CDU wählt einen Bürgermeisterkandidaten

Inzwischen gibt es drei Bewerber der CDU fürs Bürgermeisteramt, zwei haben sich öffentlich gestellt

XANTEN. Bei drei öffentlichen Podiumsdiskussionen haben sich der amtierende Bürgermeister Thomas Görtz und Rechtsanwalt Daniel Ingendahl aus Xanten vorgestellt. Beide möchten von der CDU Xanten als Bürgermeisterkandidat aufgestellt werden. Inzwischen hat sich mit Hans Peter Brammen aus Birten ein dritter potentieller Kandidat gemeldet, der sich jedoch nicht an diesem öffentlichen Verfahren beteiligt hat. Das Bürger Interesse war sehr groß.

Vorstellungsrunde: (v.l.): Daniel Ingendahl, Moderator Dirk Möwius und Thomas Görtz. NN-Foto: Lorelies Christian

Die letzte Diskussion am Donnerstagabend in Birten wurde von Dirk Möwius (ehemals Chefredakteur RP Xanten) souverän moderiert und von rund 150 Bürgern verfolgt. Zunächst erhielten beide Bewerber die Möglichkeit, sich privat vorzustellen. Daniel Ingendahl ist 40 Jahre alt, ist in Wardt aufgewachsen und hat nach seinem Abitur am Stiftsgymnasium Jura studiert. Seit 2007 ist er als Anwalt zuge­lassen, seit 2011 hat er eine Kanzlei in Xanten. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt nun an der Beek. Er weiß, dass er als Bürgermeister große Aufgaben zu bewältigen habe und setzt auf ein gutes Miteinander und Beteiligung der Bürger an der Zukunftsgestaltung für Xanten.
Thomas Görtz ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Seit sieben Jahren wohnt er in Xanten, war zunächst als Kämmerer bei der Stadtverwaltung angefangen und ist seit 2014 Bürgermeister der Stadt. Der Diplom-Verwaltungswirt hat inzwischen fast 30 Jahre Berufserfahrung in der Kommunalverwaltung und war acht Jahre lang bei der Gemeindeprüfungsanstalt. „Ich bin der CDU verhaftet und verpflichtet und möchte Bürgermeister dieser Stadt bleiben“, stellte er sogleich fest.

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Stadtentwicklung

Zur weiteren Entwicklung befragt, hat Ingendahl die Idee, Xanten zur naturnahen Tourismusstadt zu machen und denkt dabei an die Einbeziehung der Hees und des Rheins. Es gäbe Investoren – wie die Erlebnis Akademie, die Parks in Deutschland einrichten würden. Den Dörfern würde er gerne ein Budget zur Verfügung stellen, über das sie für Anschaffungen im Ort selbst verwalten könnten.
Görtz setzt ebenfalls darauf, die Ortschaften zu stärken und gleichzeitig auf Zusammenhalt zu achten. Gerade die Ortschaften würden sehr selbstbewusst die Gestaltung ihrer Dörfer übernehmen. Sein Ziel formuliert er so: „Weiterhin für Gäste und Bürger attraktiv bleiben!“

Schulstandort

Bei der Frage nach der Stärkung des Schulstandortes Xanten setzt Ingendahl darauf, bestehende Infrastrukturen zu erhalten. Er drückte sein Bedauern aus, dass in Vynen und Birten die Grundschulen geschlossen wurden und fordert ein Miteinander, um dort neue Dorfbegegnungsstätten zu schaffen.
Görtz sprach das raumpädagogische Konzept an, das Experten zur Zeit für das Stiftsgymnasium und die Gesamtschule entwickeln. Dieses würde im Januar vorgestellt und sei finanziell nicht ad hoc zu stemmen und nur langfristig umzusetzbar.

Haushaltslage

Während Görtz selbst der derzeitigen Haushaltslage die Schulnote Drei minus gab, glaubt Ingendahl, dass die Stadt sehr viel schlechter aufgestellt sei. Görtz zog das Beispiel eines Klassenspiegels hinzu, denn im Vergleich stehe Xanten immer noch sehr gut da. Die durchschnittliche Verschuldung liege in Xanten bei rund 2.300 Euro pro Kopf, in vielen anderen Städten NRWs wäre sie doppelt so hoch. Außerdem zog der die Rahmenbedingungen hinzu, die zu berücksichtigen seien, die Kreisumlage sei von 10 Millionen auf 16 Millionen Euro angestiegen. Aufgaben, die Bund und Land den Kommunen aufdrückten, müssten die Kommunen selbst finanziell stemmen. Ingendahl hingegen zeigte sich tief besorgt angesichts der Haushaltslage und verlangt, dass Ein- und Ausgaben im Einklang zu bringen seien. Allerdings ist das der Stadt schon seit 2011 nichtmehr gelungen. Das strukturelle Defizit – also weniger Ausgaben als Einnahmen im Jahr – wird schon lange aus der Ausgleichsrücklage entnommen, was dazu führte, das diese aufgebraucht sei. Alfred Melters fragte nach, wo Ingendahl denn Sparmöglichkeiten sehe. Ingendahl verwies auf steigende Personalkosten und trotz hoch qualifizierter Mitarbeiter würden Konzepte von Experten angefordert, die zusätzlich bezahlt werden müssten, obwohl die Mitarbeiter ebenso gute Arbeit leisten könnten. Als Beispiel nannte er das Spielplatzkonzept, das letztendlich doch nicht so umgesetzt wurde.

Wirtschaftsförderung

In Fragen nach Wirtschafts- und Tourismusförderung führte Ingendahl Negativbeispiele an, von denen er gehört habe. Görtz hingegen blickte nach vorne, lobte die Arbeit der Mitarbeiter, die sich für Wirtschaftsförderung einsetzen, sie seien gut vernetzt und auch der schon „tot geglaubte“ Neubau des Hotels in Börgers Wiese vor dem Stadttor, wäre auf gutem Wege, Investor und Betreiber wären gefunden, die Baugenehmigung läge vor.
Auf Nachfrage aus dem Publikum stellte Ingendahl noch einmal klar, dass er als Rechtsanwalt seine Mandanten zu vertreten hätte, sollte er aber als Bürgermeisterkandidat nominiert werden, würde er die Mandate, die sich im Streit mit der Stadt Xanten befinden, niederlegen und damit dem Gesetzgeber zuvorkommen, der dies erst mit der Vereidigung verlangt.

Zuzug junger Familien

Beide Bewerber sind sich einig, dass Xanten für junge Familien attraktiv bleiben muss, dazu gehört auch, dass sie das Leben in der Domstadt bezahlen können. Ingendahl favorisiert, Baugrundstücke für junge Familien kostengünstiger anzubieten und beantwortete nicht die Frage, ob Kinderbetreuungskosten von der Stadt übernommen werden können. Görtz erklärte, mit der CDU überein gekommen zu sein, dass Kosten nach dem Verursacherprinzip umgelegt werden müssen und nicht alle Steuerzahler für Kindergartenplätze zahlen sollen.

Chancen für Birten

Insgesamt kamen nicht viele Nachfragen aus dem Publikum. Hermann Janßen bedauerte, dass das ehrenamtliche Engagement an der Grundschule nicht genügend gewürdigt würde, jetzt würde sie abgerissen. Doch Görtz machte noch einmal darauf aufmerksam, dass gesetzliche Bestimmungen und die Entscheidung der Eltern dazu geführt hätten, dass die Schule nicht fortbestehen konnte. Andererseits sieht er auch Chancen für den Ort: Es gibt einen Investor, der dort einen neuen Kindergarten bauen will, in dem auch U3-Betreuung möglich wird. Das Amphitheater wird wieder attraktiv hergerichtet und auch die Feuerwehrwache sei umgebaut und modernisiert worden mit Investitionskosten von 500.000 Euro.

Fazit

Die letzte Frage durfte Moderator Dirk Möwius stellen: „Welches Fazit ziehen Sie nach den drei Veranstaltungen?“ Görtz antwortete: „Ich habe viele positive Erfahrungen und Eindrücke mitgenommen. Es hat aber auch Momente gegeben mit Foul-Spielen. Ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Diese Machenschaften müssen aufhören. Ich lasse mich nicht vom Hof jagen. Ich werde um die Stadt kämpfen und weiterhin mein Bestes geben.“
Ingendahl gab zu, dass er für ein parteiinternes Auswahlverfahren gewesen sei, aber die CDU habe sich auf diesen Ablauf verständigt. Inzwischen halte er das transparente und offene Verfahren für richtig. Es sei gut, damit die CDU zu einer Entscheidung kommen kann.
Diese Entscheidung wird am kommenden Mittwoch im Schützenhaus Xanten fallen. Rund 300 CDU-Mitglieder können abstimmen. Tanko Scholten, Vorsitzender des CDU–Stadtverbands, setzt darauf, dass mindestens 150 Leute kommen. Gerade in den letzten Wochen habe es einen Mitglieder-Zulauf gegeben, das zeige das große Interesse an der Kandidatenwahl.

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