„Sicher leben im Kreis Wesel“

Geringste Straftatenaufkommen seit 25 Jahren. Kreispolizei stellt Kriminalitätsstatistik 2018 vor

KREIS WESEL. Wer die Kriminalitätsstatistiken der letzten Jahre vergleicht, sieht landesweit einen Rückgang der Verbechen und doch fühlen sich die Menschen nicht wirklich sicher. Daher setzt auch die Kreispolizeibehörde Wesel weiterhin Schwerpunkte in der Verbrechensbekämpfung, zum Beispiel durch den Einsatz ziviler Ermittler.

Verwüstete Zimmer nach einem Einbruch hinterlassen bei den Eigentümern nicht nur materielle Schäden, sondern auch großes Unbehagen durch das Eindringen in die Privatsphäre.
Foto: Polizeiliche Kriminalitätsprävention

Ausruhen auf Erfolgen gibt‘s nicht, auch wenn Behördenleiter Dr. Ansgar Müller für das Jahr 2018 verkünden kann: „Wir haben das geringste Straftatenaufkommen innerhalb der letzten 25 Jahre und gleichzeitig die höchste Aufklärungsquote in diesem Zeitraum. Besonders erfreulich ist der enorme Rückgang der Wohnungseinbruchskriminalität um knapp 45 Prozent in den letzten zwei Jahren. Auch im Bereich der Straßenkriminalität weist die Statistik die niedrigsten Fallzahlen seit 2005 vor. Bei Diebstählen an und aus Kraftfahrzeugen ist ebenso ein Rückgang um 27 Prozent zu verzeichnen.“
In Zahlen bedeutet das: 25.582 Straftaten insgesamt im Jahr 2018, von denen 53,1 Prozent aufgeklärt wurden. „Im Landesvergleich sind wir unserem Motto treu geblieben ,Sicher leben im Kreis Wesel“, schaut Landrat Dr. Müller auf die Häufigkeitszahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner, die im Kreis Wesel bei 5.553 liegt und im Land Nord-rhein-Westfalen bei 7.160.
Es wurden 783 Wohnungseinbrüche registriert (2017 waren es 904). Allerdings scheiterten die Diebe in 40 Prozent aller Fälle. Dr. Müller interpretiert die Zahlen so, dass bessere Sicherungen von Türen und Fenstern abschreckend wirken, weil Diebe auf schnelle Beute aus sind. Vor allem lobt er die Aufmerksamkeit von Nachbarn, die so manchen Einbruchsversuch verhindern.
128 Kraftfahrzeuge wurden entwendet (2017 waren es 166) und in 1.696 (2.323) Fällen wurden Sachen aus Kraftfahrzeugen geklaut. Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle ist rückläufig, von 2.136 in 2017 auf 1.791 in 2018.
Die sehr gute Aufklärungsquote führte Roland Wolf, Leiter der Direktion Kriminalität, darauf zurück, dass die Polizei sehr gut mit anderen Direktionen und der Jusitz zusammenarbeitet und schwerpunktmäßig Intensivtäter, Banden und Serientäter im Blick hat. So konnte beispielsweise einem Serientäter in Moers mehr als 100 Taten nachgewiesen werden. Der erfahrene Leiter kennt die Geschichten „hinter“ den Zahlen und kann daher andere Relationen setzen. Zum Beispiel im Bereich Raub, bei dem 184 Fälle registriert wurden, drei weniger als 2017. „Seitdem jeder Jugendliche ein Handy mit sich führt, das durchaus einen Wert von über 500 Euro haben kann, ist die Gefahr eines Überfalls wesentlich größer als noch vor zehn Jahren, als kaum ein Jugendlicher so ein teures Gerät mit sich führte.“
Eine andere „Geschichte“ verbirgt sich bei den Rauschgiftdelikten. Hier hat Sonsbeck statistisch gesehen um 310 Fälle zugelegt auf 321. „In Wirklichkeit handelt es sich um einen Täter aus Geldern, der Rauschgift in Briefen versandte und dazu unter anderem einen Briefkasten in Sonsbeck nutzte, um nicht aufzufallen. Dadurch wurde Sonsbeck zum Tatort“, erzählte Wolf schmunzelnd und ergänzte, dass dem Täter aus Geldern insgesamt 1.000 Taten nachgewiesen werden konnten und er inzwischen eine Freiheitsstraße von sieben Jahren verbüßt.
Eine weitere Zahl hielt Wolf für erläuterungsbedürftig, nämlich Delikte gegen sexuelle Selbstbestimmung, zu denen nicht nur Vergewaltigungen oder sexuelle Nötigung oder Missbrauch zählen, sondern neuerdings auch zum Beispiel Verbreitung pornografischer Schriften oder Beleidigungen. Für den Kreis Wesel sind die Zahlen von 228 in 2017 auf 291 Delikte in 2018 gestiegen. Nur mutmaßen kann man, dass sich angesichts des heißen Sommers 39 Exhibitionisten zeigten (in 2017 waren es 31).
Einen Ausblick der Polizeiarbeit im Jahr 2019 hielten Roland Wolf und Rüdiger Kunst, Leitender Polizeidirektor bei der Kreispolizei Wesel. So werden Ermittlungskommissionen gebildet mit den Schwerpunkten Wohnungseinbruch, Raub und Schutzgeld-erpressung. Aktuell im Visier sind 20 junge Menschen aus Moers, die durch Straftaten aufgefallen sind und nun auf den „rechten Pfad“ gebracht werden sollen, bevor ihre kriminelle Energie sie noch hinter Gitter bringt.

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Kriminalitäts­entwicklung 2018

Alpen
385 Fälle (456 in 2017), Aufklärungsquote 49,6 Prozent (52,0)
Rheinberg
1.425 Fälle (1.606 in 2017), Aufklärungsquote 53,3 Prozent (52,3)
Sonsbeck
522 Fälle (331 in 2017, Steigerung aufgrund des genannten Drogendeliktes), Aufklärungsquote 73,6 Prozent (53,2)
Xanten
906 Fälle (927 in 2017); Aufklärungsquote 49,0 Prozent (55,5)

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