REES. Sechs Monate hat die Sozialraumanalyse mit schriftlicher Bürgerbefragung und Interviews rund um das Quartiersprojekt „Leben und Wohnen in Rees“ gedauert. Nun liegen die Ergebnisse vor, mit der die Stiftung Maria-Johanna-Hospital als Eigentümerin des Geländes auch die Meinung der Bürger für eine mögliche Folgenutzung des leerstehenden einstigen Reeser Krankenhauses abfragen wollte. Diese Ergebnisse wurden am Donnerstagabend vorgestellt – fertige Pläne sollen damit jedoch noch nicht vorgelegt werden, betont Hedi Overhoff, Sozialpädagogin und Projektberaterin.

Arbeiten am Quartiersprojekt: Hedi Overhoff, Hermann Hengstermann, Michael Eiden und Hermann Josef Becker (v. l.).
NN-Archivfoto: MB

Erste Erkenntnis der Befragung: „Das Thema bewegt die Reeser“, sagt Overhoff. Dies zeige die hohe Rücklaufquote der Fragebögen von gut 30 Prozent. Zudem habe es auf die Frage „Was gefällt besonders gut in Rees?“, viele positive Rückmeldungen gegeben. „Wobei die Reeser trotzdem durchaus kritisch sind und Verbesserungsbedarf in ihrer Stadt sehen“, sagt Overhoff.

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Für Pfarrer Michael Eiden, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, decken sich die Ergebnisse der Befragung mit seinen Eindrücken, die er erhalten hat. „Bemerkenswert ist die hohe Zufriedenheit der Resser mit ihrem Ort“, sagt Eiden. „Normalerweise werden ja nur die Dinge, die negativ auffallen, laut in die Öffentlichkeit getragen.“

Die große Mehrheit der Befragten (71 Prozent) ist mit der jetzigen Wohnsituation zufrieden, auch die Versorgungsangebote werden als gut bis befriedigend bewertet. Kritisch angemerkt werden unter anderem fehlende bezahlbare, barrierefreie Wohnungen für alle Altersgruppen, fehlende Wohnraum­anpassungen bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit sowie konkrete Verkehrs- und Parkplatzprobleme, aber auch das Fehlen von Begegnungsmöglichkeiten, Angeboten für Familien, Freizeit- und Sportangeboten sowie gastronomischen Angebote.

Wichtige: bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum

Entsprechend fallen die Antworten auf die Abfrage nach Bedarfen für die Gestaltung des Krankenhaus-Geländes aus. Barrierefreie Mietwohnungen (80 Prozent), Betreutes Wohnen für Senioren (79), eine Tagespflege-Einrichtung (79), generationsübergreifende Wohnangebote (76), Gruppenangebote für ältere Menschen (75) und einen generationsübergreifenden Begegnungstreff (73) halten die Reeser für „sehr wichtig“ bis „wichtig“.

Bei der Differenzierung der Altersgruppen fällt auf, dass für die 20- bis 49-Jährigen Freizeitangebote für Familien mit Kindern (76 Prozent), generationsübergreifende Wohnangebote (74) und Wohnraum für Familien mit Kindern (70) von hoher Bedeutung sind. Die Gruppe der über 50-Jährigen sieht dagegen Bedarfe für eine Tagespflegeeinrichtung (86), Barrierefreie Mietwohnungen (85) und Betreutes Wohnen für Senioren (86).

Die neben der Bürgerbefragung durchgeführten Einzelinterviews haben laut Hedi Overhoff „viele konstruktive Beiträge“ erbracht. „Es fällt auf“, sagt Overhoff, „dass viele Antworten in Richtung Quartiers-Nachbarschafts-Treff gehen, dass man sich also eine generationenübergreifende Einrichtung wünscht.“ Dies decke sich mit den Ergebnissen der Befragung.

Fazit der Analyse

Das Fazit der Sozialraumanalyse – mit der Entwicklung des ehemaligen Maria-Johanna-Hospitals sollen Versorgungslücken geschlossen werden:

  • Schaffung von bedarfsgerechten, barrierefreien, bezahlbaren Wohnangeboten in einer guten Durchmischung für unterschiedliche Altersgruppen und Wohnungsgrößen;
  • Aufbau eines Quartierstreffs mit bedarfsgerechten generationsübergreifenden Angeboten (Cafeteria/Bistro, selbstorganisierte Angebote für Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende, Senioren) in Verbindung mit einer Grünanlage als öffentlicher Begegnungsraum;
  • Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur, zum Beispiel Errichtung einer Tagespflege-Einrichtung, Senioren-Wohngemeinschaften, einem Beratungsstützpunkt für unterschiedliche Dienste und Aktivierung und Ausbau des ehrenamtlichen Engagements.

Bleibt die Frage nach Abriss oder Sanierung des Gebäudes. Hier sind die Meinungen zweigeteilt: Der Erhalt des städtebaulichen Charakters des Gebäudes und der hohe Erinnerungswert ist für viele Reeser von großer Bedeutung. Andererseits werden die hohen Kosten gesehen, die mit einer Altbausanierung verbunden wären. „Wir würden gerne möglichst viel, wenigstens aber einen Teil des alten Gebäudebestands erhalten“, sagt Pfarrer Eiden. Letztlich sei es auch eine Frage der durch eine Sanierung entstehenden Quadratmeterpreise und Nebenkosten.

Das Kuratorium wird sich nun beraten, die möglichen Kosten berechnen und „die Ergebnisse in eine bauliche und wirtschaftliche Planung übertragen“, erläutert Overhoff. Pfarrer Eiden ergänzt: „Es ist ein Prozess, in dessen Verlauf wir sehen müssen, welche Bedarfe es gibt und welche räumlichen Möglichkeiten.“ Daneben gelte es, Partner und Investoren für das Quartiersprojekt zu finden. Das Ziel laut Eiden: „Bis Ende des Jahres wollen wir der Öffentlichkeit sagen, wohin die Reise geht und wer mit im Boot ist.“

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