KEVELAER. Der Beginn war ungewöhnlich. Die Gründungsurkunde des festgebenden Vereins der Kevelaerer Kirmes 2020 stand auf einer Speisekarte, die das Logo einer bekannten Biermarke zierte. Der erste zarte Hinweis darauf, dass Musizieren durstig macht und der Durst eventuell – natürlich nur in Ausnahmefällen – mit Gerstensaft gelöscht werden kann. Peter Tenhaef, Präsident der Geselligen Vereine Kevelaer, erinnerte beim Heimatabend der „Geselligen“ humorvoll an die Entstehung des Fanfarenzugs Swingenden Doppelzentner.

„Es war an einem Veilchendienstag, als in der Gaststätte ,Zur Schanz‘ von mehreren Männern die Gründungsurkunde der Swingenden Doppelzentner unterzeichnet wurde.“ Das neue Ensembles formierte sich aus teils wohlbeleibten Gardemitgliedern des Kevelaerer Prinzen Wolli I. Welbers. „Ich habe schon oft Musik gehört, doch so laut und schräg noch nie“, zitierte Peter Tenhaef einen damaligen „Ohrenzeugen“. „Es war grauenvoll.“ Doch die ,Swingis,‘ wie sie fortan in Kevelaer liebevoll genannten wurden, übten emsig, bis die Misstöne immer weniger wurden. „Erst dann durften sie in den Umzügen mitziehen“, so Präsident Tenhaef. Heutzutage seien sie aus dem geselligen Leben Kevelaers nicht mehr wegzudenken. „Ihr seid ein Fanfarencorps der Extraklasse geworden, dass keine Misstöne mehr duldet. Wir lieben euch einfach“, sagte Tenhaef.
Inzwischen ist aus den „Swingis“ eine gefragte Showband geworden, die Engagements aus der ganzen Region bekommt. Innerhalb der Kevelaerer Vereine sind die ,Swingenden Doppelzentner‘ mit ihren 30 Lenzen der jüngste der zahlreichen Kevelaerer Vereine. Schon lange planten die Mitglieder, zum 30jährigen Bestehen festgebender Verein der Kirmes zu sein und damit den Festkettenträger (FKT) zu stellen. Mit Jürgen Völlings trägt eines der noch verbliebenen drei Gründungsmitglieder der „Swingis“ zur Kirmes im Mai die Festkette. Erstmals wird ein Kevelaerer FKT von zwei Adjutanten begleitet. Seine vor Ort lebenden Kinder Simona Mülders und Björn Völlings werden ihm zur Seite stehen. Beide sind ebenfalls bei den „Swingis“ aktiv. Simona spielt Trompete und ist zudem die musikalische Leiterin des Fanfarenzugs. Björn ist an den Snares zu erleben. Für Musik am Heimatabend sorgten das Blasorchester des Musikvereins Kevelaer, der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kevelaer und die „Swingenden Doppelzentner“. Die Showgirls des VFR Blau-Gold Kevelaer zeigten Kostproben aus ihrem neuen Showprogramm, das unter dem Motto „Zirkus“ steht.
Der neue Festkettenträger gestand: „Ich bin sehr stolz, ein Swingi der ersten Stunde zu sein“, sagte er nach seiner Proklamation. „Ich möchte ein Festkettenträger zum Anfassen sein“. In einem großen, liebevoll und mit viel Humor gestalteten Showblock gewährten die „Swingis“ Einblicke hinter ihre Kulissen, ließen sich bei Ausflügen und misslungenen Proben beobachten. Bemerkenswert war auch der Solo-Auftritt von Christel Völlings, der Ehefrau des FKT, die ein Liebeslied an Kevelaer sang. Wie erlebnisreich und berührend die Zeit als Kevelaerer Festkettenträger sein kann, berichtete der scheidende FKT Hans Gerd (Tutti) Rütten, der zur Kirmes 2019 mit seinem Adjutantanten Ralf Trepmann die  St. Sebastianus-Schützenbruderschaft (SEB) Kevelaer repräsentierte. Rütten bedankte sich bei seiner Wache und seinen Schützenbrüdern für die „grandiose“ Unterstützung. Zum Abschied auf der Bühne äußerte er noch eine Bitte an die Kevelaerer Stadtratsmitglieder: „Bitte geht behutsam mit dem Peter-Plümpe-Platz um.“ Der auch für die Kirmes genutzte Platz vor dem Rathaus soll wie berichet umgestaltet werden.
Auch Rütten erinnerte an den kürzlich verstorbenen langjährigen Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade, den die SEB erst im Oktober 2019 zu ihrem Präses ernannt hatte. Zuvor hatte schon Peter Tenhaef, Präsident der Geselligen Vereine Kevelaer, den Verstorbenen und seine großen Verdienste um die Marienstadt gewürdigt. „Er war 32 Jahre lang Hüter des Gnadenbildes und hat immer regen Anteil an dem Geschehen innerhalb der Geselligen genommen und mit uns gefeiert. Ohne ihn sähen unsere Stadt und der Kapellenplatz anders aus. Er hat sich ein bleibendes Denkmal gesetzt.“
Tenhaef gedachte auch Willi Kocken, Mitglied des VFR Blau-Gold Kevelaer. „Er war ein begeisterter Karnevalist, Fahnenträger des VFR, und 2014 Adjutant des Festkettenträgers Egon Kammann.“ Zu Ehren der Verstorbenen erhoben sich die Besucher im Bühnenhaus von ihren Plätzen und sprachen ein kurzes Gebet. (Fotos: Gerhard Seybert)

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