Fußbälle für die JVA: Ingo Anderbrügge (l.) überreichte Anstaltsleiter Udo Gansweidt (m.) als Gastgeschenk Fußbälle für die neue Sportanlage der Justizvollzugsanstalt in Kleve. NN-Foto: SP

KLEVE. Die Rote Karte gehört zum Fußball dazu. „Wichtig ist, dass man aus seinen Fehlern lernt und dann hat jeder eine zweite Chance verdient”, sagte Ex-Fußball-Profi Ingo Anderbrügge bei seinem Besuch in der Klever Justizvollzugsanstalt (JVA). Das Verbüßen einer Haftstrafe verglich Anderbrügge dabei mit der Roten Karte im Fußball. „Prominente Beispiele aus dem Fußball haben ja gezeigt, dass man in die Gesellschaft zurück integriert werden kann”, meinte Anderbrügge.

Der Traum, einmal mit „Eurofighter“ Ingo Anderbrügge Fußballspielen zu dürfen, wurde für die Gefangenen war. NN-Foto: SP

Die Justizvollzugsanstalt Kleve besuchte der „Eurofighter”, der 1997 den Uefa-Cup mit dem FC Schalke 04 holte, im Namen der Sepp-Herberger-Stiftung des DFB. Der deutsche Weltmeister-Trainer von 1954 setzte sich bereits zu Lebzeiten für Häftlinge in den Justizvollzugsanstalten ein und besuchte sie dort. Heute führen ehemalige Bundesligaspieler wie Ingo Anderbrügge dieses Erbe fort.

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Hinter den hohen Knastmauern kickte der mittlerweile 55-Jährige nicht nur mit den Gefangenen auf einem neuen Ascheplatz, er sprach und diskutierte mit ihnen auch rege über Fußball. Die Häftlinge hatten sich dafür zuvor Fragen überlegt, die sie dem Ex-Fußball-Profi stellten. Dabei war der Videobeweis ebenso Thema wie die aktuellen Spielergehälter, der „echte Ruhrgebiets- und Straßenfußball” oder das multi-kulturelle Miteinander. „Beim Fußball ist es egal, mit wem ich zusammenspiele. Bei Schalke habe ich mit Gerald Asamoah, Türken und Niederländern zusammengespielt. Da überlegt man sich nicht: ‚Spiele ich den jetzt wirklich an?‘ Stattdessen kämpft man miteinander für das gleiche Ziel”, sagte Anderbrügge. Die Häftlinge applaudierten ihm zustimmend.

Sport trägt zur Behandlung bei

Wie wichtig der Sport für die Gefangenen hinter Gittern ist, erläuterte derweil JVA-Pressesprecher Jörg Neyenhuys: „Früher war der Sport für die Insassen nur Aggressionsabbau. Mittlerweile trägt Sport zur Behandlung bei. Es werden Werte vermittelt: Man lernt, sich anzupassen, in Teams zu funktionieren, sich unterzuordnen und sich Ziele zu setzen.” Spor sei daher ein wichtiger Indikator für die Resozialisierung.

Denis P., der zurzeit in Untersuchungshaft in der Klever Justizvollzugsanstalt einsitzt, bestätigt das. „Sport ist für uns hier ganz wichtig. Täglich mache ich Sport, was soll ich denn auch sonst hier machen?”, sagte der Fußball-Fan.

Die JVA in Kleve hat deshalb einen neuen Sportplatz erhalten, der im Rahmen des Besuches von Ingo Anderbrügge und eines Sportfestes feierlich eingeweiht wurde. „Der alte Ascheplatz war einfach auf”, sagte Neyenhuys. Eigentlich hatten sich die Gefangenen und die Behörde unisono einen Kunstrasenplatz gewünscht, doch dieser wurde nicht genehmigt. „Das ist schade”, findet Neyenhuys. Stattdessen gab es einen neuen Ascheplatz sowie eine Multifunktionsfläche und einen „Functional-Tower”, eine Art modernes Klettergerüst, wie man es aus vielen Fitnessstudios mittlerweile kennt. Dazu steht den Häftlingen auch ein Volleyball-Platz zur Verfügung. Insgesamt 300.000 Euro kostete das Projekt.

„Eurofighter” Ingo Anderbrügge begrüßte den neuen Sportplatz für die Gefangenen. „Sport ist wichtig für die Birne. Außerdem kann man seine Kraft besser in den Sport investieren als in andere Bereiche”, sagte Anderbrügge im Gespräch mit den Häftlingen.

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