KLEVE. Kriminalität und Gewalt, Armut und soziale Ungleichheit – leider Alltag in El Salvador. Der in Zentralamerika gelegene Staat grenzt an Guatemala und Honduras. Aufgrund der hohen Bandenkriminalität, ein Erbe der Bürgerkriege der 1980er Jahre, gilt El Salvador als eines der gefährlichsten Länder der Welt.

Arturo hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen zu helfen.

Einer, der dem Teufelskreis entkommen ist und Kraft schöpft, indem er anderen Menschen hilft, ist Arturo. Er lebt mit seiner Familie am Bajo Lempa, in einer der ärmsten Regionen El Salvadors. „Seine Lebensgeschichte hat uns sehr beeindruckt“, sagt Maren Hormozi, die ihn kennenlernen durfte. Jetzt sammelt sie Spenden.
„Wir möchten ihm ein Auto kaufen“, sagt die 23-Jährige. Mit „wir“ meint sie eine Gruppe von Studenten, die in Kooperation mit der Flüchtlingshilfe Mittelamerika das Projekt „Krankentransport Bajo Lempa“ ins Leben gerufen hat. Sie waren im Rahmen einer Exkursion der Hochschule Rhein-Waal im März diesen Jahres vor Ort und haben viel über soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gelernt. Auf dem Programm standen Treffen mit verschiedenen NGO‘s. „Wir haben zum Beispiel eine Schule für Menschen mit Handicap besucht und am Bajo Lempa Müll gesammelt“, erzählt Maren Hormozi.
Flüchtlingshilfe

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Vom Guerillakämpfer zum Krankentransport-Fahrer

Am tiefsten berührt hat sie allerdings die Begegnung mit Arturo, in die Wege geleitet von dem Gocher Jürgen Tönnesen, der seit rund 40 Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Arturo hat es sich zur freiwilligen und unbezahlten Aufgabe gemacht, Kranke und Verletzte ins nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren. Acht Jahre war er jung, als man ihn „eingezogen“ und zum Guerillakämpfer gemacht hat. „Vielleicht ist diese Hilfeleistung auch seine Art, das Trauma zu überwinden“, erzählt Maren Hormozi. „Er ist mit uns zu einigen Kriegsschauplätzen gefahren und hat uns sehr bewegend erzählt, wie es damals gewesen ist.“

In der Region am Bajo Lempa genießt Arturo hohes Ansehen und wird respektiert. „Er fährt auch nachts mit Notfällen ins Krankenhaus, wenn sich noch nicht einmal die Polizei auf die Straße traut“, weiß sie, dass Arturo für viele Menschen die einzige Rettung ist. Unzählige Geburten, Brandwunden, offene Brüche, Herzanfälle – es gibt vermutlich kaum etwas, das Arturo noch nicht gesehen hat.

Ein neues Auto muss her

Sowohl Arturo als auch die Menschen in der Region stehen aktuell allerdings vor einem großen Problem, denn das Auto, finanziert von der Flüchtlingshilfe Mittelamerika, hat endgültig den Geist aufgegeben. Motorschaden. „Da ist nichts mehr zu machen“, sagt die junge Frau, die gemeinsam mit den anderen spontan ein Spendenprojekt ins Leben gerufen hat. „Wir sammeln Geld für ein neues Auto“, sagt sie und fügt gleich hinzu: „Leider läuft das gerade eher schleppend an.“ Im Moment nutzt Arturo noch einen Mietwagen.

Das kann allerdings nur eine Übergangslösung sein, und schon Ende diesen Monats läuft der Vertrag aus. Rund 10.000 Euro werden für Ankauf und Unterhalt des Wagens benötigt. „Wir haben uns bereits nach geeigneten Fahrzeugen umgesehen, aber ohne die finanziellen Mittel geht es natürlich nicht“, sagt Hormozi. Nun hofft die Gruppe, dass sich auch andere Menschen dazu bewegen lassen, Arturo zu helfen. „Wenn man ihn kennenlernen könnte, dann würde man sofort helfen, da bräuchte man gar nicht mehr zu überlegen“, ist sie überzeugt.
Weil es organisatorisch einfacher ist, vorhandene Strukturen zu nutzen, ist die Spendenaktion der Flüchtlingshilfe angegliedert. „Spenden laufen über das Konto des gemeinnützigen Vereins – wichtig ist, als Verwendungszweck „Krankentransport“ anzugeben“, sagt Hormozi.

Weitere Informationen

Kontodaten und mehr Infos findet man auf der Seite www.fluehi-ma.org/krankentransport-am-bajo-lempa/ oder per E-Mail an info@fluehi-ma.org. Wer direkten Kontakt zu der Studentengruppe aufnehmen möchte, der kann sich an Katinka Müller von der El Salvador-Gruppe an der Hochschule Rhein-Waal wenden. Sie ist per E-Mail an katinka.mueller.mail@web.de und unter Telefon 0157/ 34837549 zu erreichen.

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