Die Karriere kann beginnen: Vom Helfer zur Fachkraft

Dachdecker Michal Gradzki hat im zweiten Anlauf mit 1,1 die Prüfung bestanden

XANTEN. Mit 1,1 seine Gesellenprüfung zu bestehen, ist eine großartige Leistung. Dies gelang dem Xantener Michal Gradzki nach nur zwei Jahren Lehrzeit als Dachdecker. Dabei hat der 25-Jährige keine „normale“ Ausbildung absolviert, sondern erhielt eine Betriebliche Einzelumschulung im Dachdeckerbetrieb Giltz, unterstützt durch die Agentur für Arbeit Wesel.

Auf der Baustelle (v.l.): Wolfgang Beckermann-Lipp, Agentur für Arbeit Wesel, Dachdecker Michal Gradzki sowie Thomas und Coletta Giltz vom Ausbildungsbetrieb. NN-Foto: Lorelies Christian

Michal Gradzski wusste schon nach der Schule, dass Dachdecker der richtige Beruf für ihn sei. „Das Arbeiten an der frischen Luft und die Vielseitigkeit der Aufgaben machen Spaß“, ist seine Überzeugung. Seinerzeit wohnte er noch in Duisburg, fing in einem kleinen Betrieb in Oberhausen an. Doch das Betriebsklima behagte ihm nicht, er schmiss die Lehre nach einem Jahr und jobbte erst mal. Er wurde auf den Betrieb Giltz in Xanten aufmerksam und fing dort als „Fachhelfer“ an.
2017 gab es für ihn eine neue Chance, doch noch mal die Ausbilung nachzuholen. „Obwohl ich natürlich mehr wollte als nur immer als Fachhelfer eingesetzt zu werden, wollte ich auch nicht nur vom Azubi-Geld leben, schließlich hatte ich inzwischen Wohnung und Auto“, blickt er zurück. Gerade für diese Zielgruppe hat die Agentur für Arbeit mit dem Qualifizierungschancengesetz Möglichkeiten, Menschen aus- oder weiterzubilden, die Lehrgangskosten zu übernehmen und auch einen Arbeitsentgeltzuschuss zu gewähren. Außerdem gab‘s Prämien für die bestandene Zwischen- und Abschlussprüfung.
Da er schon viel praktische Erfahrungen gesammelt hatte, fiel ihm auch das Lernen in der Berufsschule Geldern nicht schwer. Zusätzlich bekam er überbetrieblichen Unterricht und absolvierte nach der verkürzten Ausbildungszeit von zwei Jahren die Prüfung mit der Note 1,1. So wurde er vom Helfer zu einer begehrten Fachkraft. Denn Wolfgang Beckmann-Lipp vom Arbeitgeber-Service Agentur für Arbeit Wesel weiß: „Der Fachkräftemangel macht sich im Handwerk sehr bemerkbar und dabei vor allem für Dachdeckerbetriebe.“ Schaut man in die Arbeitslosenstatistik, sieht man, dass jeder Fünfte ohne beruflichen Abschluss arbeitslos ist. Das spricht natürlich dafür, unabhängig vom Alter eine Ausbildung zu beginnen. Sabine Hanzen-Paparotta, Pressesprecherin beim Arbeitsamt, macht Mut: „Wir haben sogar noch Fünfzigjährige, die sich zu Pflegekräften umschulen lassen.“ Und sie ergänzt: „Die Digitalisierung beeinflusst einzelne Berufe sehr stark. Das Chancengesetz regelt nicht nur die Ausbildung oder Umschulung, sondern fördert auch Qualifizierungen und Weiterbildungsmaßnahmen.“
Coletta Giltz, Inhaberin von Giltz Bedachungen, ist froh, mit Michal Gradszki einen sehr gut ausgebildeten Dachdeckergesellen zu haben. Sie weiß: „Es ist sehr schwierig, junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen. Ich finde die Möglichkeit der betrieblichen Einzelumschulung wirklich sehr gut, weil Fachhelfer bereits Vorerfahrung haben und sich durch den Unterrricht weiterbilden.“
Sabine Hanzen-Paprotta rechnet vor: „In den Kleinbetrieben bis zu neun Beschäftigen liegt der Anteil bei 17,1 Prozent, die keine Berufsausbildung haben. Das sind 3.021 Menschen. In diesem Jahr haben wir im gesamten Agenturgebiet im Kreis Kleve und Wesel 14 Einzelausbildungen gefördert.“

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