„Eine große kulturelle Bereicherung für die Region“

    Das Niederrhein Filmfestival feierte die deutsch-niederländische Kurzfilmwelt

    NIEDERRHEIN. „Kurzfilme haben es leider immer ein bisschen schwer, ein größeres Publikum zu finden“, betonte Alexander Conrads in seiner Dankesrede. Und so freute sich der Filmemacher nicht nur über die Silberne Kopfweide plus 500 Euro Preisgeld für seine zehnminütige Komödie „Sardinien“, sondern auch über ein volles Scala Kulturspielhaus beim zweiten Niederrhein Filmfestival in Wesel.

    Das Motto „Lieber ein guter Nachbar als ein ferner Freund“ stand über dem grenzüberschreitenden Niederrhein Filmfestival, bei dem sich Filmemacher und Filmfans im Weseler Scala trafen.                                NN-Foto: Scholten

    Eine große Bühne für kurze Filme zu schaffen, war das Ziel, mit dem der Verein „Filmkultur am Niederrhein“ vor einem Jahr ein neues Filmfestival aus der Taufe hob. Nicht als Konkurrenz zu Oberhausen, Berlin oder Venedig, sondern ganz bewusst lokal und überschaubar, thematisch und personell möglichst eng verbunden mit dem Nieder-rhein und den Niederlanden.
    Die Zahl von 915 eingesandten Filmen, die sehenswerte Vorauswahl der Jury und die wohlwollenden bis begeisterten Reaktionen der vielen Besucher auf die zweiminütigen bis halbstündigen Werke aller Macharten und Filmgenres haben jetzt zum zweiten Mal bewiesen, dass das Nieder-rhein Filmfestival dauerhaft einen festen Platz in der Grenzregion haben sollte. Auch Wesels stellvertretende Bürgemeisterin Birgit Nuyken nannte das Festival eine „große kulturelle Bereicherung“ für die Stadt Wesel und die ganze Region.
    Stephan Hanf, Initiator und Leiter des Filmfestivals, ist zuversichtlich, dass der Niederrhein langfristig auch eine größere Rolle auf der Leinwand spielen wird: „Die meisten Filmhochschulen sind nun mal in den großen Städten, die dann auch als Locations für die Film der Studierenden dienen. Vielleicht besinnen sich die Filmemacher später wieder auf ihre Wurzeln und lassen die Geschichten auch in niederrheinischen Städten spielen.“

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    Werner Hansch (rechts) übergab den Publikumspreis für Tim Schijfs Komödie „Screwed“ an den Produzenten Marijn Liek.
    NN-Foto: Scholten

    In diesem Jahr wurde die Wettbewerbskategorie „Niederrhein“ ihrem Namen kaum gerecht. Allerdings tat das der Originalität und Kurzweiligkeit der Beiträge, aus denen Alexander Conrads‘ Komödie „Sardinien“ als Sieger hervorging, keinen Abbruch.
    In der Kategorie „Niederlande“ zeichnete die Fachjury, die aus den Vorjahressiegern Lars Böhnke (Wesel), Carla Gottwein (Rees) und Jan van Gorkum (Loon op Zand) bestand, das schwarzhumorige Drama „Valt een man uit de lucht“ mit der Silbernen Kopfweide und 500 Euro aus. In Jan Verdijks und Kurt Platzvoets Film fällt aus heiterem Himmel ein bärtiger Mann in den Garten eines Ehepaares. Völlig überfordert, zeigt die Frau durchaus Mitgefühl, während ihr Mann den fremden Störenfried mit allen Mitteln loswerden will.
    Auch Jonatan Schwenks dystopischer Animationsfilm „Sog“, der in der Kategorie „Deutschland“ die Silberne Kopfweide und 500 Euro erhielt, behandelt das Thema Fremdenfeindlichkeit auf ungewöhnliche Weise: In einer steinzeitlichen Landschaft fühlen sich die zotteligen Höhlenbewohner durch das laute Klagen der Fische gestört, die in verdorrten Bäumen vor der Höhle gestrandet sind. Die Mehrheit will die Fremden mit Gewalt ausmerzen. Nur einer merkt, wie er den Fischen helfen kann. Doch dafür zahlt er am Ende einen hohen Preis.
    In allen drei Kategorien sprach die Jury auch je eine lobende Erwähnung aus: für Lucas Lemnitzers „Aussichten“, Bart Schrijvers „Hou Vast“ und Christian Kaufmanns Animationsfilm „Nö!“
    Der undotierte Publikums-preis war Tim Schijfs Komödie „Screwed“ vorbehalten, die weder auf die deutsche noch auf die niederländische Sprache setzte, sondern als klassischer Stummfilm vor Augen führte, was bei einem Date passieren kann, wenn der einladende Mann zu Hause keinen Korkenzieher hat. Werner Hansch, legendärer Sportkommentator und Stargast der Preisverleihung, überreichte die Urkunde über den „demokratisch legitimierten Publikumspreis“ an Produzent Marijn Liek und zollte den Organisatoren des Niederrhein Filmfestivals Respekt für ihren ehrenamtlichen Einsatz in Sachen Film.

    „Sardinien“ siegte beim Niederrhein Filmfestival in der Kategorie „Niederrhein“.
    Foto: Conrads
    Sog“ überzeugte die Jury in der Kategorie „Deutschland“ durch bedrückende Bilder. Foto: Schwenk
    „Valt een man uit de lucht“ siegte in der Kategorie „Niederlande“.
    Foto: Verdijk/Platvoet

     

     

     

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