Zoe mit ihrem Hund Vivo – sie sind ein Herz und eine Seele. Foto: Hannah Gooren

WALBECK. Am Anfang war da ein Hund, dessen Anblick die Herzen von Gitta und Zoe Mill so berührt hat, dass sie ihn mit nach Hause genommen haben. Dann kamen Hühner und Tauben dazu und schließlich noch ein weiterer Hund und Vögel. Wenn ein Tier verletzt ist oder Hilfe braucht, überlegen Mutter und Tochter nicht lange, sondern helfen, wo sie können.

Gitta Mill aus Walbeck ist oft zu Besuch in der kleinen Arche in Straelen. In der Einrichtung finden Tiere, die ungewollt sind, missbraucht oder weggeworfen wurden, ein zu Hause. Als Mills alter Hund starb, war für Mutter und Tochter sofort klar, dass der neue Hund aus der kleinen Arche kommen soll. Die Wahl fiel auf den Shar-Pei-Mix Vivo: „Man hat richtig gemerkt, wie neidisch die anderen Hunde waren, als Vivo mit uns nach Hause kommen durfte“, erinnert sich Zoe Mill lachend. Der Shar-Pei-Mix war als junger Hund mit einem Seil so misshandelt worden, dass die Knochen seiner hinteren Pfoten verkümmert sind. Deswegen kann Vivo nur auf den vorderen Pfoten laufen: „Am Anfang haben wir noch versucht, zwei- bis dreimal täglich mit ihm rauszugehen, aber das schafft er aufgrund seiner Behinderung nicht“, so Zoe Mill.

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Pflegeleicht und verspielt

Nichtsdestotrotz hat der zirka neun Jahre alte Hund draußen unheimlich viel Spaß: „Er ist sehr pflegeleicht und kann auch richtig Gas geben, wenn wir auf einem Feld sind“, berichtet Zoe Mill. Auf der Straße werden Mutter und Tochter oft auf den besonderen Hund angesprochen: „Wenn in Walbeck Spargelzeit ist, kommen wir kaum weiter und müssen alle paar Meter stehen bleiben“, berichtet Gitta Mill lachend. Schon in der Arche fanden Vivo viele Besucher süß, „aber niemand hat sich getraut, ihn mitzunehmen“, so Gitta Mill.

Mittlerweile lebt Vivo schon seit fünf Jahren bei den Mills und fühlt sich „tierisch“ wohl: „Er passt draußen im Garten auf die Hühner und Gänse auf“, erzählt Zoe Mill. Auch sie sind aus der Not heraus bei den Mills gelandet: „Die haben wir ebenso gerettet, wie die zahlreichen Tauben, die wir hier wieder aufpäppeln, bevor wir sie wieder auswildern“, erklärt Gitta Mill.

Eigentlich war ein zweiter Hund auch nicht unbedingt geplant, als die Walbecker jedoch Fila im Internet sahen, konnten sie nicht anders, als sich für den rumänischen Hund einsetzen: „Sie war auf einer Tötungsstation und hatte sich schon komplett aufgegeben“, erinnert sich die Walbeckerin an die traurigen Bilder des Hundes. Fila fehlt aufgrund einer Missbildung eine halbe Pfote, zudem zeugen zahlreiche Narben von ihrer Vergangenheit auf der Straße: „Wenn man etwas Erfahrung mitbringt und sich informiert, ist es kein Problem, behinderte Tiere aufzunehmen“, ist Zoe Mill überzeugt.

Die Dankbarkeit, die Mutter und Tochter von den Tieren bekommen, spricht für sich: „Sie versuchen, sich uns anzupassen und uns zu gefallen, weil sie gerne bei uns und glücklich sind, endlich ein gutes Leben zu haben.“ Die meisten Menschen sind sehr hilfsbereit, wenn sie die Mills mit ihren Hunden sehen: „Und wurden auch schon oft Spenden angeboten“, berichtet Zoe Mill. Nur ganz selten komme es vor, dass Menschen mit Unverständnis reagieren und fragen, ob man die Tiere denn nicht einschläfern lassen könnte: „Das entsetzt mich immer wieder, schließlich geht es beiden gut und sie leiden nicht – ganz im Gegenteil, sie haben ein schönes Leben bei uns.“

Facebook-Gruppe: Verlorene Seelen

Bis auf größere Operationen, für die Zoe Mill Spendenaktionen ins Leben gerufen hat, finanzieren die Walbecker die Tierhaltung und Pflege von kranken Tieren komplett aus eigener Tasche: „Da kommt natürlich schon einiges zusammen“, erklärt Gitta Mill und fügt hinzu, „deshalb überlegen wir, einen Verein zu gründen.“ Weitere Informationen zu den Tieren der Mills und zur Vereinsgründung gibt es in der Facebook-Gruppe „Verlorene Seelen“, die Gitta Mill gegründet hat.

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