Brejpott Quaker
Brejpott-Quaker-Präsident Helmut Vehreschild sichtlich gut gelaunt beim Einzug in die Schützenhalle in Kellen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

KELLEN. 70 zu werden, das ist schon etwas Besonderes. Da war das diesjährige Motto der Jubiläumssitzung der Brejpott Quaker in Kellen am vergangenen Samstag eigentlich schon vorprogrammiert: Unter „Et gefft werr wat te fiere“ haben sich die Jecken im Schützenhaus nicht lumpen lassen und brannten ein regelrechtes Feuerwerk jecker Unterhaltungskunst ab. Nach Einzug des Elferrates mit Standarte, Profoss und Tanzgarde sowie der Begrüßung durch den Präsidenten Helmut Vehreschild, eröffneten die Källesse Quecksprengers in froschgrüner Garderobe das Programm mit ihrem energiegeladenen Gardetanz. Für sie gibt es obendrein einen weiteren Grund zu feiern: 30 Jahre tanzen die Quecksprengers bereits in Kellen.

Nach einem Dank an die Tänzerinnen begrüßt Präsident Vehresschild gleich die Schwanenfunker, die sich mit mehr als 30 Leuten die Ehre geben, um den runden Geburtstag gemeinsam mit den Quakern zu feiern. Dann kütt auch schon die erste Bütt: „Der Student“ Michael Meuwsen tritt mit Nasa-Shirt hinter das Rednerpult und spricht vom Weltall, Merkel, Holländern und Polen. Weil Abwechslung bekanntlich eine feine Sache ist, schließt sich daraufhin eine Tanzeinlage an: Dieses Mal sind es die Brejpott Tröpfchen, die dem Publikum zu flotter Musik einheizen. Das dankt‘s den Tänzerinnen mit viel und vor allem lautem Applaus. Wie nach jedem der Auftritte dankt der Präsident den Entertainern und stellt sie den Gästen mit Namen vor.

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Dann tritt Enne Janze (Georg Jansen)  hinter das Pult, wo er prompt Sprachgewohnheiten auf‘s Korn nimmt. Wer es bis dahin nicht weiß, erfährt spätestens jetzt, dass „se“ unverzichtbar für jeden ist, der Platt spricht. Können se jeden hier fragen. Dann erzählt er vom Urlaub mit den Kindern, der heute ganz anders ist als früher: „Sind wir gleich da? Is dat Spanien?“ „Nein, dat ist Goch.“ Die typischen Unterhaltungsspielchen wie „Ich sehe was, das du nicht siehst“ oder die versuchten Betrügereien bei „Stadt, Land, Fluss“ bekommen dabei auch mal eine Breitseite ab. Wie die Reaktionen des Publikums verraten, spricht er vielen Gästen aus der Seele. Damit hat er sich die standing ovations im wahrsten Sinne des Wortes redlich verdient.

Auf Zeitreise

Jetzt geht es auf Zeitreise: Auf die nehmen nämlich die 24 jungen Damen und der junge Herr der Quecksprengers mit. 70 Jahre Quaker in einem Tanz, der von wechselnder Musik und dem Klatschen und Pfeifen der Zuschauer begleitet wird. Braune Farben, Zylinder und Zahnräder geben den Tänzern und dem Bühnenbild einen Steampunk-Anstrich. Auf Abwechslung geben die Jecken hier sichtbar Acht. Apropos Bühnenbild: Auch ein Zeitreisemobil haben die Bühnenbauer hierfür angefertigt.

Dem täglichen Wahnsinn auf dem Wertstoff-Hof widmet sich dann das gleichnamige Bühnenstück mit Wolfgang Drop und Michael Jansen. Mülltrennung ist da natürlich eine wichtige Angelegenheit, aber alles andere als einfach. Und dann sollen auch mal Teile vergangener Bühnenstücke weg, darunter ein Skelett („Wo mutt dat hin?“). Dabei teilen sich die beiden dann brüderlich den guten Johnny Walker aus dem Flachmann und sprechen über die Bürgermeisterin und Politik generell. Da muss sich auch die SPD, die „Splitterpartei Deutschlands“, einiges anhören. Dann ist aber erstmal Pause. Auch feiererfahrene Narren brauchen mal eine zwischendurch.

Nach 20 Minuten  sorgt die Kapelle Al Dente live für ein wahres Schunkellieder-Potpourri. Schnell erfüllen Lieder wie „Wir sind alles kleine Sünderlein“ die Halle. Der Elferrat geht mit gutem Beispiel voran, schunkelt und klatscht und motiviert dadurch die Gäste, die aber bereitwillig einsteigen.

Dann ist Emma Dähnes großer Auftritt als Solotänzerin an der Reihe. Auch sie erntet für ihren eleganten Auftritt von den Zuschauern den verdienten Applaus.

Die nächste Bütt lässt nicht lange auf sich warten: Dieses Mal ist es Chantal (Mario Coumans mit blonder Perücke und rotem Schal), die Perle von de Niederrhein, die den Anwesenden wat vertellen will. Wirklich loslegen kann sie aber nicht, da sie von ihrem Sohn Tobi („großes T, kleiner Baumarkt“: Jan Coumans) unterbrochen wird: „Wir protestieren auf allen Vieren!“, ruft er in den Saal, als er auf die Bühne zumarschiert.

„Wat is de nu los?“, fragt sich Chantal. In den Worten von Greta: „How dare you?! You have stolen my dreams and my childhood with your empty words.“ Nee, da muss er schon auf Platt sprechen, fordert sie den Sohnemann auf. Auf Platt kritisiert der 16-Jährige gleich das teurer werdende Bier bei gleichbleibendem Taschengeld und drückt sein soziales Engagement durch ein passendes Plakat aus: „Freibier for Future!“. Natürlich bleibt es nicht nur dabei, sie zanken auch über Klamotten und Piercings. Ein echter Generationenkonflikt, nur eben auf Platt.

Im nächsten Bühnenstück präsentieren Christian Becker, Gabi Kreusch und René Coumans ein Highlight des Abends: Die Kellener Version von „Dinner for one“ – nur echt mit dem Frosch.

Ganz viel Glamour

Dann trudeln auch noch weitere Partygäste ein: Reiner Calmund, Angela Merkel und Willem-Alexander, König der Niederlande, sind nur ein paar der illustren Gäste, die für eine gehörige Portion Glamour am späten Abend sorgen.

„Glamour“ beschreibt auch den nächsten Showtanz der Brej­pott Tröpfchen ziemlich gut. „Pop-Ikonen“ heißt er: Dann wirbeln plötzlich Tina Turner, Britney Spears und Pink über die Bühne, alles mit zugehöriger Musik. Ohne Unterstützung der Tänzerinnen geht hier aber auch für echte Stars nichts, wie soll man denn auch alleine in die Luft gehen? Begeisterung macht sich im Publikum breit, die sich beim Quaker-Chor fortsetzt.

Nun folgt noch der Showtanz „Partytime“ der Froschkönige. Ausgerüstet mit Outfits im Konfetti-Muster und Party-Musik wie „Celebration“ und „Aber bitte mit Sahne“, zaubern sie schweißtreibende Bewegungen und regelrechte Artistik auf die Bühne, die sich vor den Tanzeinlagen der Damen nicht verstecken muss – Hebefiguren inklusive. Da kommt, auch dank „Time of my Life“, die Selbstironie nicht zu kurz. Damit endet auf bombastische Art und mit donnerndem Applaus ein jecker Abend in „Källe“.

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