KLEVE. Die Krankheit kommt schleichend und ist immer noch ein Thema, über das man nicht gerne spricht: die Demenz. Dabei steigt die Zahl der Erkrankten – und die Angst vor dieser Krankheit auch. „Demenzkranke und ihre Angehörigen geraten schnell in die Isolation”, weiß Dr. Christoph Baumsteiger, Chefarzt der LVR-Föhrenbachklinik. Deshalb sei es wichtig, die Krankheit zu enttabuisieren und immer wieder in das Bewusstsein zu rücken.

Darum bemüht sich das Netzwerk Demenz im Kreis Kleve seit rund 15 Jahren. Es ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen, Institutionen und Diensten, die sich in der medizinischen Versorgung, Beratung und Betreuung sowie der Pflege von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen engagieren.

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Kinomatinee zum Thema Demenz

Am 28. April um 12 Uhr lädt das Netzwerk im Klever Kino zur Sonntagsmatinee ein. Gezeigt wird der Film „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern” (2014). Die Hauptdarstellerin Julianne Moore erhielt für ihre Leistung einen Oscar. „An diesem Tag wird es auch darum gehen, wie man sich heute davor schützen kann, im Alter an Demenz zu erkranken”, sagt Baumsteiger. „Leider gibt es keine Wunderpille”, räumt der Neurologe ein und verweist auf die begrenzte Wirksamkeit der aktuell auf dem Markt befindlichen Medikamente.

Umso wichtiger sei es, sich zu schützen und (behandelbare) Risikofaktoren auszuschließen. Dazu zählen etwa Bluthochdruck, Übergewicht und Depressionen (im mittleren Lebensalter), Diabetes und Rauchen. Bewegung und soziale Interaktion hingegen seien förderlich, um der Krankheit vorzubeugen. „Das wirkt sich auch dann noch positiv aus, wenn man bereits erkrankt ist”, betont Baumsteiger.

Frühzeitig Hilfen in Anspruch nehmen

Dass pflegende Angehörige häufig erst dann Hilfen in Anspruch nehmen, wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind, bedauert Hans Westpfahl vom Demenz-Servicezentrum NRW Region Niederrhein mit Sitz in Wesel. „Es ist wichtig, sich früh Hilfe zu holen und die Versorgungsangebote zu nutzen”, sagt er. „Je eher man sich damit auseinander setzt, desto besser kann man dem Betroffenen helfen und ihn möglichst lange zu Hause behalten”, sagt auch Alexia Meyer vom Caritasverband Kleve: „Es ist so wichtig, die Leute nicht allein zu lassen.” Und es ginge wirklich jeden an. In Deutschland leben laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft aktuell rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind an Alzheimer erkrankt. Jahr für Jahr treten mehr als 300.000 Neuerkrankungen auf. Die Überalterung der Gesellschaft trägt dazu bei. „Etwa 40 Prozent der 90-Jährigen sind betroffen”, weiß Baumsteiger.

Spende für das Netzwerk Demenz

Im Anschluss an den Kinofilm kann man sich im Foyer umfassend über das Thema Demenz informieren. Fachleute und Mitglieder des Netzwerks stellen die Hilfsangebote im Kreis Kleve vor, halten Broschüren bereit und stehen auch für persönliche Gespräche zur Verfügung. Die Buchhandlung Hintzen stellt zudem Bücher aus, die sich mit der Krankheit befassen. Der Eintritt zu dieser Matinee kostet fünf Euro, davon gehen 2,50 Euro als Spende an das Netzwerk. Baumsteiger: „Damit unterstützen wir unter anderem Veranstaltungen wie unseren Tanztee für Betroffene und Angehörige, der am 23. Mai wieder im Klever Kolpinghaus stattfindet.”

 

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