Bauprojekt EPS
Entschieden sind die Lüllinger gegen das Bauprojekt von EPS. NN-Foto: Dickel

LÜLLINGEN. Lange war es ruhig in Lüllingen. Nicht unbedingt was den Lärm durch die starke Nutzung der Hauptstraße angeht, sondern eher, was das Gemüt der Anwohner betrifft. Als jetzt jedoch bekannt wurde, dass EPS in Lüllingen auf einer freien Fläche bauen möchte, wurden die Lüllinger laut.

Der Pflanzengroßhändler EPS möchte seinen Standort von Kevelaer nach Lüllingen verlagern und hat dafür bereits im letzten Jahr ein acht Hektar großes Grundstück an der Genieler Straße von Landgard erworben. „Unser Standort in Kevelaer ist organisch gewachsen und eine weitere Ausdehnung an diesem Standort ist nicht mehr möglich. Ein Umzug nach Lüllingen wäre für uns eine gute Lösung, weil aufgrund des bereits vorhandenen Landgard-Geländes eine Infrastruktur vorhanden ist, die natürlich mit unserer Ansiedlung verbessert werden muss. Aufgrund der unmittelbaren Erzeugernähe verringern sich die zurückzulegenden Transportwege in der Region. Darüber hinaus stärken wir für die Betriebe die Absatzsicherheit und die Unabhängigkeit in der Vermarktung”, erklärt Norbert Engler, Geschäftsführer von EPS den Schritt, nach Lüllingen zu gehen.

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75 Prozent des Anlieferverkehrs deckungsgleich

Die Bewohner des Heidedorfes stehen der Umsiedlung kritisch gegenüber. Sie verweisen auf das bereits jetzt vorhandene hohe Verkehrsaufkommen: „Wir sind jetzt schon in der Einflugschneise vom Irrland und auch viele LKWs fahren mittlerweile durch Lüllingen, um so die Mautstellen auf der B9 und L58 zu umfahren”, so Helmut van Lipzig, der gemeinsam mit zahlreichen Bewohnern Lüllingens gegen das Bauprojekt von EPS vorgeht. Engler sieht das zusätzliche Verkehrsaufkommen als sehr gering an: „Wir haben uns mit Landgard an einen Tisch gesetzt, um Überschneidungen im Anlieferverkehr genau zu prüfen. Dabei wurde festgestellt, dass 75 Prozent des Anlieferverkehrs an beide Unternehmen deckungsgleich ist. Der abfließende Verkehr, der zu 85 Prozent deckungsgleich ist, wird die Firmen Landgard und EPS zu 50 Prozent in Richtung Geldern verlassen und den Dorfkern nicht mehr passieren”, so der Geschäftsführer des Pflanzengroßhandels.

Wir haben Kinder am Start, die freitags streiken und auf die Probleme der Welt hinweisen und wir sitzen hier und machen die gleichen Fehler weiter. Das kann doch einfach nicht sein.” – Christiane Förster über das Bauprojekt von EPS

Für die Bewohner der kleinsten Ortschaft Gelderns ist das allerdings noch lange kein Grund zur Beruhigung, denn sie sehen durch die Ansiedlung von EPS den Charme ihres Dorfes gefährdet: „Zweidrittel unseres Dorfes würde dann aus Beton bestehen. Wir sind doch kein Industriegebiet”, beschwert sich Christiane Förster, die vor allem auch um die Tiere besorgt ist: „Direkt an die betroffene Fläche grenzt ein Landschaftsschutzgebiet, in dem momentan viele Tiere beheimatet sind. Noch haben wir das Glück, dass dort Fledermäuse, Greifvögel und auch Rehe zu Hause sind, aber wenn da neben alles bebaut wird, ist das zu Hause der Tiere stark gefährdet”, so Förster, die die Welt nicht mehr versteht: „Wir haben Kinder am Start, die Feitags streiken und auf die Probleme der Welt hinweisen und wir sitzen hier und machen die gleichen Fehler weiter. Das kann doch einfach nicht sein”, so Förster.

Um das Bauprojekt von EPS zu verhindern, haben die Bewohner eine Unterschriftenaktion gestartet. Bereits 300 Unterschriften sind so zusammen gekommen: „Wir waren bisher immer ruhig, aber jetzt ist es genug”, stellt auch Kristina Keysers klar. Im letzten Sommer hat sie erst ein Haus an der Genieler Straße gekauft. In ihrem Garten grenzt eine Lärmschutzwand das Gelände von Landgard ab. Aus dem Fenster vorne schaut man direkt auf die noch freie Fläche, die EPS gekauft hat: „Wie wächst meine neun Monate alte Tochter denn dann auf? Umgeben von Lärm und Abgasen?”, fragt sich die gebürtige Lüllingerin, die sich bereits infrage stellt, ob der Hauskauf eine falsche Entscheidung gewesen ist „Für mich bedeutet ein zu Hause auch, dass ich runterkommen kann, in der Natur lebe und mein Kind draußen spielen kann”, so Keysers. All das sieht sie durch die Umsiedlung von EPS gefährdet.

Engler weist allerdings daraufhin, dass der Abstand zur nächsten Wohnbebauung 147 Meter betrage: „Am Rande des Geländes soll ein grüner Hügel vom Bönsweg bis zur Genieler Straße errichtet werden, der dem Sicht- und Lärmschutz dient. Dieser Wall soll landschaftsgestalterisch geplant werden, unter anderem mit einem Wanderweg und einem angrenzenden Schaugarten, der für die Bevölkerung geöffnet wird. „Für EPS gehört nachhaltiges Handeln zur Innovations- und Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens.”

Informationsveranstaltung am 10. April um 20 Uhr

Um gemeinschaftlich über das Bauprojekt von EPS zu sprechen, lädt die Stadt Geldern jetzt am Mittwoch, 10. April, um 20 Uhr zu einer Bürgerversammlung in die Gaststätte Luyven. Dort wird das Bauprojekt vorgestellt und die Lüllinger haben die Möglichkeit sich umfassend zu informieren, Bedenken zu äußern und Vorschläge in die Planung einzubringen. Enger verspricht abschließend: „Wir sind bereit uns für Lüllingen zu engagieren und suchen nach einer für alle annehmbaren Lösung.”

 

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