KELLEN. „Das muss noch 20 Zentimeter höher.“ Sagt der Chef und wirkt zufrieden, als die Einfahrt des Wertstoffhofes von zwei Leitern aus um das gewünschte Maß angehoben wird. Er nickt – und wendet sich der nächsten „Baustelle“ zu. Davon gibt es in den letzten Tagen vor der 1. Sitzung der Kellener Brejpott Quaker so einige. Endspurt eben. Während auf der Bühne geprobt wird, gilt es für die fleißigen Helfer im Hintergrund, jeder Gruppe das perfekte Umfeld zu schaffen. Das ist Aufgabe der Technik-Abteilung. Sie sorgen nicht nur dafür, dass Licht und Ton stimmen, sondern auch dafür, dass das Bühnenbild genau so aussieht, wie Spielleiter und Akteure es sich vorgestellt haben.

Seit gut sechs Jahren ist Hans Heinz Hübers der Leiter der 20-köpfigen Truppe, die sich selbst als Holzwürmer (Schreiner), Strippenzieher (Elektriker) oder auch Pinselquäler (Maler) beschreibt. Irgendwie scheint es so eine Art „Familiending“ zu sein, denn in der Technik-Abteilung häufen sich dieselben Nachnamen. So wird Hans Heinz von Gattin Ruth und den beiden Söhnen Christian und Michael flankiert. Auch Familie Weyers ist mit gleich vier Leuten vertreten. Nachwuchssorgen gibt es hier nicht – die Jugend packt offensichtlich gern mit an.
Für Hans Heinz ist die Technik-Abteilung jedenfalls genau das Richtige. Praktisch veranlagt ist der ehemalige Mitarbeiter der Umweltbetriebe der Stadt Kleve, der vor zwei Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, ohnehin. Das Organisieren liegt ihm. Und er wirkt offen für Anregungen. Die „Quaksetta“ (übrigens originalgetreu in Aufbau und Größe) muss weiter nach vorn, der Container mehr nach rechts. „Sonst sieht man hinten nichts mehr“, sagt jemand, der es wissen muss, weil er am anderen Ende des Schützenhaus-Saals steht. Wolfgang (Drop) und „Wusel“ (Michael Jansen) sollen in dieser Kulisse am Samstag ein Zwiegespräch halten. Da wäre es irgendwie schade, wenn man nur die Hälfte sieht.

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Maße müssen stimmen

„Wir haben zwei Stücke und eine ganze Menge Bilder“, erklärt Hans Heinz. Schließlich wollen auch die Tanzgruppen einen schicken Hintergrund und die Bütt muss auf- und abgebaut werden. Vorhang auf, Vorhang wieder zu. Profoss zum Eingang, Profoss zum Elferrat. Da ist richtiges Timing gefragt. Im „Keller“ des Schützenhauses lagern die riesigen Wandbilder, auf Leinen gemalte Klever Motive, die von Hans-Jürgen Kirchhof angefertigt wurden und regelmäßig zum Einsatz kommen. Gemalt wird natürlich immer noch. In diesem Jahr galt es neben dem Wertstoffhof noch Miss Sophies gute Stube zu rekonstruieren. Für den Sketch „Dinner for one“ reicht es nicht, eine lange Tafel aufzubauen und ein Tigerfell auszurollen – für die Quaker-Technik muss es da schon ein bisschen mehr sein. „Da gibt es jede Menge moderner Hilfsmittel“, verrät Hans Heinz. So lassen sich etwa Kulissen auf Pappwände projizieren und bequem nachzeichnen. Dann stimmt es auch mit den Maßen. „So eine Tür muss zwei Meter hoch sein, sonst sieht das ja nicht aus“, findet Hans Heinz.

Der beißt nicht: Bei den Proben geht es darum, die Bühne optimal herzurichten – damit die Stücke auch beim Publikum ankommen.

Endspurt

Seit Weihnachten wird auf Hochtouren an den Bühnenbildern gearbeitet. In der letzten Woche vor den Sitzungen sind die „Techniker“ täglich vor Ort. „Und uns fallen bis zur letzten Sekunde noch Sachen ein, die man verbessern kann“, weiß Hans Heinz. Er weiß auch: Der Weg zum fertigen Bild ist lang. Fast zwölf Monate lang, um genau zu sein. Am Anfang steht das Motto. „Das überlegen wir alle gemeinsam schon am Aschermittwoch“, erklärt Heinz (Verhoeven), Spielleiter der Brejpott Quaker und Kopf des Kreativ-Teams. In diesem Jahr ist das einfach. Da feiern die Quaker nämlich ihren 70. Geburtstag. Steht das Thema erstmal fest, können sich alle Beteiligten Gedanken machen – und für das Kreativ-Team ist das schon der Startschuss zum „Ideen schmieden“. Im Herbst ist das Programm soweit fertig. Jetzt kommen die Techniker ins Spiel. Die Spielleitung sagt, wie es aussehen soll. Die Techniker sorgen dafür, dass es dann auch so aussieht. „Anfang Dezember legen wir dann richtig los“, sagt Hans Heinz, der Praktiker, den man selten auf, dafür aber immer hinter der Bühne antrifft.

Mann mit vielen Talenten

Seit 27 Jahren ist er Mitglied der Brejpott Quaker. Vergnügungsausschuss, Elferrat, Vertreter im KRK – „eigentlich habe ich schon alles mögliche gemacht“, sagt der heute 65-Jährige. Hej kikt op den Bühn, datt alles löppt – und macht das gern. Zumindest im Rudel geht er auch einmal pro Sitzung selbst auf die Bühne. „Da singe ich im Chor“, sagt er. Um gleich wieder hinter der Bühne zu verschwinden. Wolfgang und Wusel sind für heute fertig mit Proben. Die auf Rollen montierten Kulissen verschwinden hinter dem Vorhang, das nächste Bühnenbild ist dran.

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