Julia Niggemann ist neue Verwaltungsdirektorin im Museum Schloss Moyland

Es sitzt sich schön im Schlosscafé, das ja eigentlich ein Museumscafé ist: 22 Grad und Baumschatten. Da hält man die Verspätung der Hauptdarstellerin aus. Merke: Neu braucht Zeit.

Am dritten Tag
Statt nach 100 Tagen zu fragen wie‘s denn war, einfach mal am dritten Tag fragen, wie‘s denn wird. Und dann alles, was die Menschheit antreibt, abarbeiten: Wo kommt sie her, wo geht sie hin und was passiert zwischendurch. Der Reihe nach …
Es ist Julia Niggemanns dritter Tag als Verwaltungsdirektorin in Moyland. „Entschuldigen Sie meine Verspätung“, sagt Sie. Gern gemacht. Derzeit ist Niggemanns Mission: Das Team kennenlernen. Wie viele sind‘s denn eigentlich? 74. Ohne die Ehrenamtlichen. „Das Team ist mir ganz besonders wichtig“, sagt Niggemann und es klingt sehr glaubhaft. Ohne das Team geht nichts. (Das ist natürlich nicht nur in Moyland so.) Aber da gäbe es dann zwei Versionen: Team sagen und Team leben. Niggemann macht den Eindruck, dass es ums zweite geht.
Gut – das wäre also geklärt. Also: Wo kommt sie her? Aus Köln. Abi in Köln. Danach die Frage: Kunstgeschichte oder Wirtschaftswissenschaft. Es wird die Wirtschaftswissenschaft. Dass aber die Kunst als ernstzunehmende Alternative im Rennen war, klingt schon mal gut. Nach dem Studium in Essen arbeitet Niggemann 16 Jahre lang in einer Medienagentur (davon die letzten sechs als Director mit Verantwortung für große Etats und große Teams.) Und wo? „In Düsseldorf.“ Wunderbar. Das ist der Beleg: Da ist eine, die unterschiedlichste Positionen (geboren in Köln, gearbeitet in Düsseldorf) vereinen kann.

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“Du machst jetzt mal was Neues.”
Wie kommt frau nach Moyland? Ganz einfach: Stellenausschreibung gelesen und gedacht: „Du machst jetzt noch mal was Neues.“ Nein, das klingt zu salopp – fast klingt‘s nach Hüsch: „Hops ich heut nicht, hops ich morgen.“ Niggemann sah in der Ausschreibung die Möglichkeit, wieder in die Nähe der Kunst zu kommen. Und: 16 Jahre Agentur – eine schöne Zeit, aber ohne viel Privates.
Niggemann hat ein Masterstudium in Sachen Kulturmanagement absolviert und in einer Galerie gearbeitet und schließlich die Frage „Kunst nur nebenbei?“ mit „entweder ganz oder gar nicht“ beantwortet. Haltstop: Niggemann ist nicht künstlerische Leiterin im Schloss geworden – sie leitet die Verwaltung. Aber viel näher kann man nicht rankommen an die Kunst. Natürlich sagt die Neue: „Das ist genau das, was ich machen wollte. Das war für mich der Grund, den Beruf zu wechseln und ich möchte mich sehr gern einbringen. Ich denke, das ist in einer sehr engen Zusammenarbeit mit den Kuratoren möglich. Es geht darum, zusammen Strategien zu entwickeln. Ich würde keine Trennung sehen, aber natürlich liegt meine Kompetenz woanders und ich hoffe, dass sich die Dinge, die ich bisher gemacht habe, da äußerst positiv auswirken. “ Und da ist es wieder – das Bauchgefühl. Es sagt: Glaubhaft.

Optimistin
„Wissen Sie, ich bin Optimistin und ich glaube daran, dass wir hier einiges bewegen können. Ich sehe das, was jetzt kommt, als eine positive Herausforderung.“ Ja. Ihr ist klar, dass Moyland eine Geschichte hat. (Gemeint ist jetzt nicht die Historie – gemeint sind suboptimale Vergangenheitsabschnitte.) Das sagt Niggemeier nicht. Sie sagt: „Da ist ein hochmotiviertes Team. Alle können sich einbringen und wir können hier etwas bewegen.“
Natürlich wird demnächst eine neue künstlerische Leitung gesucht. Ein Schiff wie Moyland ist nur dann seetüchtig, wenn auf der Brücke alle denselben Kurs steuern. Das war nicht immer so auf dem Kunstdampfer Moyland. Niggemann will positiv in die Zukunft schauen. Es geht um positives Denken: ermöglichen statt verhindern. „Das hier ist ein toller und einzigartiger Ort.“ Dass Niggemann „die Sache Moyland“ ernst meint, sieht man schon daran: Die Neue ist umgezogen. Wohnt bereits in Kellen: Kurze Wege ins Büro.

Gute Wünsche
Was wünscht man sich für Schloss, Team, Kunst und Zukunft? Das vielleicht: Ausstellungen von Format (ja, ja – dafür sind Kuratoren zuständig, aber die brauchen Infrastruktur und das nötige Kleingeld), Offenheit und Transparenz in Sachen Kommunikation, Optimismus als Ansteckungsphänomen und die Restaurierung eines in Teilen angekratzen Images.

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