Bewährungsprobe für ein Jahr

In Xanten und Rheinberg bleibt die notärztliche Versorgung auch nachts (vorläufig) erhalten

KREIS WESEL. Die Sitzplätze reichten nicht aus – so groß war das Interesse an der Infoveranstaltung zum Rettungsdienstbedarfsplan im Kreishaus Wesel, zu der Landrat Dr. Ansgar Müller am Montagabend eingeladen hatte.

Die Sitzplätze reichten nicht aus bei der Infoveranstaltung zum Rettungsdienstbedarfsplan für den Kreis Wesel, den Landrat Dr. Ansgar Müller am Montagabend im Kreishaus Wesel vorstellte. Aus allen Kommunen kamen Vertreter aus Politik, Verwaltung und Krankenwesen, die viele Fragen zum Entwurf hatten.
NN-Foto: Lorelies Christian

Seitdem erste Erkenntnisse des Gutachters, der im Auftrag des Kreistages (Beschluss aus 2017) den Rettungsdienstbedarfsplans für den Kreis Wesel aufstellen sollte, öffentlich geworden waren, riss die Kritik daran nicht ab. Besonders Rheinberg und Xanten sorgten sich, dass ihre Standorte nachts geschlossen werden könnten, um von einem neuen Standort in Alpen aus die Versorgung der Patienten auch nachts sicherzustellen.
Diese Erkenntnis vertrat Gutachter Jens-Christian Petri auch jetzt bei Vorstellung des ersten Entwurfs mit der Begründung, der Notarzt in Xanten sei im Krankenhausdienst eingebunden und daher seine „Ausrückezeit“ verhältnismäßig lang. Doch inzwischen hat sich das Gremium aus Verwaltungsleuten und Fachleuten aus dem Rettungsdienst in Abstimmung mit den Krankenkassen (die für die Zahlung der Notarzteinsätze aufkommen) verständigt, noch ein Jahr die Situation zu beobachten, sie dann neu zu bewerten und entweder so zu belassen oder eine Änderung (im Sinne des Gutachter-Vorschlags) herbeizuführen.
Allerdings drängt Petri darauf, den Standort der Rettungswache vom Xantener Krankenhaus in Xantens Westen zu verlegen, damit von dort auch die Versorgung in Sonsbeck schneller erfolgen könnte. Planungen dazu laufen bereits in Abstimmung zwischen Kreis und Stadt Xanten., zumindest testweise diese Option durchzuführen.

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Kritik wurde laut

Obwohl sich der Landrat bei der Begrüßung bereits entschuldigte, dass der neue (erste) Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplanes erst jetzt vorgestellt werden könne, trotz der Diskussionen, die seit einem halben Jahr lautstark geführt werden, und er dies mit Abstimmungsproblemen mit den zuständigen Behörden und Kostenträgern begründete, gab es massive Kritik an der Informationspolitik – vor allem von Bürgermeister Frank Tatzel für Rheinberg und Bürgermeister Thomas Görtz für Xanten (beide CDU).
Unverständnis herrschte auch bei etlichen Teilnehmern der Infoveranstaltung über die Berechnung des Hilfsfristzeitraums (Spanne zwischen Alarmierung und Einsatz) und dem „Zielerreichungsgrad“ (wie viele Einsätze werden in der vorgegebenen Zeit erfüllt). Da es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, hat sich das Gremium darauf verständigt, von 12 Minuten (also 720 Sekunden) auszugehen, in der der Rettungswagen am Einsatzort sein soll und den Zielerreichungsgrad bei 90 Prozent festgelegt. Bisher liegt dieser durchschnittliche Wert bei 88,67 Prozent. Thomas Görtz regte an, städtische und ländliche Gebiete unterschiedlich zu bewerten und nicht „alle Werte in einen Topf zu werfen, um ein rechnerisches Mittel zu erreichen“ .
Sonsbecks Bürgermeister Heiko Schmidt übte ebenfalls Kritik, weil gerade Sonsbeck schon bisher sehr schlecht versorgt ist und sich die Situation mit den jetzt genannten Vorschlägen nach seiner Einschätzung nicht deutlich bessert. „Wir lagen in den letzten dfrei Jahren gerade mal bei einem Zielerreichungsgrad von 30 Prozent. Wir haben dringenden Handlungsbedarf. Da wir als kleine Kommune nicht bei den Beratungen einbezogen wurden, haben wir eine eigene Stellungnahme abgegeben, aber leider keine Antwort erhalten und ich kann auch in dem vorgelegten Entwurf keine Besserung für uns erkennen. Gerade für Hamb würde sich eine Zusammenarbeit mit dem Gelderner Krankenhaus anbieten, ich bitte das doch zu berücksichtigen.“
Alpens Bürgermeister Thomas Ahls wollte sich nicht so sehr in die Notarzt-Diskussion einmischen, sondern forderte mehr Effektivität im allgemeinen Rettungsdienst. Er unterstützte ebenfalls den Sonsbecker Kollegen und forderte eine bessere Versorgung für die ländlichen Bereiche.
Die soll es auch geben – so sieht es der neue Entwurf vor, der nun noch vom Kreistag genehmigt werden muss. Landrat Dr. Ansgar Müller erläuterte: „Durch den neuen Rettungsdienstbedarfsplan werden die Vorhaltestunden der Rettungstransportwagen im gesamten Kreisgebiet jährlich um 29.515 auf 154.135 Stunden und die der Notärzte um 1.270 auf 55.830 Stunden ausgeweitet. Damit verbessern wir die rettungsdienstliche Versorgung für alle Menschen im Kreis Wesel deutlich.“

Hier die Betrachtung für den linksrheinischen Teil des Kreises Wesel zu den vorgesehenen Änderung en:

In Alpen wird auf der kreiseigenen Rettungswache durchgehend ein Rettungstransportwagen etabliert.
In Kamp-Lintfort wird der zweite Rettungstransportwagen auf 15 Stunden täglich ausgeweitet.
In Moers soll neben den beiden durchgehend bereit gestellten Rettungstransportwagen der dritte 12 Stunden täglich, statt bisher 12 Stunden montags bis freitags, im Einsatz sein. Ein Rettungstransportwagen „rund-um-die-Uhr“ wird im Rahmen des Betriebs der Rettungswache Neukirchen-Vluyn dauerhaft dorthin verlegt. In Neukirchen-Vluyn wird eine kreiseigene Rettungswache errichtet.
In Rheinberg wird der zweite Rettungstransportwagen auf 12 Stunden täglich, statt bisher 10 Stunden montags bis freitags, ausgeweitet.
In Sonsbeck werden durch die geplante Verlegung der Rettungswache Xanten kürzere Eintreffzeiten erwartet. Auch die dauerhafte Besetzung der Rettungswache Alpen mit einem Rettungstransportwagen verbessert die rettungsdienstliche Versorgung.
In Xanten wird der zweite Rettungstransportwagen auf 12 Stunden täglich, statt bisher 10 Stunden montags bis freitags, ausgeweitet. Außerdem wird die Rettungswache nach Nordwesten verlagert.
Jetzt haben die Städte und Gemeinden Gelegenheit für Stellungnahmen, bevor der Kreistag den Rettungsdienstbedarfsplan beschließt. Weitere Informationen und Erläuterungen, sowie der komplette Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplans sind zu finden unter www.kreis-wesel.de.

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