Kalender fürs Klever Land:
Ein Blick in die Geschichte

70. Ausgabe des Druckwerkes mit vielen kulturellen und historischen Themen

Für eine „hervorragend gelungene“ Arbeit lobte Landrat Wolfgang Spreen (r.) das Redaktionsteam um (v. l.) Wiltrud Schnütgen, Bert Thissen, Jutta Nagels, Hans-Joachim Koepp und Barbara Mühlenhoff bei der Vorstellung des neuen Kalenders. NN-Foto: MB

KLEVERLAND. Einen ersten Blick hat Wolfgang Spreen bereits auf das neue Werk geworfen. „Ich finde ihn hervorragend gelungen“, sagt der Kreis Klever Landrat über den „Kalender für das Klever Land 2020“, der nun erschienen ist. Es ist die mittlerweile 70. Ausgabe und laut Spreen „ein wichtiger Blick in die Vergangenheit und ein wichtiger Beitrag zur Heimat- und Kulturpflege im Kreis Kleve“.

Auf 208 Seiten bietet der Kalender die Artikel zahlreicher Autoren aus der Region, die sich kulturellen und geschichtlichen Themen und Ereignissen im nördlichen Kreis Kleve, aber mitunter auch den angrenzenden Niederlanden widmen. „Teilweise vermischen sich die Themen des großen kulturellen Bereichs auch mit denen des historischen Bereichs“, verrät Wiltrud Schnütgen, seit 20 Jahren Mitglied des Redaktionsteams.

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Von ihr stammt auch gleich der erste Beitrag im Kalender, über die Gebrüder Limburg und ihren Onkel Johan Maelwael, denen in Nijmegen Festivals und Ausstellungen gewidmet sind und die vermutlich Vorfahren in Kleve hatten. Neu im Redaktionsteam und „das Küken“, wie sie selbst sagt, ist Barbara Mühlenhoff. Sie befasst sich in ihrem Artikel mit der Kalkarer Familie Neuhaus, die zwischen 1925 und 1938 einen regen Briefwechsel mit Verwandten in Russland unterhielt. „Diese Briefe zeigen die enge Verbindung der beiden Familien und wie vergoldet die Erinnerung an Kalkar war bei dem in Russland lebenden Familienteil“, erzählt Mühlenhoff.

Neu: großformatige Fotostrecke

Zwei Beiträge hat Hans-Joachim Koepp verfasst: über die Pfälzer, die vor 250 Jahre auf die Asperheide kamen, und über die Geschichte der Boxteler Bahn. Seine Frau Annette Wozny-Koepp liefert eine Neuheit im Kalender: eine großformatige Fotostrecke zum Thema „Wasser am Niederrhein“. Dazu erläutert Wiltrud Schnütgen: „Das Bild ist auch für unseren Kalender sehr wichtig geworden.“

Der Kalender
Der „Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2020“ umfasst 208 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und kostet 14,90 Euro. Er ist im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-946895-29-9).

Bert Thissen, der wie Schnütgen und Koepp seit 20 Jahren dem Redaktionsteam angehört, befasst sich nicht nur mit dem Klevischen Bildungsbürgertum im 20. Jahrhundert, sondern zeichnet auch für die Chronik des Klever Landes verantwortlich. Er gesteht: „Uns hat die finanzielle Lage ein wenig besorgt.“ Doch die gestiegenen Produktionskosten, die vor allem auf höhere Papierpreise zurückzuführen sind, konnten durch die finanielle Unterstützung der Sparkasse aufgefangen werden. „So konnten wir den Preis stabil halten“, freut sich auch Jutta Nagels vom herausgebenden Mercator-Verlag.

Verjüngung des Redaktionsteams eingeleitet

Auch die Zukunft des Redaktionsteams sei laut Thissen in den vergangenen Monaten ein Thema gewesen. So wolle Wilhelm Diedenhofen, der seit den 1960er Jahren am Kalender mitwirkt, langsam kürzertreten. Doch mit Barbara Mühlenhoff „haben wir die wichtige Verjüngung einleiten können“, freut sich Thissen.

Die Kontinuität, die den Kalender und das Redaktionsteam auszeichnet, lässt sich ganz besonders am Titelmotiv ablesen. In 70 Jahren haben es nur zwei Künstler gestaltet: Zunächst Paul Theissen, seit 25 Jahren nun Fritz Poorten. Von ihm stammt auch das 2020er-Motiv, das das Portal zu Haus Empel bei Rees zeigt.

Der Kalender für das Jahr 2020 auf den ersten Seiten des Werkes zeigt, passend zur 70. Ausgabe, Fotos aus dem Kleverland vor 70 Jahren. „Der Kalender ist eines der wenigen Medien, in denen die jüngere Generation die Geschichte ihrer Region nachlesen kann“, sagt Jutta Nagels. Landrat Spreen ergänzt abschließend: „Er ist zeitgemäß in der Aufmachung und interessant in der Themenauswahl – absolut lesenswert.“

Mehr zum Inhalt:

Wilhelm Diedenhofen beschreibt einen Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert mit dem Porträt der Anna von Kleve. Alois van Doornick mutmaßt, dass auf einem Alt-Kalkarer Messgewand die Klever Herzogin Maria von Burgund dargestellt ist. Wolfgang Richard Müller stellt das Kunst-Archivvon Peter Kerschgens vor. Christoph Lamers begab sich auf die Spuren des bekannten Fotografen Willy Maywald und schildert dessen Internierung und Flucht in Südfrankreich. Hermann Opgen-Rhein beschreibt, wie die St.-Georgs-Kirche in Haldern entstand. Dieter Bullack stellt die geschichtliche Entwicklung der 450 Jahre alten evangelischen Kirche in Goch dar.

Landgerichtspräsident Ulrich Schambert (früher Kleve, heute Münster) beschreibt, wie Kleve vor 200 Jahren den Sitz des Oberlandesgerichts an Hamm verlor. Georg Hüttner hat sich mit dem früheren Klever Bürgermeister Johann Heinrich Thomae beschäftigt und Alexander Ahrens erinnert an den aus Kleve stammenden Architekten Ernst Paulus, der in Berlin Karriere machte. Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm beschreibt anhand von Knochenfunden in der Klever Gruftgasse die Schwierigkeiten der historischen Einordnung dieser Entdeckung. Peter Thomas berichtet über eine Straßenordnung für Kleve aus dem Jahre 1728 und liefert damit drastische Beschreibungen über die damaligen hygienischen Verhältnisse. Auch Natur und Landschaft findet sich im Kalender wieder: Ekkehard Foerster macht Anmerkungen zur Araukarie im Klever Amphitheater, und Helmut Berghaus zeigt Bilder vom niederrheinischen Kartoffelverkauf.

Norbert Kohnen informiert über eine neue Abteilung im Emmericher PAN Kunstforum, den jüdischen Kulturraum. Rüdiger Gollnick beschreibt die Erinnerungen einer Zwangsarbeiterin nach 60 Jahren, die Rees als „gemütliche Kurortstadt“ bezeichnete. Franz-Ludwig van der Grinten hat in der eigenen Familiengeschichte geforscht und schildert, wie einer seiner Vorfahren vom Müller zum Hotelier in Plasmolen wurde. Herbert Drießen analysiert ein hundert Jahre altes Schulzeugnis, und Johannes van Lier greift den Karneval in den Nachkriegsjahren auf, diesmal in Mehr. Bernhard Siebers lässt den Leser oder die Leserin an seinen Kindheitserinnerungen teilhaben, die er an die Klever Tiergartenstraße hat. Selbstverständlich darf der Beitrag zur Eltener Dorflinde nicht fehlen. Veit van den Berg erinnert sich in Teil IX an den Schmied Hermann Mütter. Der Kalender enthält wieder Gedichte von Maria Diedenhofen und Mundarttexte von Haki van Hezik und Ulrich Ch. Blortz.

 

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