Rechtmäßige Erben erhielten ihr „Holländisches Platzbild“ nach 80 Jahren zurück

Dombauverein erwarb gutgläubig das „Raubkunst-Bild“ und übergab es nun an den Urenkel der Familie Kraus zur Ausstellung im Jüdischen Museum Wien

XANTEN. Der holländische Maler Jan van der Heyden malte das „Platzbild Dom“ , das Ölgemälde ist im Louvre in Paris zu sehen und findet sicherlich viele Bewunderer. Das Bild, das nach diesem Motiv entstand, „Holländisches Platzbild“, und wohl den Xantener Dom darstellen soll, erregte weniger für seine Darstellung Aufmerksamkeit, sondern durch seine Besitzverhältnisse.

Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins Xanten (l.), bei der Übergabe des „Raubkunst-Bildes“ an John Graykowski, den Urenkel der jüdischen Familie Kraus.
NN-Foto: Theo Leie

Es gehörte einst den in Wien lebenden hoch angesehenen jüdischen Eheleuten Gottlieb und Mathilde Kraus. Da sie jedoch vor den Nazis fliehen mussten, hinterließen sie ihr gesamtes Vermögen, darunter auch das Gemälde. Das Nazi-Regime konfiszierte das Vermögen. Das Gemälde ist nach dem Kreig von den Alliierten zunächst zur Sicherung der Rückgaberechte der Opfer in Verwahrung genommen worden, doch später den Behörden des Freistaats Bayern zur weiteren Klärung und Abwicklung überlassen. So erwarb Henriette Hoffmann-von-Schirach 1962 zu einem Preis von 300 DM das Bild als „Rückkauf“. Sie war die Ehefrau des Reichsstatthalters und Tochter von Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann. 1963 wurde es beim Auktionshaus Lempertz in Köln versteigert und für den Dombauverein erworben. Der Kaufpreis lag bei 16.100 DM (das entsprach seinerzeit vier VW Käfer der 1.200 Serie).
Die Erben des Ehepaares Kraus beauftragten später die Commission for Looted Art in Europe in London, nach dem Verbleib des Gemäldes zu recherchieren und erfuhren so, dass es im Besitz des Xantener Dombauvereins ist. Die Fragen zur Restituion des Gemäldes erweckte vor einigen Jahren große öffentliche Aufmerksamkeit, bundesweit und sogar international wurde darüber berichtet. Doch für den Dombauverein gab es keinen Zweifel. Die Mitgliederversammlung beschloss einstimmig, in Anerkennung des verbrecherischen Unrechts, das der Familie Kraus durch das Nazi-Regime widerfahren war, auf das vor über 50 Jahren gutgläubig erworbene Eigentum am Gemälde zu verzichten und nach Klärung der Eigentumsrechte den Erben zurückzugeben.
Ende letzer Woche besuchten Vertreter der Familie Kraus aus New York und die Geschäftsführerin der Commission for Looted Art in Europe aus London Anne Webber den Dombauverein in Xanten. Urenkel John Graykowski freute sich sehr, das das Gemälde nun wieder „nach Hause kommt“. „Das ist ein ganz bedeutsamer Tag“, versicherte er. Das „Holländische Platzbild“ soll künftig mit anderen NS-Raubkunstbildern im Jüdischen Museum in Wien zu sehen sein. Graykowski bedankte sich beim Vorsitzenden des Dombauvereins Hans-Wilhelm Barking für die Übergabe, die er besonders hoch zu schätzen weiß, da erst sieben von einst 160 Gemälden in den Familienbesitz zurückgekommen sind.

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