Aus Cornelißen wird “Blattwerk”

Man kennt dieses Phänomen: Irgendwann ersetzt ein Markenname die Beschreibung des eigentlichen Produktes – Tempo steht dann für alle Papiertaschentücher, Tesa für alle Klebestreifen und Hansaplast für Wundpflaser. Wer in Haldern ‚Cornelißen‘ sagte, meinte Blumen. Das wird sich ändern, denn ab dem 4. Juli wird der „Markenname“ Cornelißen Geschichte sein.

Firmengeschichte

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Begonnen hat die Firmengeschichte im Jahr 1949. Alfons Cornelißen war ein Jahr zuvor aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Zusammen mit Antonia Cornelißen gründete er einen Betrieb für Freilandgemüse. „Damals hat man nicht über Blumen nachgedacht. Es ging um das Nötigste. Es ging ums Essen“, sagt Clemens Cornelißen, der nun – 40 Jahre, nachdem er den betrieb übernahm, Adieu sagen wird.
Zurück in die Geschichte: Als die Deutschen auch wieder Zeit und Lust hatten, ans Schöne zu denken, rüsteten die Cornelißens ihren Betrieb um: Von jetzt an (14 Jahre nach der Gründung) drehte sich alles um Schnittblumen. Nach den Schnittblumen ging es um Topfpflanzen. Clemens Cornelißen: „Bereits 1974 wurde ein Teil der Gewächshäuser für den privaten Blumenverkauf umgebaut und somit der Grundstein für das Blumencenter Cornelißen gelegt.“
Mittlerweile hat der Betrieb 3.500 Quadratmeter Fläche. Cornelißen: „Davon sind allein 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.“ Und „so ganz nebenbei“ kümmert sich der Betrieb um Grabpflege, Grabgestaltung und einen Fleurop-Dienst.

“Wir hatten lange Socken an”

Vor rund zweieinhalb Jahren begannen Clemens Cornelißen und seine Frau Maria damit, über eine Nachfolgeregelung nachzudenken. „Wir hatten – sage ich jetzt mal – lange Socken an“, erklärt der Chef und meint: Wer früh anfängt, muss am Ende nicht hetzen. Trotzdem stellte sich die Suche nach geeigneten Nachfolgern nicht eben einfach dar. „Zuerst haben wir in Fachzeitschriften inseriert“, erinnert sich Cornelißen. Der Erfolg: Überschaubar. Drei ernsthafte Interessenten. Aber irgendwas passte dann trotzdem nicht.

Warum in die Ferne schweifen?

Dass die Cornelißens Nachfolger suchten, sprach sich herum. Das Ende: Warum in die Ferne schweifen … Die „Blattwerk Niederrhein GmbH“, die den Betrieb jetzt übernehmen wird, hat ihren Sitz in Hamminkeln. Peter Dümmen, einer der beiden Geschäftsführer: „Als wir zuerst davon hörten, dachten wir: Das ist nicht interessant. Unser Betrieb besteht seit 2016. Jetzt allerdings sind wir bereit für einen nächsten Schritt.“
Blattwerk beliefert auch Supermärkte im Kreis Wesel. Dann stellte sich heraus: „Wir brauchten mehr Platz.“ Erste „Spionagebesuche“ in Haldern fanden statt. Und jetzt ist es spruchreif: Ab Donnerstag, 4. Juli, werden Kunden vergeblich nach dem Schild suchen, auf dem „Cornelißen“ steht. Ab dann heißt es „Blattwerk“. Natürlich werden die neuen Eigentümer auch ein paar neue Ideen an den Start bringen, aber „wir können natürlich das Rad nicht neu erfinden“, sagen Peter Dümmen und Björn Lemkes. Alle sechs Vollzeitkräfte, die bisher bei Cornelißen arbeiteten, werden übernommen.
Der Wechsel wurde übrigens vom Reeser Wirtschaftsförderer Heinz Streuff und von Bernd Schürmann (Schürmann Invest) begleitet.
Und bevor sich Clemens und Maria endgültig zur Ruhe setzen, werden sie sich zunächst weiterhin um die Kunden der Sparte Friedhofspflege kümmern. Für alle anderen Kunden gilt: Neuer Name, vertraute Gesichter.

Freizeit, Enkel, Reisen

Und was werden Clemens und Maria machen, wenn sie endgültig in den Ruhestand gehen? Drei Wörter: Freizeit, Enkel, Reisen. „Wir wollen gar nicht großartig durch die Welt fliegen“, sagt Clemens. Erst einmal soll Deutschland erkundet werden. (Abstecher nach Holland sind wahrscheinlich.) Und noch eins: Die beiden wollen auf jeden Fall zwischendurch immer wieder ins Lindendorf. Merke: Einmal Haldern – immer Haldern.

Von Donnerstag, 27. Juni, bis Samstag, 29. Juni, wird im Blumencenter Cornelißen ein Dankeschön-Verkauf stattfinden. Danach wird der Betrieb bis zum 3. Juli geschlossen sein. Am Donnerstag, 4. Juli, wird dann mit neuem Namen neu eröffnet.

Lauter zufriedene Gesichter. (v.l.n.r.): Heinz Streuff, Clemens Cornelißen, Maria Cornelißen, Björn Lemkes und Peter Dümmen (Geschäftsführer von ‚Blattwerk‘, sowie Bernd Schürmann.
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