KLEVE. Heute ist der 11.11. – für viele Menschen beginnt die fünfte Jahreszeit. Auch in der Schwanenstadt hat sich (bereits am Sonntag) das neue jecke Oberhaupt vorgestellt. Es ist der 34-jährige Marc Mülders. Sein Motto, passend zu seinem Beinamen: Steuern runter, Stimmung rauf – Klever Narren obenauf. Im NN-Interview stellt sich die angehende Tollität elf Fragen.

Dein Beiname hat mit deinem Beruf zu tun. Du arbeitest im Finanzamt in Geldern. Da würde man einen echten Karnevalsprinzen nicht unbedingt vermuten…
Marc: Im Gegenteil. Wer mal am Altweibertag im Finanzamt gewesen ist, weiß, dass wir uns selbst ganz gut auf die Schippe nehmen können. Da steigen die Kollegen in die Bütt und es gibt ein buntes Programm aus eigenen Reihen. Wir haben an diesem Tag so viele Termine in Kleve, dass wir es leider nicht bis nach Geldern schaffen werden. Wir versuchen allerdings, es an einem anderen Tag zu ermöglichen, dort aufzutreten.

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Nun hast du aber nicht erst als Finanzwirt deine Liebe zum Karneval entdeckt. Wann ging das bei dir los?

Marc Mülders ist der Klever Prinz für die Session 2019/2020. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Marc: Sehr früh. Ich stand schon als Kind auf der Bühne. Gebürtig komme ich aus Hau. Ich begann bei Funkturm Hau und war da sogar Sitzungspräsident beim Kinderkarneval. Mein Vater war 1999 Mitbegründer der Guten Laune Hau – da habe ich dann natürlich auch mitgemischt. Während meines Studiums habe ich den Karneval etwas aus den Augen verloren. So richtig wurde das „Feuer“ in der Session 2010/11 entfacht, als ich Prinz Michael den Flammenden als Gardist begleiten durfte. 2012 bin ich Schwanenfunker geworden. In dem Verein ist auch mein Opa Mitglied gewesen – man konnte mit dem Namen Mülders also schon etwas anfangen. Opa Helmut war 1976 Klever Prinz (Prinz Helmut der Eiserne). Deswegen habe ich mich auch schon ganz früh, vor sechs Jahren, für die kommende Session beworben. Dann ist das vier mal elf Jahre her. Und das bedeutet mir wirklich viel.

Du bist sehr aktiv im Klever Karneval unterwegs. Was macht den für dich so besonders?
Marc: Dass Tolle ist, dass es hier so viele Menschen gibt, die sich im Karneval engagieren und sich dafür einsetzen. Und damit meine ich nicht nur die Aktiven, die das Bühnenprogramm gestalten, sondern auch die Menschen, die zu den Sitzungen gehen, die sich den Zug ansehen, die im Zelt mitfeiern und einfach mit Spaß dabei sind.

Deine Familie gehört zu den Menschen, die den Karneval im Blut haben. Auch deine Frau hast du im Karneval kennengelernt?
Marc: Ja. Katrin war eine sehr erfolgreiche Solotänzerin. Sie ist auch mal Deutsche Vizemeisterin geworden. Nach der Geburt von Jannis und Niklas hat sie das aufgegeben, trainiert aber noch Solomariechen und tanzt und trainiert mit Begeisterung bei den Flames von Viethens Bullen. Da ist sie auch Mitglied. Sie steht voll hinter mir und freut sich auch schon riesig auf die Session.Auch die Jungs sind ganz aufgeregt und freuen sich für den Papa.

Und worauf freust du dich am meisten?
Marc: Eigentlich auf alles. Ich habe im Mai 2016 erfahren, dass ich Klever Prinz werde. Zu der Zeit steckte ich schon mittendrin in den Vorbereitungen für die Session 2016/17, in der ich Prinz Andreas den Grenzenlosen begleiten durfte. Als Adjutant hat man noch einmal eine ganz andere Sicht und ist sehr nah dran. Ich weiß, was da auf mich zukommt. Besonders wichtig sind mir die Menschen, denen es nicht so gut geht. Denen wollen wir Freude bereiten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie sollen ihre Sorgen vergessen. Ganz besonders freue ich mich auch auf den Besuch im St. Anna Kindergarten. Meine Jungs sind da und die Erzieherinnen freuen sich auch schon total auf unseren Besuch. Das wird für mich als Papa auch ein ganz besonderer Moment sein. Natürlich freue ich jetzt erstmal auf die Proklamation. Das ist der Tag, an dem ich so richtig im Mittelpunkt stehe und an dem die lange Zeit der Vorfreude endlich ein Ende hat.

Bist du denn mit Blick auf die Proklamation wenigstens ein bisschen nervös?
Marc: Ich würde es als gesunde Aufregung bezeichnen. Ich weiß, dass wir gut aufgestellt sind und weiß letztlich sowieso nicht, was für ein Programm mich erwartet. Ich lass mich überraschen und habe mir vorgenommen, jede Sekunde zu genießen. Natürlich möchte man einen perfekten Start hinlegen und setzt sich da auch unter Druck. Ich habe durchaus einen hohen Anspruch an mich selbst und hoffe, dass alles so läuft, wie ich – oder wie wir – uns das vorgestellt haben.

Hast du dir vorher Tipps bei den ehemaligen Prinzen geholt?
Marc: Natürlich bekommt man viele Tipps. Ich bin ja selbst mit Michael, Andreas und Jens (Anm.: Jens der Tönende, 2012/13) unterwegs gewesen. Gerade in meiner Zeit als Adjutant habe ich viel gelernt und Kontakte geknüpft. Bei den Schwanenfunkern gibt es natürlich auch Ex-Prinzen wie Fred Quinkertz (1987, Prinz Fred der Schnittige), Walter Heicks (1999, Prinz Walter der Herzliche) oder Andre Budde (2004, Prinz Andre der Sonnige), die gern helfen und viel Erfahrung haben. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Grundsätzlich ist es aber so, dass ich mein eigenes Ding machen möchte. Wir wollen als Garde unseren eigenen Stil entwicklen, unsere Ideen umsetzen. Wir haben zum Beispiel extra ein Kinderlied aufgenommen. Das war mir als Familienvater auch ganz wichtig. Für die Besuche in den Seniorenheimen gibt es noch ein Heimatlied – ganz unabhängig von dem obligatorischen Prinzen- und dem Gardelied.

Was ist euch besonders wichtig?
Marc: Wir wollen für wirklich alle greifbar sein. Vielleicht ist das vielen nicht bewusst: Wir machen das ehrenamtlich und kostenlos. Wir freuen uns über jede Einladung und versuchen, alle Anfragen unterzubringen (Anm.: Terminanfragen unter adjutant@prinz-marc.de, Telefon 0151/ 70408844).

Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, deine Garde vorzustellen…
Marc: Sehr gern. Mein Adjutant ist Andreas Braam, der sich netterweise für meine Adju-Dienste während seiner Session revanchiert. Wir sind quasi schon ein eingespieltes Team. Hinzu kommen 17 Gardisten und natürlich die Tanzmädels. Das sind die Funkerschwänchen und die Schwanenfünkchen. Während der Schwanenfunker-Sitzungen springen die Kolibris der Gesellschaft Schildbürger ein. Die Musik kommt erstmals von drei Kapellen, die sich die Auftritte teilen. Das sind das Bundestambourcorps Hönnepel, der Spielmannszug Materborn und der Fanfarenzug Swingende Doppelzentner aus Kevelaer. Fürs Singen ist Tobias Budde zuständig, ebenfalls aus den Reihen der Schwanenfunker.

Im Moment dreht sich alles um den Karneval. Aber es gibt auch ein „normales“ Leben. Was macht dir da Freude?
Marc: Ich bin gern mit meiner Familie unterwegs, gehe zum Fußball. Wir sind FC Kleve-Fans. Und ich bin bekennender Fan vom FC Bayern München. Ich versuche, es mindestens einmal im Jahr ins Stadion nach München zu schaffen.

Und Aschermittwoch?
Marc: …ist der Papa wieder voll da. Da werde ich wohl Zeit haben, alles in Ruhe Revue passieren zu lassen. Vermutlich bin ich auch traurig, vielleicht erschöpft. Aber die Familie steht dann klar an erster Stelle. Ich weiß, wie anstrengend das auch für Katrin und die Kinder ist.

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