Egon Boesten übersetzt Johan Cruyffs Vermächtnis

Johan Cruyff gilt als der Erfinder des offensiven und erfolgreichen Fußballs. Egon Boesten hat sein Buch ins Deutsche übersetzt.

KLEVE. Im vergangenen Jahr sorgte Ajax Amsterdam für Furore in der Champions League. Der niederländische Fußball-Rekordmeister schaffte es überraschend bis ins Halbfinale der europäischen Königsklasse. „Das war der beste Ajax-Fußball aller Zeiten. Zu sehen war dabei auch ganz klar die Handschrift von Johan Cruyff“, sagt Egon Boesten. Der gebürtige Klever und langjährige Sportreporter – unter anderem für die NRZ, die WELT und die Ruhrnachrichten – ist Cruyff-Experte und hat das Buch der niederländischen Fußball-Legende „Mijn voetball“ ins Deutsche übersetzt. „Johan Cruyff – der Prophet des Tores“ ist bereits in zweiter Auflage erschienen.

Johan Cruyff
Egon Boesten mit seiner Übersetzung „Johan Cruyff – der Prophet des Tores“. Foto: privat

Cruyffs fußballerische Handschrift sei in der heutigen Zeit nicht nur bei Ajax Amsterdam zu erkennen. „Er hat den Fußball revolutioniert. Cruyff steht für „voetbal totaal“; also für Fußball, bei dem zu jeder Zeit die Post abgeht. Seine Devise war immer: wenn wir drei Tore kassieren, müssen wir eben vier Tore schießen. Dieses für den Zuschauer sehr attraktiv anzusehende und sehr offensiv dominierende Spiel gab es vor ihm noch nicht“, sagt Boesten. Diese Spielweise habe Johan Cruyff, der eigentlich „Cruijff“ geschrieben wird, auch als Trainer in den 1980er und 1990er Jahren beim erfolgreichen spanischen Traditionsverein FC Barcelona spielen lassen und damit die Katalanen nachhaltig geprägt.

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Ein Revolutionär im Fußball

„Fußball-Trainer wie Louis van Gaal oder Pep Guardiola berichten heute noch, dass sie viel von ihm gelernt haben und er ihren Stil maßgeblich beeinflusst hat“, sagt Boesten. Für ihn sei Cruyff ein Revolutionär im europäischen Spitzen-Fußball, weil er neue Wege gegangen sei und damit einen ganzen Fußball-Stil erschaffen habe, der auch heute noch praktiziert werde – wie nicht zuletzt das Beispiel Ajax Amsterdam in der Champions League-Saison 2018/19 gezeigt habe.

“Dieses Buch sollte jeder Fußball-Trainer lesen”

Seine Idee vom „totalen“ und sehr offensiv orientierten Fußball hat Jaap de Groot, der ehemalige Sportchef der niederländischen Tageszeitung „De Telegraaf“, in Zusammenarbeit mit Cruyff im Buch „Mijn voetbal“ aufgeschrieben und 2012 erstmalig veröffentlicht. „Für mich ist es ein Buch, das jeder Fußball-Trainer, aber auch jeder Fan gelesen haben sollte“, sagt Boesten. Es vermittle, dass auch schöner Fußball erfolgreich sein könne.

Zum Cruyff‘schen Stil gehöre etwa ein starkes Pressing, das den Gegner zu Fehlern zwingt. „Dabei ist der Torwart bereits der erste Verteidiger, der Druck macht. Der mitspielende Torwart, wie ihn Edwin van der Sar (ehemaliger niederländischer Nationaltorhüter; Anm. d. Red.) und später Manuel Neuer (deutscher Nationaltorhüter; Anm. d. Red.) geprägt haben und wie er sich heute etabliert hat, geht auf die Philosophie Cruffys zurück“, sagt Boesten. Um diese auch den deutschen Fußball-Anhängern näherzubringen, habe er das Werk „Mijn voetbal“ ins Deutsche übersetzt und dazu sogar seinen eigenen „Leibniz-Blätter Verlag“ gegründet.

Der Prophet des Tores

Ein halbes Jahr brauchte Egon Boesten, der unter anderem Niederlandistik auf Lehramt studiert hat, um das Buch zu übersetzen. Den Titel „Johan Cruyff – der Prophet des Tores“ hat er ganz bewusst gewählt. „Viele halten Cruyff für den größten Fußball-Spieler aller Zeiten. Für mich ist er das, da er den Fußball als Spieler und Trainer revolutioniert hat“, sagt Boesten, der in Kaltenkirchen im Norden Deutschlands lebt und dort – nachdem er 25 Jahre lang Leiter der Sportredaktion der Elmshorner Nachrichten war – seit 2009 als Schulleiter und Geschäftsführer der Leibniz Privatschule Bad Bramstedt/Kaltenkirchen tätig ist.

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