Teleprompter zum Mitnehmen

KRANENBURG. Der Aufmarsch: Ein Beispiel für höchste Disziplin. Aber so was von. Vielleicht liegt‘s ja an der Uhrzeit. 8 Uhr – da schläft ein Teil der Tagesenergie und wartet aufs Wachküssen.
Es ist – was das Bewegungspotenzial von Drittklässlern angeht – noch Luft nach oben. Das Programm: 40 Minuten Stillsitzen und Zuhören für die einen – höchste Konzentration aufs Vorlesen und eine möglichst optimale „Performance“ für die anderen.
Die Kandidaten haben Spaß am Lesen. Die Lehrerin wünscht viel Erfolg. Dann konzentriert sich alles auf die Oma. Sie war‘s – sie hat das Internet kaputt gemacht. So jedenfalls behauptet es einer der Autoren. Autoren – das sind ja die Leute, die Bücher schreiben. Sechs Vorleser treten vor ein gespanntes Publikum. Nihat hat die Sache unter Kontrolle. Eine Portion Wörter, dann der Blick nach oben in die Menge. Natürlich wird beim Hochgucken weiter gelesen. Echt professionell.
Lucia nutzt den tragbaren Teleprompter. Natürlich ist der Teleprompter kein Teleprompter sondern der Zeigefinger. Dazu ein Lesezeichen, das die verbrauchten Zeilen frisst. Die Hörergemeinde: Andächtig, respektvoll zuhörend. Man folgt willig in andere Welten. Zwei Klassen haben sich durch die Vorentscheidung gelesen und übrig geblieben sind die Top Sechs: Nihat, Lucia, Malena, Nefeli, Mina und Remon. Für jeden Vorleser bleiben fünf Minuten – fünf Minuten, in denen es gilt, die Jury zu überzeugen. Zu beurteilen wären: Lesetechnik, Textgestaltung und Textverständnis. Und mal ganz im Ernst: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.
Wer einen Text gut gestalten kann, ist auch sonst gern ziemlich weit vorne dabei. Wer sein Publikum fasziniert, hat Geberqualitäten. Die Sechs von der Christophorus Grundschule sind top vorbereitet. Natürlich lässt die Konzentration des Publikums am Ende einen Tick nach, aber die Spannung ist trotzdem greifbar. Nach circa 45 Minuten bittet die Jury um zehn Minuten Auszeit. Es muss beraten werden. Urkunden werden geschrieben und schließlich Ergebnisse verkündet.
Drei vierte Plätze und dann Bronze, Silber, Gold. And the winner is: Malena Vrij. Die Mannschaft: ziemlich international aufgestellt. Acht Nationen am Start. Das kann sich sehen lassen. Und nur, damit man es mal gelesen hat – hier die Sechs aus der Endrunde in der Reihenfolge ihrer Auftritte: Nihat Aliyev, Lucia Kolodzejova, Malena Vrij, Nefeli Scholte, Mina Sulaiman und Remon Avsever.

Sechs Finalisten und ihre Platzierungen: Nihat Aliyev (4.), Remon Avsever (4.), Mina Sulaiman (4.), Nefeli Scholte (3.), Lucia Kolodzejova (2.), Malena Vrij (1.).
Vorheriger ArtikelTränen einer Königin
Nächster ArtikelHendricks zu Besuch in Rees:
„Bleiben Sie weiter tatkräftig“