Nachbarschaftsberatung
Gabriele van Royen ist Nachbarschaftskoordinatorin für die Gemeinde Sonsbeck. NN-Foto: Dickel

SONSBECK. Einmal am Tag sucht ein älterer Herr die Nachbarschaftskoordinatorin in Sonsbeck für eine Nachbarschaftsberatung auf. Er lebt noch alleine zu Hause, ist jedoch leicht dement und vergisst dadurch einige Sachen. Gabriele van Royen, Nachbarschaftskoordinatorin für Sonsbeck, nimmt sich dann die Zeit, um mit ihm seinen täglichen Ablauf durchzugehen. Für van Royen sind es ein paar Minuten ihrer Arbeitszeit, für den älteren Herren hingegen ist es eine große Hilfe, da diese Minuten ihm helfen, seinen Tag zu strukturieren und ihm Stärke geben.

Eine Nachbarschaftsberatung kann verschiedenste Aufgaben umfassen: „Manchmal geht es darum, Anträge auszufüllen oder Auskünfte zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Pflegestufen zu geben. Manchmal geht es aber auch einfach darum, jemandem zuzuhören und für ihn da zu sein”, erklärt Gabriele van Royen, die gemeinsam mit Sonja Böhm (Alpen), Andreas Cziudej (Rheinberg) und Manuel ter Bekke (Xanten) seit einem Jahr als Nachbarschaftskoordinatorin tätig ist. Das Projekt „Nachbarschaftsberatung” ist ein Leader-Projekt und wird für drei Jahre in der Leader-Region „Niederrhein: Natürlich lebendig” finanziert und umgesetzt.

-Anzeige-

Acht Nachbarschaftsberater sind in Sonsbeck tätig

In Sonsbeck konnten seit dem Projektbeginn vor einem Jahr acht ehrenamtliche Nachbarschaftsberater gewonnen werden: „Mich freut besonders, dass wir ältere, aber auch jüngere Menschen für die Nachbarschaftsberatung gewinnen konnten. Wir haben zum Beispiel drei junge Menschen, die sich engagieren und die soziale Arbeit studieren möchten. Für die ist es natürlich ein super Einstieg”, so van Royen. Die Angebote der Nachbarschaftsberater sind ganz unterschiedlich. Die jungen Leute bieten oftmals Senioren-Handykurse oder Computerkurse an. Die älteren Berater dagegen eher Senioren-Tanzcafés oder Repair-Cafés anbieten: „Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Jeder Berater hat ja unterschiedliche Potenziale und bringt diese mit in die Nachbarschaftsberatung hinein”, erklärt Sonsbecks Nachbarschaftskoordinatorin.

Sonsbeck gehöre mit seinen knapp 8.700 Einwohnern zu einer der kleineren Kommunen, in denen das Projekt laufe. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen der Leader-Region auch besonders wichtig: „Wenn zum Beispiel ein Angebot in Alpen, Xanten oder Rheinberg stattfindet, fahren die Sonsbecker da mitunter auch hin.” So war es zum Beispiel bei einem Senioren-Tanzcafé in Alpen der Fall: „Die Sonsbecker sind richtig tanzwütig, wir könnten solch eine Veranstaltung fast jede Woche machen”, erklärt van Royen schmunzelnd.

Von Einkaufen gehen über Anträge ausfüllen

Im ersten Jahr der Nachbarschaftsberatung sei es vor allem darum gegangen, mobil zu machen und den Menschen das Angebot vorzustellen: „In diesem Jahr möchten wir richtig viel umsetzen, denn das Vertrauen ist jetzt da und wir sind keine Unbekannten mehr”, so van Royen. Natürlich kann die Nachbarschaftsberatung nicht alles alleine schultern. Viel mehr sei sie „ein Puzzleteil, um die Lebensqualität der Menschen im Alltag zu erhalten”, erläutert van Royen. Manchmal gehe es zum Beispiel auch darum, für jemanden einkaufen zu gehen oder ihn zu einem Termin zu bringen.

Bei einem Fall sei es so, dass eine Frau sich an die Nachbarschaftsberatung gewandt hat, weil sie schwer erkrankt ist. Deshalb kann sie ihre Mutter deswegen nicht mehr wöchentlich zur Physiotherapie bringen: „Hier haben wir einen Nachbarschaftsberater gefunden, der sogar in der gleichen Straße wie die ältere Frau wohnt und sie jetzt einmal wöchentlich zur Physiotherapie bringt. Zudem ruft er sie auch am Wochenende manchmal an und fragt, ob sie mit zu einem Ausflug kommen möchte”, berichtet van Royen strahlend. “Das ist natürlich ein absolutes Wunschbild und auch nicht selbstverständlich. Eigentlich geht es bei der Nachbarschaftsberatung wirklich um Nächstenliebe.”

Starre Richtlinen aufbrechen und nach Bedarfe schauen

Während es manchmal natürlich auch darum gehe, mithilfe von Ordnungs- und Sozialamt zu schauen, welche Bedarfe bei den Menschen da sind und Alltagshilfen zu installieren, gehe es oftmals hingegen wirklich nur um Kleinigkeiten: „Es ist oftmals einfacher als man denkt. Manchmal muss man nur starre Richtlinien der Institutionen auflösen und genau hinschauen, was die Menschen brauchen und wie man es am einfachsten umsetzen kann”, so van Royen. Die Nachbarschaftsberater werden aber natürlich auch geschult, um bestmöglich für ihre Arbeit vorbereitet zu sein.

Für Sonsbeck ist ein Senioren-Wegweiser aktuell in den letzten Zügen. In der Broschüre werden alle wichtigen Stellen aufgezählt, sowie Treffs und Beratungsstellen genannt. Aber auch Buszeiten und Sprechstunden von Hilfestellen werden in der Broschüre, die in den nächsten Wochen erscheinen wird, zu finden sein.

Im Februar treffen sich dann alle Nachbarschaftsberater der Leader-Region „Niederrhein: Natürlich lebendig” zum Austausch. Circa 30 Berater sind im Moment in Alpen, Rheinberg, Sonsbeck und Xanten tätig. Sie kommen so auch in Kontakt: „Uns sind vor allem die Sozialkontakte wichtig”, erklärt van Royen abschließend und fügt hinzu, „niemand soll verwahrlosen und alleine sein. Das ist unser gemeinsames Ziel.”

Weitere Informationen zu allen Nachbarschaftsberatern gibt es unter der Internetseite der Leader-Region “Niederrhein: Natürlich lebendig”.

 

Vorheriger ArtikelGeldern bietet Schülern eine luxeriöse Grundlage
Nächster ArtikelDiebestour endete vor dem Haftrichter