von Veen, zeigte sich bei der Begrüßung positiv überrascht, über die hohe Zuschauerzahl: „Veen ist immer noch von Landwirtschaft geprägt, aber viele Landwirte, auch außerhalb von Veen, schauen heute sorgenvoll in die Zukunft“, so van Beek. Um Vorurteile aus der Bevölkerung auszuräumen, stellten sich deshalb die Landwirte Lukas Wache, Ruth Laakmann, Martin Wache, Johannes Paaßen, Tobias Brammen, Georg Biedemann und Staatssekretär Heinrich Bottermann den Fragen der gekommenen Zuschauer.

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Probleme mit der Düngeverordnung

Während es am Anfang noch um recht spezifische Fragen ging, meldeten sich im weiteren Verlauf des Abends auch einige fachfremde Zuschauer zu Wort. So fragte eine Zuschauerin, ob die Landwirte durch die neue Düngeverordnung auch Vorteile hätten. Das konnten die anwesenden Landwirte nur verneinen: „Die Zwischenfrüchte sollen nicht mehr gedüngt werden, das ist für uns nicht gut“, erklärt Martin Wache. Langfristig könne es Vorteile bringen, „aber dafür müssen die Verbraucher bereit sein, die Preise mitzutragen“, so Georg Biedemann. Letzten Endes müsse man sich darüber im Klaren sein, dass Pflanzen nicht gedeihen könnten, wenn sie nicht optimal mit Nährstoffen versorgt werden, so Biedemann weiter.

Bei der Podiumsdiskussion.

Ein anderer Zuschauer erkundigte sich, ob man den Gülletransport aus den Niederlanden nicht verbieten könne. Hierzu meldete sich Staatssekretär Heinrich Bottermann zu Wort: „Wir leben in der EU und der Grundsatz gilt, dass Dünger ein Wirtschaftsgut ist, dass man frei verhandeln darf.“ Zudem sei Gülle ein wertvoller Dünger, auf den insbesondere Ackerbaubetriebe, die keine eigenen Tiere haben, angewiesen sind: „Die nehmen dann natürlich gerne Überschussprodukte von Höfen, die zu viel haben“, erklärt Martin Wache.

Warum gibt es Zäune auf dem Bauernhof?

Im Verlauf wurde dann auch tatsächlich eine der Ausgangsfrage, die auf der Einladung standen, gestellt. Ein Zuschauer wollte wissen, was es nun mit der Einzäunung der Bauernhöfe auf sich habe: „Uns geht es in der Tat nicht darum, dass jemand nachts in unseren Stall einsteigen könnte“, erklärte Milchbauer Johannes Paaßen mit einem Zwinkern und fügt hinzu, „die Zäune sind vielmehr dafür da, dass keine infizierten Tiere den Hof betreten. Die Einfriedung ist eine Vorschrift und gilt der Biosicherheit.“

Passend zum Thema, erfolgte auch die Frage, wie die Landwirte mit wegfallenden Flächen zurechtkämen. Hier waren sich die Landwirte einig, dass jeder Wegfall von Flächen ein Problem für die Landwirtschaft darstellt: „Und jeder Quadratmeter, der bleibt, ist für uns hilfreich“, erklärte Johannes Paaßen. Das Problem kennt Bottermann auch, betonte jedoch, dass der Grundsatz laute, dass die Natur durch Eingriffe nicht geschädigt werde und dem müsse man nachkommen: „Fakt ist nun mal, dass die Landwirtschaft ein Eingriff in die Natur darstellt, dessen muss man sich bewusst sein“, so Bottermann.

Bottermann für Fleischsteuer

Eine weitere Frage zielte auf die Preise der Lebensmittel ab. Eine Zuschauerin berichtete von ihrer Nichte, die aus Australien zu Besuch sei und bei ihrer Reise durch verschiedene Länder festgestellt hatte, dass Lebensmittel in Deutschland sehr günstig seien. Die Zuschauerin wollte wissen, ob man an den Preisen etwas ändern könne und wer diese bestimme. Die Ausgangssituation ist in den 50er Jahren zu finden, erklärte Bottermann: „Damals gingen 50 Prozent des Einkommens für Nahrungsmittel drauf. Nach und nach wollte man sich aber auch mal wieder etwas gönnen, wie zum Beispiel einen VW Käfer, weswegen die Preise niedriger wurden. Heute gibt es leider ein Preis-Dumping, was nicht gut für die Landwirtschaft ist.“

Diese Preisfalle sei ein absoluter Wachstumshemmer, so Bottermann weiter, und daran müsse sich etwas ändern: „Ich wäre zum Beispiel auch bereit, eine Fleischsteuer zu zahlen. Man kann nicht alles zum Nulltarif haben“, so der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW. Diese Aussage konnten die Landwirte nur bestätigen. „Die Preise sind abhängig von den Lebensmittelläden, denn diese verdienen nicht am Verkauf, sondern am Einkauf“, erklärt Biedemann. Letzten Endes müssten sich aber auch die Verbraucher fragen, ob man ein Schweinefilet für einen Dumping-Preis kaufen müsse.

Landwirte und Bevölkerung im Dialog

Am Ende war man sich einig, dass vieles auch im Dialog mit den Verbrauchern geschehen müssen, wie zum Beispiel die Akzeptanz von höheren Preisen für Lebensmittel – oder die Einführung einer Fleischsteuer.

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