Provokant bis amüsant: Kurzfilme buhlen um die silberne Kopfweide

Das Niederrhein Filmfestival im Scala Kulturspielhaus Wesel setzt am 22. und 23. März auf deutsch-niederländische Filmfreundschaft

NIEDERRHEIN. Als das Niederrhein Filmfestival vor einem Jahr im Scala Kulturspielhaus Wesel Premiere feierte, hieß der große Gewinner Lars Böhnke. Für seinen flapsig-witzigen Kurzfilm „Tobi an Quentin“ gewann der Weseler den mit 500 Euro dotierten Hauptpreis in der Kategorie „Kreis Wesel“ und obendrein den mit 222 Euro dotierten Publikumspreis. Das Geld nutzte Böhnke für eine Dokumentation über die entlegene Vulkanregion Kamtschatka. Diesen Kurzfilm wird er nun beim zweiten Niederrhein Filmfestival der Öffentlichkeit vorstellen.

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Festivalleiter Stephan Hanf (links), Nicole Bach und Manuel Kodrun vom Verein Filmkultur am Niederrhein gehören zum Organisatorenteam des zweiten Niederrhein Filmfestivals.
NN-Foto: Scholten

Wenn es am Freitag, 22. März, und Samstag, 23. März, im ehemaligen Kino an der Wilhelmstraße 8 wieder „Film ab“ heißt, wird Lars Böhnke auch in der Fachjury sitzen und darüber entscheiden, welche Kurzfilme in den recht offen gehaltenen Kategorien „Niederrhein“, „Niederlande“ und „Deutschland“ die silberne Kopfweide und jeweils 500 Euro Preisgeld erhalten. Weitere Juroren sind der niederländische Regisseur Jan van Gorkum, dessen schwarze Komödie „Spelletjesavond“ 2018 zu den Preisträgern zählte, wie auch die Reeser Filmemacherin Carla Gottwein, die 2018 eine lobende Erwähnung für ihre einfühlsame Dokumentation über ein Reeser Milchbauernpaar erhielt.
915 Kurzfilme wurden für die zweite Auflage des Niederrhein Filmfestivals eingereicht, knapp 100 mehr als im Vorjahr. Das Sichten aller Beiträge leisteten die Mitglieder des Vereins Filmkultur am Niederrhein genauso ehrenamtlich wie die gesamte Organisation des Festivals.
„Wir arbeiten alle aus Liebe zum Film und nicht aus Liebe zum Geld“, betont Festivalleiter Stephan Hanf, der die Veranstaltung im Scala als optimalen Kontaktbahnhof für Kinofans und Filmemacher aus Deutschland und den Niederlanden sieht: „Der einfachste Weg, etwas über die Kultur seines Nachbarlandes zu lernen, ist es, sich Filme aus diesem Land anzuschauen und die Filmemacher an den Nieder-rhein einzuladen.“ Neben der Sparkasse Rhein-Lippe gehört deshalb auch die Organisation Taalunie zu den Sponsoren. Sie fördert die niederländische Sprache und ist vom binationalen Ansatz des Filmfestivals begeistert.
Von der weltweiten Strahlkraft und der Hollywood-Prominenz einer Berlinale ist das Nieder-rhein Filmfestival noch weit entfernt, doch Stephan Hanf sieht in dem „kleinen, aber feinen Filmfest“ durchaus Vorteile: „Die Berlinale ist Champions League. Wir sind nicht Kreisklasse, aber wir versuchen gerade, uns an die Bundesliga heranzuarbeiten. Wir bieten das, was auch am Haldern Pop Festival geschätzt wird: Wir sind menschlicher, herzlicher, regionaler und machen ein Festival der kurzen Wege. Das soll nicht heißen, dass die Berlinale unmenschlich ist, aber bei ihrer Größe geht doch einiges verloren, was wir noch haben.“
Jeweils acht bis zehn Kurzfilme laufen am Samstag, 23. März, in drei Blöcken, die je zwei Stunden dauern und Interviews mit den anwesenden Filmemachern enthalten. Die „Niederrhein-Rolle“ wird ab 11.30 Uhr gezeigt, die „Niederlande-Rolle“ ab 14.30 Uhr, und die „Deutschland-Rolle“ ab 17.30 Uhr. Der Einlass ins Scala beginnt je eine halbe Stunde vorher. Der Eintritt pro Block kostet 6,50 Euro. Die Verleihung der drei silbernen Kopfweiden und des Publikumspreises startet am Samstag um 20 Uhr und kostet acht Euro Eintritt.
Im Scala und auf der Internetseite www.eventim.de gibt es für 20 Euro Dauerkarten. Sie gelten für alle Vorstellungen am Samstag und für die Auftaktveranstaltung am Freitag, 22. März, bei der ab 20 Uhr im Scala auch der Kurzfilm „Darsteller“ mit Matthias Schweighöfer gezeigt wird. Dauerkartenbesitzer sind auch bei der Eröffnungsparty im Baby Doll und beim finalen Absacker im Quo Vadis willkommen.
Um das Niederrhein Festival auch bei der jüngeren Zielgruppe bekannter zu machen, bringen die Organisatoren am Freitag, 22. März, ab 11 Uhr im Scala Niederländisch-Schüler aus dem Kreis Wesel und niederländische Filmemacher zusammen. Dieses Angebot war ruckzuck ausgebucht, weshalb Stephan Hanf eine Wiederholung im Jahr 2020 für sehr wahrscheinlich hält: „Vielleicht lässt sich ein Schüler oder eine Schülerin inspirieren und dreht einen eigenen Film, der auf dem Festival gezeigt werden kann.“ Gern würde Hanf einen Förderpreis ins Leben rufen, der aber – wie so vieles bei einem ehrenamtlich betriebenen Filmfestival – von Sponsoren abhängig ist.
Auch ein prominenter Ehrenamtler ist mit Begeisterung bei der Sache: Werner Hansch. Die 80 Jahre alte Sportreporter-Legende ist als „Stimme des Festivals“ aktiv, hat Image-Trailer für die Festival-Homepage www.niederrheinfilm.de eingesprochen und will auch am Samstag, 23. März, ins Scala Kulturspielhaus kommen, um in mindestens einer der drei Kategorien die silberne Kopfweide zu überreichen. Ein Interview mit Werner Hansch steht auf Seite 3 dieser Zeitung.

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