Harter Tobak
Simon Haberl erklärt das Spiel „Harter Tobak - die Mobbingedition“. NN-Foto: Dickel

NIEDERRHEIN. „Es wäre doch cool, wenn …” Wer spinnt nicht gerne Mal herum und entwickelt dabei die tollsten Ideen, was man beruflich machen könnte. Jan Walterei und Simon Haberl sind auch so zwei. Mit dem Unterschied, dass sie mit viel Disziplin und Ausdauer, aus reinen Träumen Realität gemacht haben.

Gesellschaftsspiele haben per se einen etwas verstaubten Charakter, findet der Gelderner Simon Haberl: „Das ist eigentlich echt schade, weil man über Spiele gut miteinander in Kommunikation treten kann und Spaß hat.” Die Idee von Waltereit und Haberl war es deshalb, Gesellschaftsspiele „mit einem coolen Touch zu entwickeln”, wie Haberl erklärt. Aber der Reihe nach.

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2014: erste Version von “Harter Tobak”

Die Idee, ein Gesellschaftsspiel zu entwickeln, enstand in Waltereits Studium, wie Haberl berichtet: „Damals gehörte eine Firmengründung zu einer Aufgabe seines Studiums.” Nachdem er auf einem Geburtstag, für ihn überraschend, festgestellt hatte, dass dort ein Kartenspiel gespielt wurde und gut ankam, war die Idee geboren. 2014 kam dann die erste Version von „Harter Tobak”, heraus: „Die Version war aber viel Allgemeiner”, berichtet Haberl, der damals beim Marketing des Spiels geholfen hat. Beide kennen sich aus Schulzeiten vom Friedrich-Spee-Gymnasium und haben den Kontakt zueinander nie verloren: „Die Welle, die das Spiel damals geschlagen hat, war groß. Damit hatten wir nicht gerechnet”, berichtet Haberl rückblickend.

Bis 2017 ruhte das „Spielergen” in den beiden Niederrheinern. Verschiedene Jobs führten sie in verschiedene Städte Deutschlands, der Kontakt blieb aber weiter bestehen: „2017 kam dann der Punkt, an dem wir beide feststellten, dass wir uns gerne beruflich mehr selbstverwirkliche möchten”, erklärt der Gelderner. Die Nachfrage nach einer Neuauflage von „Harter Tobak” war zwischendurch immer Mal wieder gefallen und so starteten die beiden neu durch: „Uns war es wichtig, dass Spiel weiter zu entwickeln und deshalb haben wir genau geschaut, welche Art von Karten bei den Spielern am Besten ankommen.” Das Fazit war eindeutig: „Vielen macht es am meisten Spaß, wenn sie sich gegenseitig etwas auf die Schnippe nehmen können”, erklärt der 28-Jährige.

Bereits 3.000 Spiele verkauft

Aus dieser Erkenntnis und einem Jahr Entwicklungsarbeit ist dann die neue Edition „Harter Tobak – die Mobbing Edition” entstanden. Das Spielsystem ist simpel: „Jeder Spieler erhält Karten mit Lückentexten und Karten mit Lückenfüller”, erläutert Haberl, „derjenige, der anfängt ist der sogenannte Mobbing-Beauftragte und sucht sich dann ein ‚Opfer‘ zu dem die Aussagen auf seinen Karten passen.” So entsteht dann zum Beispiel aus „Deiner geheimen Leidenschaft …. kannst du wirklich nur alleine nachgehen” der ausgefüllte Satz „Deiner geheimen Leidenschaft ‚schöne glänzende Lippen vom Chipsfett haben‘, kannst du wirklich nur alleine nachgehen”. Das ‚Opfer‘ darf dann entscheiden, welche Aussage der Mitspieler ihn am meisten getroffen hat und derjenige bekommt einen Punkt. So geht es dan reihum.

Wir sind total gegen Mobbing. Das Spiel ist mit einem Augenzwinkern zu sehen und soll den Menschen einfach Spaß machen

Was auf den ersten Blick für den einen oder anderen etwas hart klingt, soll aber mit einer Portion Humor verstanden werden: „Wir sind total gegen Mobbing”, stellt Haberl klar, „das Spiel ist mit einem Augenzwinkern zu sehen und soll den Menschen einfach Spaß machen.” Dass ihr Konzept aufgeht, beweist die Auflage. Seit Anfang November haben die Spielererfinder bereits 3.000 Stück verkauft und sehr gutes Feedback erhalten – auch von Pädagogen: „Ein Pädagoge erklärte uns, dass man Jugendlichen so die Möglichkeit geben könne, sich in einem moderierten Rahmen auszulassen”, so der Gelderner. Aus diesem Ansatz ist bereits eine Idee bei den beiden entstanden, ein Spiel zu entwickeln, das gezielt jüngere Jugendliche (die aktuelle Version ist erst ab 16 Jahren geeignet) ansprechen soll und gegen Mobbing ist.

Bevor es aber soweit ist, wird Anfang April erst ein ganz neues Spiel veröffentlicht. Bei „Erzählt euch mehr” geht es darum, über verschiedene ernste Themen zu diskutieren. Ganz nach dem Gusto der beiden Spielemacher, denn eins ist ihnen am allerwichtigsten: „Wir möchten, dass die Leute wieder mehr miteinander kommunizieren und Spaß daran haben.” Mit diesem Ansatz sind mit Sicherheit noch viele weitere Spiele aus der Schmiede „Simon&Jan” in Zukunft denkbar.

 

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