Siegfried von Xanten – mehr als nur eine Sagengestalt

Bereits 1844 schrieb Friedrich Engels einen Reisebericht über Siegfrieds Heimat

XANTEN. So wie Siegfried der Drachentöter ein Held aus der Sage ist, ist das Schatzkistchen aus der Nibelungensage, das im Siegfriedmuseum Xanten deponiert ist, auch nicht mit wirklichen Schätzen gefüllt. Dabei hätte der Förderverein des Museums beste Verwendung dafür.

Sabine van der List (l.), Schatzmeisterin des Fördervereins Siegfriedmuseum Xanten, hält die Hand auf das „Schatzkistchen“ aus der Nibelungensage. Zum Vorstand gehören auch (v.l.): Tanko Scholten, stellvertretender Vorsitzender, Anke Lyttwin, Schriftführerin und Museumsleiterin, Peter Friese, Beisitzer und Bürgermeister Thomas Görtz, Vorsitzender.
NN-Foto: Lorelies Christian

Der Grund liegt nahe: Seit fast zehn Jahren gibt es die Dauerausstellung im Siegfriedmuseum und soll um einige Exponate erweitert werden. Die Museumslandschaft als solche hat sich im letzten Jahrzehnt gewandelt: Dank Digitalisierung ist sie lebendiger geworden. Museumsleiterin Anke Lytt­win weiß, dass es recht schwierig ist, Besuchern den Nibelungen-Mythos nahezubringen. „Es ist schwierig immaterielle Gegenstände dazustellen. Daher müssen wir Objekte finden, die die Leute kennen und die sie mit dem hohen Mittelalter und der fränkischen Zeit verbinden“, erklärt sie, denn die Sagenfigur Siegfried hat ja nichts Persönliches hinterlassen. Seine Popularität verdankt Siegfried von Xanten nicht nur dem Nibelungenlied, er wurde ja auch als Sigurd in der nordischen Sagenwelt als furchtloser Held beschrieben. Leider missbrauchten die Nationalsozialisten das Nibelungenlied für ihre Ideologie und Propaganda. Seither hat man das Bild vom großen, blonden, blauäugigen Siegfried vor sich, das zu der Zeit geprägt wurde, aber nichts mit der ursprünglichen Legende zu tun hat.
„Es ist mein Bildungsauftrag über die Konstruktion und Dekonstruktion des Nibelungen-Mythos aufzuklären und auch über die Vereinnahmung des Nibelungenliedes durch die Nationalsozialisten“, sieht Anke Lyttwin ihre Aufgabe, gerade jetzt angesichts erstarkender Rechter und wohl wissend, dass rechtsextreme Kampfsportgruppen Wörter aus dem Nibelungenlied als Codes verwenden.
Andererseits gibt es natürlich auch viele Parallelen zu „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“, Tarnkappen, Schätze, Schwerter oder Drachen geben viel Spielraum für Phantasien. Die Besucher des Siegfriedmuseums sind besonders angetan von den Führungen, wenn sie auf den Spuren Siegfrieds Geheimnisvolles entdecken können und dabei viel übers Mittelalter und auch zu lokalen aktuellen Bezügen lernen.
Dank guter Vernetzung zu anderen Museen konnte Anke Lyttwin nun einige Exponate kaufen (zum Beispiel aus der Ausstellung Faszination Schwert des Landesmuseum Stuttgart) und ergänzt nun die Dauerausstellung.
Mit den Besucherzahlen in Höhe von gut 8.000 Personen im Jahr (davon die Hälfte Xantener) ist sie zufrieden, allerdings wünscht sie sich noch mehr Unterstützung durch den Förderverein. Neu gewählt wurden Bürgermeister Thomas Görtz als Vorsitzender, Tanko Scholten als sein Stellvertreter, Sabine van der List als Schatzmeisterin, Peter Friese als Beisitzer und Anke Lyttwin als Schriftführerin. „Das kann nur eine Interimslösung sein“, betont Bürgermeister Thomas Görtz angesichts mannigfaltiger weiterer Aufgaben und in der Hoffnung, Interessierte zu finden. „Wir haben insgesamt 51 Mitglieder, doch 27 davon sind nicht aus Xanten, sondern überwiegend von den Kooperationspartnern, zum Beispiel aus Worms oder Universitätsprofessoren“, erläutert Anke Lyttwin.
Joachim Junge, der das Amt des Vorsitzenden viele Jahre innehatte, stellte sich bei der letzten Mitgliederversammlung nicht mehr zur Wahl. Ein großes Anliegen war es ihm, den Eingangsbereich zum Museum in den alten Gemäuern am Mitteltor barrierefrei zu gestalten. Die Stadt als Eigentümerin des früheren LVR-Gebäudes hat zwar den Beschluss gefasst, durch eine Rampe Abhilfe zu schaffen, doch mangels Geld kann der Bürgermeister noch nicht sagen, wann es zur Realisierung kommt. Das ist bedauerlich für alle Menschen mit Handycap, denen der Besuch des Museums im Kurort Xanten erschwert wird und auch für die Mitarbeiter, die bei Umgestaltung der Aussteller Schwerstarbeit verrichten müssen, wenn Schaukästen und Exponate hin- und hertransportiert werden müssen.

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