KREIS KLEVE. Seit 35 Jahren arbeitet Beatrix Heistermann bei Haus Freudenberg, wo sie mittlerweile Leiterin des Sozialen Dienstes ist. „Wenn ich hier etwas gelernt habe, dann dass jeder Mensch etwas kann, worauf er stolz sein darf”, sagt Heistermann. Seit dem 1. April 1969 bietet Haus Freudenberg Menschen mit Behinderungen eine Arbeit in der eigenen Werkstatt. Dieses 50-jährige Jubiläum feierte Haus Freudenberg am Montag im Wunderland Kalkar mit über 2.000 Menschen.

Die Mitarbeiter aller Werkstatt-Standorte waren nach Kalkar gekommen, um dem Festakt beizuwohnen. Anschließend durften alle Karussell fahren. NN-Foto: SP

Beim offiziellen Festakt zeigte sich Haus Freudenberg als großes Ganzes. „Jeder, der mittlerweile über 2.000 Beschäftigten an unseren acht Standorten ist ein Teil von Haus Freudenberg. Denn sie machen Haus Freudenberg aus”, sagte Geschäftsführerin Barbara Stephan, „deshalb wollten wir ihnen auch einen tollen Tag schenken. Dass wir feiern können, beweisen wir zu unseren Festen beispielsweise an Karneval oder Weihnachten. Aber die finden meistens nur an den jeweiligen Standorten statt, und nicht mit allen 2.000 Beschäftigten. Deshalb ist das heute für uns alle ein besonderer Tag.” Im Anschluss an den offiziellen Teil kamen alle Mitarbeiter von Haus Freudenberg in den Genuss der Fahrgeschäfte in Kernie‘s Familienpark.

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Kreis Kleve gründete Tageseinrichtung

Zunächst einmal erinnerte der Kreis Klever Landrat Wolfgang Spreen, der zugleich auch als Aufsichtsratsvorsitzender von Haus Freudenberg sprach, in seinen Grußworten aber an die Anfänge der heutigen GmbH. Der Kreis Kleve hatte schließlich 1969 eine Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen. Am 1. April begann die Arbeit in der Werkstatt für sieben Menschen mit Behinderung auf dem Freudenberg in Kleve. Das dortige Haus, das einst Prinz Moritz von Nassau erbaute, hatte der Kreis Kleve zuvor gekauft. Am 23. Dezember 1971 beschloss der Kreistag den Neubau „Haus Freudenberg” zu errichten. Zwei Jahre später folgte die Grundsteinlegung. Am 1. Oktober 1975 bezog die Werkstatt das neu errichtete Haus. 1984 wurde Haus Freudenberg schließlich eigenständig – seither ist die Werkstatt für Menschen mit Behinderung eine GmbH.

Stetiger Wachstum

„Was sich seitdem nicht geändert hat, ist der Wachstum. Haus Freudenberg wächst stetig weiter”, sagte Stephan. Mittlerweile beschäftigt Haus Freudenberg mehr als 2.000 Menschen mit und ohne Behinderung an den acht Standorten in Kleve, Goch, Bedburg-Hau, Kranenburg, Kevelaer, Geldern, Geldern-Baersdonk und Issum-Oermten. „Jede Niederlassung hat eine eigene Geschichte und eigene Eigenheiten”, sagte eine Mitarbeiterin auf der Bühne. Jeder Standort hatte ein eigenes Stück Holz unter anderem mit Bildern oder Fingerabdrücken verziert. Alle acht individuell gestalteten Holzstücke ergaben zusammen eine große „50″ und stellten einmal mehr die Verbundenheit aller Standorte trotz aller Verschiedenheiten dar.

Die “50” aus Holz wurde von den einzelnen Standorten angefertigt. NN-Foto: SP

Die TheaterWerkstatt von Haus Freudenberg zeigte in ihrer Bühnen-Präsentation, dass zum 50. Jubiläum ein Blick in die Vergangenheit geworfen und Inne gehalten werden darf, aber ebenso der Blick nach vorne gerichtet sein muss. „Zum Beispiel neue Gesetze stellen einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Aber wir vom Werkstatt-Rat arbeiten super mit allen Abteilungen zusammen. Das ist wirklich klasse und soll auch in Zukunft so weitergehen, damit wir unsere Ziele erreichen können”, sagt Gerold Tomann, Vorsitzender des Werkstattrates.

Nach 37 Jahren auf dem sogenannten „Erst-Arbeitsmarkt” hat Tomann nach einer Erkrankung einen Arbeitsplatz bei Haus Freudenberg bekommen. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir hier die Möglichkeit gegeben wurde weiter zu arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Arbeitgebern bekommt man hier keinen Druck, was ich sehr schätze”, sagt Tomann, der heute bei Haus Freudenberg zufrieden in der Dokumentenarchivierung arbeitet. Weitere Arbeitsplätze bietet Haus Freudenberg in den Bereichen Holz, Metall, Verpackung und Logistik, Land sowie Service und Küche.

Berufliche Bildung und individuelle Förderung

Berufliche Bildung, persönliche Perspektiven und individuelle Förderung eines Jeden stehen im Mittelpunkt der täglichen Arbeit. „Wir finden für jeden hier die passende Arbeit und es ist schön zu sehen, wie stolz manche sind und welche Fortschritte sie machen”, sagt Beatrix Heistermann. Neben der Tätigkeit in der Werkstatt läge der Fokus vor allem auch auf Außenarbeitsgruppen sowie der Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.

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