Ilka Sulten
Künstlerin Ilka Sulten (2. v. l.) mit Gabriele Gondek (l., Arbeitskreis Kunst und Kirche), Pfarrerin Rahel Schaller (2. v. r.) und Pfarrer Albrecht Mewes vor dem Kräuterbeet. NN-Foto: Thomas Langer

GOCH. Scheinwelt und wahre Welt, Natur und Unnatur. Das sind Themen, mit denen sich die Künstlerin Ilka Sulten beschäftigt. Im Rahmen ihrer Ausstellung „Das 1 x 1 der sauberen Windschutzscheibe – PVC4qPEpqu“ zeigt sie ab morgen einige ihrer Werke in der evangelischen Kirche in Goch.

Besuchern der Gottesdienste werden schon im Eingangsbereich sechs Kreationen der gebürtigen Kölnerin auffallen. Unter dem Titel „Die Lichtbringer“ aus der Reihe „Wir sind kein Freizeitunternehmen“ sind ungewöhnliche Zeichnungen von Kindern zu sehen, die ein Vogelhaus auf dem Kopf tragen und sich in für Kinder schönen Situationen befinden.

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Egal ob mit einem Papierboot oder auf einem Fahrrad: „Sie tragen eine schwere Last, aber sie lächeln alle. Es ist eine ernste Sache, diese Welt. Wie sollen die Kinder diese überfüllte Welt verstehen?“, sagt Sulten. „Ich finde, die Kinder werden zu sehr überfordert“, ergänzt sie und bezieht sich dabei auf die Struktur der Welt, egal ob Schule oder Handy. „Man kann nicht aus dieser Struktur heraustreten.“ Auch die Natur spielt in diesem Kontext eine Rolle. Viele Kinder würden zum Beispiel digital über Pflanzen lernen, ohne sie jedoch in echt zu kennen, sie in der Hand gehabt zu haben: „Die Verbindung zur Natur geht verloren“, erklärt Sulten.

Natur gegen Unnatur: Mit letzterer meint Sulten vor allem das Plastik in unserer Welt. Und das spielt bei einigen ihrer Werke in der Kirche eine große Rolle. So etwa bei „Sieben Kränze für die Welt“, die die Wände schmücken. Sie bestehen aus Kunstblumen, Spielzeugartikeln, Dekoglimmer, Lackfarbe und Kriegsspielzeug. Teils auch mit Ton, Bewegung, Licht und Geruch. Jedem Kranz liegt ein eigenes Thema zu Grunde. Gemeinsam haben sie zum Beispiel den doppelten Sinn des Spielzeugs: Sowohl als Spielzeug, als auch als langverbleibendes „Erbe“ in Wäldern und Gewässern. Oder die vermeintlich schöne Plastikwelt, die sich als Scheußlichkeit entpuppt und die heutige gefährliche Naturferne aufzeigt. Die kryptischen Namen, wie im Titel der Ausstellung, spiegeln Entfremdung und Verantwortungslosigkeit wider.

Bezug zur Natur

Ebenfalls auf die Natur bezieht sich das Kräuterbeet, vorne neben dem Pult. Die Erde als einzig Echtes wird ergänzt durch allerhand Künstliches, wie selbstgemachter Löwenzahn und Spitzwegerich aus Plastik sowie Scherben. „Die Scherben zeigen, was im Argen liegt, dass etwas kaputt ist“, erläutert Sulten.

Sultens Hang zum Kreativen hat seinen Ursprung bereits in ihrer Kindheit. „Ich war schon immer sehr kreativ“, verrät sie. „Ich habe viele Fragen, die ich in Bildern ausdrücke.“ Langsam aber stetig ging sie mehr in Berufsrichtung Künstlerin. In Arnhem studierte sie Kunst an der Kunsthochschule, war dort Meisterschülerin. Seit 1998 ist sie freischaffende Künstlerin, hat sich auch in den Niederlanden der Kräuterkunde gewidmet.

Für die Ausstellung kam die evangelische Gemeinde Goch auf Sulten zu. „Künstler haben ja einen eigenen Blick auf die Welt“, sagt Pfarrerin Rahel Schaller. Sie findet es gut, auch einmal andere Stimmen in der Kirche zu hören – oder wie in diesem Falle – zu sehen. Wer sich die Ausstellung außerhalb der Gottesdienste ansehen möchte, kann sich im Gemeindebüro (Markt 8) der Evangelischen Kirche (Markt 6) melden, unter Telefon 02823/7458 oder per Mail an goch@ekir.de. Die Ausstellung dauert bis Sonntag, 24. November.

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