Folklore aus aller Herren Länder in Pfalzdorf erleben

Europa-Markt rund um das Pfälzerheim mit 200 Teilnehmern aus sieben Ländern am 13. Oktober

PFALZDORF. Seit mehr als 50 Jahren, genaugenommen seit 1966, belebt die Klingende Windrose Folklore-Tradition mit Tanz, Musik und Kostümen. Im Rahmen ihrer Europawoche organisiert die Folkloregruppe einen Europamarkt in Pfalzdorf, bei dem gleichgesinnte Gruppen aus ganz Europa zusammenkommen sollen. Veranstaltet wird der Markt am Sonntag, 13. Oktober, ab 11 Uhr, rund um das Pfälzerheim, Kirchstraße 105. Der Eintritt ist frei.

Als Terminus beschreibt „Folk­lore“ das kulturelle Erbe eines Volkes, dessen Bewahrung meist auf mündlicher, teils aber auch schriftlicher und bildlicher, Überlieferung beruht. Mit der Nationalromantick im 19. Jahrhundert entflammt ein Interesse für nationale „Folklore“, aus dem Englischen „folk“ Volk und „lore“ Wissen. Johann Gottfried Herder, einer der wichtigsten Verfechter jener Strömung, identifiziert das Bauerntum als Bewahrer und Überlieferer einer sogenannten „Volksseele“, welche die gemeinsame und einzigartige Seele eines Volkes postuliert. Diese sei über Jahrtausende durch mündliche Überlieferung modelliert worden. Herder inspiriert damit unter anderem die Brüder Grimm, die auf der Suche nach dem Ursprung dieser „Volksseele“ mündlich überlieferte Traditionen und Geschichten im Deutschsprachigen Raum sammeln.

-Anzeige-

Bräuche und kulturelle Inhalte bewahren

Erst zur Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Auffassung von Folklore erweitert, so werden neben den mündlich übertragenen Inhalten, sprich Märchen, Legenden, Epen auch der Glauben, Bräuche, das Handwerk sowie traditionelle Kostüme unter dem Terminus zusammengeführt. So umfasst Folklore heute ein weites Spektrum an Inhalten: literarische Inhalte, wie Geschichten oder Musik, figurative Inhalte, wie Kostüme oder Tänze sowie materielle Inhalte wie Instrumente und Werkzeuge.

Um solche Bräuche und kulturelle Inhalte zu erhalten und mit der Welt zu teilen, organisiert die Klingende Windrose seit 1971 regelmäßig eine Internationale Begegnungswoche, während der – in 2013 – mehr als 200 Teilnehmer aus acht Länder zusammengekommen sind.
Dieses Jahr, im Rahmen des 22. Austauschs dieser Natur, übernehmen zwei junge Mitglieder, Christine Schillings und Chantal Göritz, die Organisation eines Europamarktes, an dem neben Folklore-Beiträgen der verschiedenen Teilnehmer aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Russland, Schweden und Ungarn auch kulinarische Spezialitäten, wie zum Beispiel das dänische „Smørrebrød“ oder die schwedische Erbsensuppe, „Ärtsoppa“, angeboten werden. „In ihren landestypischen Trachten präsentieren Teilnehmer Musik und Tanz live auf der Bühne. Gemeinsam mit allen Marktbesuchern soll ein internationales fröhliches Miteinander und ein Austausch der Kulturen entstehen – sozusagen: Europa zu Gast in Goch“, erklärt Christine Schillings.

Europamärkte hat die Folkloregruppe im Rahmen der Internationalen Wochen schon des Öfteren organisiert, „in Goch feiern wir allerdings Premiere, da wir diese Veranstaltung zum ers­ten Mal in Kooperation mit der hier ansässigen ,Volkstanzgruppe Pfalzdorf‘ auf die Beine stellen, die vor Ort die Organisation in Pfalzdorf übernimmt“ erläutert Chantal Göritz.

Das Thema Europa wird erarbeitet

Die rund 200 Teilnehmer aus sieben Ländern, die dieses Jahr an der Europäischen Woche mit dem Thema „Let’s create a Europe for tomorrow“teilnehmen, kommen sieben Tage in der Jugendherberge nach Olpe unter. Dort soll unter anderem in Workshops das Thema Europa erarbeitet. Vor allem aber machen die Folkloregruppen, dass was sie am liebsten machen: „Wir tanzen, singen und musizieren gemeinsam. Es ist einfach ein unbeschreibliches Erlebnis, wenn es nur Musik braucht, um sich zu verständigen“, so Chantal Göritz.

Die eingeladenen Folkloregruppen kennen sich schon länger, denn „die Klingende Windrose hat immer schon Beziehungen zu anderen ausländischen Folkloregruppen gepflegt. „Über die Jahre konnten wir viele Freundschaften im Ausland knüpfen und wir kommen viel rum: Wir waren beispielsweise schon in Frankreich, Dänemark, Irland, aber auch in der Slowakei, in Russland und Japan“, führt sie fort. Nun sollen die befreundeten Folkloregruppen in Goch zusammenkommen und gemeinsam den Tänzen und der Musik ihrer jeweiligen Kulturen nachgehen.

Ein solch ambitioniertes Unterfangen ist mit einem deutlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Daher haben Christine Schillings und Chantal Göritz eine „Crowd-Funding“ Kampagne gestartet, die in erster Linie den Europa-Markt finanzieren und im die Unterbringung der 200 Teilnehmer decken sollte. Dieses sogenannte ‚Fundigziele‘ wurde erreicht. „Unterstützt wird die Europäische Woche 2019 in Teilen vom Landes- und Bundesverband der djo–Deutsche Jugend in Europa sowie von Aktion Mensch“, so Göritz.
Dem Europa-Markt am 13. Oktober in Pfalzdorf steht also nichts mehr im Wege. Dort soll die Folklore verschiedener europäischer Länder gemeinsam zelebriert werden, denn „es gibt kein größeres Zeichen für ein vereintes Europan, als zusammen zu tanzen“, so Schillings.
Oscar Heinke

Vorheriger Artikel75 Jahre Frieden und Freiheit
Nächster ArtikelFünftes Mifgash-Festival für mehr Vielfalt