Pedelecfahrer sind die meist gefährdeten Verkehrsteilnehmer

Verkehrsunfallentwicklung 2018 vorgestellt von der Kreispolizei Wesel

KREIS WESEL. Im Vergleich mit dem Landesschnitt fallen die Zahlen der Verkehrsunfallbilanz 2018 für den Kreis Wesel besser aus und doch trübt das Ansteigen bei der Anzahl der verunglückten Kinder und Senioren das Ergebnis. Besonders alarmierend scheint zu sein, dass die Zahl der verunglückten Rad- und Pedelecfahrer auf dem Höchststand stieg.

Kreisdirektor Ralf Berensmeier lässt sich den Fahrradsimulator von Polizeihauptkommissar Jörg Nitschke erklären und testet sogleich seine Reaktionsfähigkeit
NN-Foto: Lorelies Christian

Kreisdirektor Ralf Berensmeier möchte bei der Pressevorstellung die Zahlen gerne relativieren: „Bedenken Sie bitte, dass die Verkehrsdichte im Kreis Wesel stetig zunimmt. Gab es im Jahr 2016 insgesamt 316.307 zugelassene Fahrzeuge, sind wir in 2018 bereits bei rund 370.000. Auch der schöne lange warme Sommer mag ein Grund für vermehrte Fahrradunfälle sein und ebenfalls ist der Trend, dass immer mehr Pedelecs verkauft werden, ein Grund, dass mehr Unfälle mit Pedelecfahrern passieren.“
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle von 15.940 in 2017 auf 15.994 in 2018 gestiegen. Dabei kam es 1.575 mal zu Personenschäden, 16 Tote gab es zu beklagen, 359 Personen wurden schwer und 1.624 leicht verletzt. Außer Frage steht, dass jeder Fall ein Schicksalsschlag für die Angehörigen auslöst und doch sind 16 Verkehrstote für den Gesamtkreis Wesel eine geringe Zahl. Rüdiger Kunst von der Kreispolizei Wesel erinnert daran, dass 1976 über 120 Verkehrstote zu beklagen waren.
Obwohl die Kreispolizei sehr viel Präventionsarbeit in Kindergärten und Schulen leistet, stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt waren auf 134 (2017 waren es 108), 169 Kinder verunglückten (2017 waren es 158), davon die Hälfte selbst verschuldet. Polizeihauptkommissar Jörg Nitschke appelliert: „Die Eltern sind in erster Linie zuständig dafür, ihre Kinder zu aktiven Fußgänger auszubilden. Wir können nur unterstützend mitwirken. Kontraproduktiv ist hier das Mama-Taxi, Verkehrsteilnahme lernt man nur durch aktives Tun!“
Ralf Berensmeier ergänzt: „Wenn Polizisten Verstöße bei Kindern oder Jugendlichen feststellen, zum Beispiel Handynutzung auf dem Fahrrad oder technische Mängel, informieren sie auch die Eltern. Im vergangenen Jahr sind 422 sogenannte Elternbriefe versandt worden.“
Erfreulich ist, dass deutlich weniger junge Fahrer in Verkehrsunfällen verwickelt waren (559 in 2018 nach 582 in 2017). Kontinuierlich sind die Zahlen rückgängig seit dem Höchststand in 2011 mit 802. Sicherlich eine Folge des „Führerscheins mit 17“ und auch der Präventionsmaßnahme „Crash-Kurs“. Berensmeier: „Unsere Polizisten haben 2018 bei 17 Veranstaltungen in weiterführenden Schulen mit diesem Präventionsprogramm 3.400 Schüler erreicht.“
Das größte Sorgenkind: Die Rad- und Pedelecfahrer, 527 Radfahrer- und 76 Pedelecfahrer- Unfälle in 2018 (441 und 68 in 2017), dabei kam einer zu Tode. Bei den 339 Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren, waren 141 mit Rad oder Pedelec unterwegs, 75 Prozent aus der Gruppe Unfälle mit Verletzten haben die Senioren (ab 65 Jahren) verursacht. Hinweis vom Kreisdirektor: „Landesweit gibt es zwei Fahrradsimulatoren. Einer davon bei der Kreispolizei Wesel. Hier wird Gruppentraining angeboten oder der Simulator kann auch bei Veranstaltungen aufgestellt werden. Interessenten können sich melden unter Telefon 0281 107 3220.“ Jörg Nitschke, der dieses Sicherheitstraining durchführt, wirbt: „Willkommen sind auch Leute, die sich ein Pedelec anschaffen möchten. Sie können sich informieren. Zunächst gibt es einen Vortrag, anschließend das praktische Training auf dem Simulator und auf einer Freifläche mit einem Pedelec.“
Immer mehr Verkehrsunfall-Fluchten werden registriert. Die Zahl stieg von 2.804 im Vorjahr auf 2.966 in 2018. Zwar konnten 70 Prozent der Fluchten mit Personenschaden aufgeklärt werden. Doch Norbert Klum, stellvertretender Direktor Verkehr, mahnt: „Das ist kein Kavaliersdelikt. Angesicht von insgesamt 16.000 Unfällen sind 3.000 Verkehrsunfallfluchten im Kreis Wesel eine unglaublich hohe Zahl.“ Und die Mahnung: „Immer nach einer Schadensverursachung die Polizei informieren, abwarten bis sie kommt oder der Geschädigte auftaucht. Einen Zettel zu hinterlassen reicht nicht!“

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Überblick

Alpen:
396 Verkehrsunfälle mit 42 Personenschäden und drei Toten
Rheinberg:
946 Verkehrsunfälle, davon 86 mit Personenschäden, keine Toten
Sonsbeck:
270 Verkehrsunfälle mit 25 Personenschäden, keine Toten
Xanten:
713 Verkehrsunfälle (122 mehr als in 2017!) mit 71 Personenschäden, keine Toten

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