OGS ist viel mehr als „nur“ Schule

Große Nachfrage nach der Betreuung in der Offenen Ganztagsschule (OGS), Marienbaum gibt ein gutes Beispiel, warum das so ist

MARIENBAUM. Es sind Osterferien und doch herrscht reges Treiben auf dem Schulhof der Katholischen Grundschule Marienbaum. Die Kinder stellen sich den Herausforderungen des großen neuen Kletterturms, turnen an den Reckstangen, spielen Fußball auf der Wiese, hüpfen in den beiden aufgemalten Raupen von Kästchen zu Kästchen und üben dabei spielerisch Rechenaufgaben, andere springen über den Graben in der naturbelassenen Ecke und einige sind auch in den Räumen zu finden. Hier werden mit dem neuen Bufdi Jonas Zumkley Bretter angestrichen, die als Farbtupfer vor dem in die Jahre gekommenen Zaun angebracht werden. Andere backen Osterlämmchen mit Bettina Deymann, wieder andere haben sich Gesellschaftsspiele herausgeholt. Friedlich, fröhlich in Gemeinschaft nutzen die Grundschüler das Ferienbetreuungsangebot des Offenen Ganztags (OGS).

Die neuen Spielgeräte auf dem Schulhof werden rege genutzt
NN-Foto: Lorelies Christian

Leiterin Astrid Janßen ist stolz über den Zuspruch und auch auf ihr fünfköpfiges Team, das sich intensiv fünf Tage in der Woche mit den Kindern nach dem Schulunterricht beschäftigt. Von den 93 Schulkindern nutzen zurzeit 40 das Ganztagsangebot bis nachmittags um 16 Uhr, weitere 22 das Halbtagsangebot von 8 bis 13 Uhr. „Der Bedarf wächst seit Jahren. Für das nächste Schuljahr haben wir bereits über 70 Anmeldungen insgesamt“, beschreibt sie das Betreuungsangebot. Und mit Stolz fügt sie hinzu: „Auch wenn Eltern es nicht unbedingt brauchen, drängen viele Kinder darauf, in der Schule bleiben zu dürfen, weil sie gerne hier sind.“
Wer die Räume besichtigt und das Team kennenlernt, kann die Kinder gut verstehen: In der „Mensa“ (Pasuenhalle) wird in Gruppen gemeinsam gegessen. Das Essen wird kindgerecht zubereitet vom Caritas Haus St. Hedwig in Kamp-Lintfort. Ein großer Raum wird für Gesellschaftsspiele, Puppen- und Bau­ecken genutzt, ein weiterer für kreative Angebote. Nun ist die Stadt Xanten als Schulträger dabei, ein zusätzliches Zimmer als Ruhebereich einzurichten und draußen wird aus dem ehemaligen Kneipp-Bereich ein „grünes“ Klassenzimmer. Platz genug, sich auszubreiten und nach Lust und Laune die Freizeit zu gestalten. Natürlich werden nach dem Essen auch die Hausaufgaben erledigt, jede Klasse hat ihren eigenen Betreuer, alle Materialien zur Hand, die Aufgaben stehen an der Tafel angeschrieben, die Kommunikation zwischen Ganztagsbetreuern, Lehrern und Eltern klappt gut, auch dank des Schulplaners, in dem von allen Seiten Notizen gemacht werden können, um alle auf den gleichen Stand zu bringen. Die Eltern sind glücklich, dass die Hausaufgaben gemacht sind, wenn ihre Kinder Zuhause ankommen. „Wir haben natürlich auch einen Blick dafür, ob Kinder Förderbedarf haben und werden dann aktiv. Besonders gut ist, dass wir durch unseren Träger, dem Caritas-Verband Moers-Xanten, ein Netzwerk zur Verfügung haben, das wir jederzeit unterstützend hinzuziehen können. Die Beratungsangebote sind vielseitig, von Familienpflege, über Einzelfallhilfen, familienbegleitende Dienste, Erziehungsberatungsstelle oder Kurberatung können wir alles sehr unkompliziert vermitteln oder die Eltern nehmen selbst Kontakt auf“, beschreibt Astrid Janßen den Draht zu Experten für alle möglichen Lebenslagen.
Das Thema OGS sei inzwischen sehr wichtig im Rahmen der pädagogischen Arbeit, betont Fachbereichsleiter Klaus Roosen, „Ein großer Teil des Lebens der Kinder spielt sich in den Einrichtungen ab und nicht mehr im häuslichen Bereich. Dort trifft Sozialarbeit und Pädagogik auf die Kinder.“ Die OGS übernehme einen Teil des Erziehungsauftrages und helfe, den Kindern Rahmenbedingungen für ein gelingendes Aufwachsen zu schaffen, die Schule zu meistern und ein aktives Freizeitverhalten zu entwickeln. „Die Systeme Schule, OGS, Schulsozialarbeit und Jugendhilfe wachsen immer weiter zusammen. Dies bringt Vorteile für alle am Erziehungsprozess Beteiligten mit sich“, so Roosen, der als Fachbereichsleiter für 1.500 Kinder in der Schulbetreuung an 14 Grundschulen und drei weiterführenden Schulen in Moers, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Alpen und Marienbaum und damit für 150 Betreuungskräfte verantwortlich ist.
Ulla Bünnagel, zuständige Fachdienstleistung Schulbetreuung, ergänzt: „Uns ist wichtig, die Kinder zu mündigen Bürgern zu erziehen und bei ihnen demokratisches Verständnis zu wecken.“ „Das klappt hervorragend in der Kinderkonferenz, in der alle Kinder ihre Wünsche äußern dürfen, Umgangsregeln aufstellen und auch Konsequenzen benennen, wenn sich jemand nicht daran hält“, beschreibt Astrid Janßen beispielhaft die Vorgehensweise in der Grundschule Marienbaum.
Sie freut sich, dass mit Bufdi Jonas Zumkley bis Sommer 2020 männliche Unterstützung ins Team gekommen ist. „Ich habe eine Tischlerlehre absolviert und einige Zeit als Geselle gearbeitet. Doch dabei habe ich gemerkt, dass mir der soziale Kontakt fehlt. Nun mache ich hier ein freiwilliges Jahr, in dem ich auch meine handwerklichen Fähigkeiten einbringen kann und dann strebe ich eine Ausbildung zum Erzieher an“, berichtet der 23-Jährige. Astrid Janßen würde sich freuen über weitere ehrenamtliche Unterstützung oder Kooperationen mit Vereinen, wie sie mit der Tanzgemeinschaft „The Quibbles“ durchgeführt werden soll. Hildegard Tönnishoff kommt ebenfalls regelmäßig und näht mit den Kindern Kissen, Deckchen und sogar Pferde zur großen Begeisterung der kreativen Teilnehmer. „Vielleicht gibt es ja Rentner mit handwerklichem Geschick, die mit unseren Kindern basteln wollen. Einige wollen auch gerne Schach spielen lernen. Wir würden uns freuen über weitere Angebote“, rührt Astrid Janßen die Werbetrommel.

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