Kreis Kleve: Weniger Unfalltote im Straßenverkehr

    Acht von 15 Unfalltoten waren Senioren / Polizei will Prävention verstärken und Kontrollen anpassen

    KREIS KLEVE. Ein Unfall vom 18. Februar dieses Jahres am Klever Oraniendeich zeigt, wie schnell leichtsinniges Überholen gefährlich werden kann: Ein weißer Kastenwagen versuchte vor einer Rechtskurve links an einem Linienbus vorbeizukommen. Dass sein Überholmanöver nicht klappt, merkt er erst, als er bereits nicht mehr abbrechen kann, wie die Polizei später mitteilt. Er kracht in ein entgegenkommendes Auto, dessen Fahrzeugtyp später aufgrund der Wucht des Aufpralls nicht mehr zu erkennen ist. Zwei Menschen werden schwer, ein weiterer leicht verletzt. Der Oraniendeich musste für zwei Stunden gesperrt werden. Im Kreis Kleve sind solche Unfälle allerdings keine Seltenheit.

    „Das Verletzungsrisiko im Straßenverkehr ist im Kreis Kleve nach wie vor hoch”

    Die Verkehrsunfallstatistik der Polizei im Kreis Kleve für das Jahr 2018 zeigt, dass zwar die Anzahl der Verkehrsunfalltoten von 19 im Jahr 2017 auf 15 im Jahr 2018 gesunken ist, die Zahl der Schwerst- und Leichtverletzten aber von 1154 (2017) auf 1160 (2018) leicht angestiegen ist. Landesweit gehört der Kreis Kleve mit der Anzahl der Schwerletzten von 479 im Jahr 2018 (2017 waren es 483) damit zur Spitzengruppe. „Das Verletzungsrisiko im Straßenverkehr ist im Kreis Kleve nach wie vor hoch”, sagt Achim Jaspers, neuer Leiter der Direktion Verkehr.

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    Achim Jaspers, neuer Leiter der Direktion Verkehr, stellte die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2018 vor. NN-Foto: SP

    Erfreulich sei hingegen, dass die Zahl der verunglückten Kinder im Straßenverkehr mit 106 Fällen den niedrigsten Wert seit Einführung der Unfallstatistik erreicht habe und 2018 kein Kind tödlich im Straßenverkehr verunglückt sei. Die Zahl der Verkehrstoten nähere sich zudem nach mehreren Jahren des Anstiegs von 2013 bis 2016 wieder dem historischen Tief von 13 Toten im Jahr 2012. „Jeder Tote ist aber natürlich immer noch einer zu viel. Denn hinter jedem steht ein persönliches Schicksal”, betont Landrat Wolfgang Spreen.

    Radfahrer oft gefährdet

    Auffällig sei jedoch, dass unter 15 Verkehrsunfalltoten in 2018 acht Senioren sind. Das hänge zum einen damit zusammen, dass immer mehr ältere Menschen aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, zum anderen aber auch damit, dass sie oft „schwache Verkehrsteilnehmer” seien. „Sechs von den acht tödlich verunglückten Senioren waren als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs”, erklärt Jaspers. Gerade die Zahl der Radfahrer, wozu heutzutage auch die Fahrer des motorisierten Pedelecs gehören, sei überproportional stark in der Summe aller Verunglückten vertreten. An rund ein Viertel (26,4 Prozent) aller Verkehrsunfälle waren Radfahrer im Jahr 2018 beteiligt.

    Die Polizei des Kreises Kleve sieht ihre Aufgabe in Zukunft darin, Radfahrer nicht allein vor Verkehrsunfällen und Verletzungsfolgen zu schützen, sondern sie als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer in den Straßenverkehr zu integrieren. Dazu werden auch präventive Maßnahmen ergriffen, wie die kreisweit stattfindenden Pedelec-Kurse.

    Änderung bei den Geschwindigkeitskontrollen

    Um die Zahl der Verkehrsunfälle weiterhin zu verringern, werden auch andere Präventivmaßnahmen noch weiter verstärkt. So werden ab kommender Woche die Geschwindigkeitskontrollen nicht mehr in Gänze und so detailliert wie bisher angekündigt. Statt einer Straße kündigt die Polizei künftig nur noch einen Ortsteil an, in dem an einem bestimmten Wochentag kontrolliert wird. „Das heißt aber nicht, dass in diesem Ort an anderen Wochentagen nicht kontrolliert wird”, sagt Spreen.

    Zudem wird künftig pro Tag nur noch ein Ort im gesamten Kreis Kleve, in dem kontrolliert wird, genannt, statt wie bisher jeweils einen Ort für den Nord- und einen für den Südkreis. Darüber hinaus soll nicht mehr nur geblitzt, sondern auch angehalten werden. „Wir denken, dass der erzieherische Effekt dadurch höher ist, wenn jemand bei einer überhöhten Geschwindigkeit direkt angehalten und belehrt wird, als wenn er das Bußgeld Wochen später lediglich per Post erhält”, sagt Jaspers, während Landrat Spreen ergänzt: „Uns geht es dabei darum, Menschen zu schützen.”

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