Bodenhaftung als Grundausstattung

KRANENBURG. Natürlich ändert sich was im Leben. Am Tag nach der ersten Show – ein Anruf: „Lukas, ich wollte dir nur sagen, dass ich mich gestern total in dich verliebt habe. Du musst dir aber keine Sorgen machen: Ich bin 72 und wollte dir nur sagen, wie toll und sympathisch du rübergekommen bist.“
Lukas Kepser ist 24 und Kandidat bei der Mutter aller Casting Shows. Vier Buchstaben umschreiben ein Universum: DSDS. (Deutschland sucht den Superstar.) Lukas studiert BWL in Essen – eigentlich. BWL – das ist der Kopf. Musik – das ist das Herz. Früher hätten Eltern den Kindern gesagt: „Bevor du Musiker wirst, studier‘ erst mal was Richtiges.“ Vielleicht ist es heute auch noch so. Vielleicht hängt das vom Umfeld ab. Lukas‘ Familie: Musik, wo man hinhört. Mutter, Gabriele Natrop-Kepser (zuhause nennen alle sie Ele) ist Sopranistin und Gesangspädagogin. Vater Martin hat 26 Jahre lang den Kirchenchor in Nütterden geleitet, spielt Klarinette, Bass und Klavier. Die beiden jüngeren Brüder studieren Musik – Schlagzeug der eine, Gesang der andere. Ein Onkel ist Cellist bei den Bochumer Symphonikern, eine Tante Hornistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Zurück zum Wettbewerb: Die DSDS-Geschichte begann im letzten Herbst. Mama Ele erinnert sich: „Der Lukas hat mich angerufen und mir gesagt, dass er da mitmacht. Er wollte, dass ich das weiß und er wollte auch wissen, was ich davon halte.“ Die Mama findet das toll. Es geht schließlich darum, was der Sohn machen möchte und darum, dass er sich dabei wohlfühlt. Wettbewerbe sind nichts für jeden. „Ich würde für eine Million nicht antreten – bei keinem Wettbewerb“, verrät Mama Ele. „Die beiden Brüder finden das gut“, sagt Vater Martin, der „von der Sache“ erst später erfuhr.
Ist schon erstaunlich, was alles passiert. „Neulich sagte mir beim Einkaufen jemand: Wir freuen uns. Ganz Nütterden steht hinter euch.“ Mutter Gabriele freut es besonders, wenn Musikerkollegen sich lobend äußern. Natürlich – DSDS ist nicht jedermans Sache. Muss es auch nicht sein. Aber so viel steht fest: Wer sich die Aufnahmen von Lukas beim Casting ansieht, merkt sehr schnell: Da geht einer an den Start, der seine Sache verdammt gut macht und dazu noch Präsens zeigt. Von Dieter Bohlen gab es ein „Mega!“. Und was macht all das mit den Eltern? „Eigentlich haben wir damit ja gar nicht so viel zu tun“, sagt Mama Ele. (Der Jung ist schließlich volljährig.) Aber dass er immer wieder Trainingseinheiten in Sachen Gesang und Stimmbildung bei Mama „bucht“, zeugt von einem Urvertrauen, über das sich Eltern nur freuen können. „Für Lukas ist Musik alles“, sind Martin und Ele sicher.
Lukas ist von Essen – da studiert er BWL – wieder nach Nütterden gezogen, weil er in seiner Bude nicht wirklich Musik machen konnte. „Der übt jeden Tag“, sagt Mama Ele. Was ist eigentlich das Motiv, das hinter einer Teilnahme bei DSDS steckt? „Lukas hat mir gesagt, dass das ja vielleicht hilft, bekannter zu werden“, sagt die Mama und ist sicher, dass der Sohnemann „mit allem umgehen kann, was mit der Show zu tun hat“. #Mit anderen Worten: Bodenhaftung gehört in jedem Fall zur Grundausstattung. Noch steht die aktuelle DSDS-Staffel ja ganz Anfang. Am Samstag: Der Recall. Das Ganze findet in Ischgl statt. Wer dort weiterkommt, reist nach Thailand. Wer Thailand übersteht – musikalisch versteht sich – nimmt an den vier Live-Shows teil, die dann in Köln stattfinden. Mit anderen Worten: Ein paar Hürden müssen vor dem Finale noch aus dem Weg geräumt werden.
„Bei der ersten Show haben wir zuhause im kleinen Kreis vor dem Fernseher gesessen und natürlich geguckt. Am Samstag werden wir uns die Show bei Freunden ansehen“, sagt Vater Martin. Zwischendurch war RTL natürlich auch in Nütterden und hat einen Tag lang gedreht. Einblicke ins Familiäre. Das gehört dazu. Lukas zuhause, Lukas beim Tennigtrainung. (Der erste Berufswunsch: Tennis-Profi. Das musste Lukas aus gesundheitlichen Gründen – zwei Hüftoperationen – aufgeben. Aber: Er arbeitet als Trainer.)
Die Leute wollen wissen, wie es zugeht bei den Kandidaten. Das sorgt für Nähe und Identifikation. Am Ende reicht nicht, dass einer gut Musik macht und gut performt. Popkünstler von heute sind irgendwie Gesamtkunstwerke. Wenn es um Vermarktung geht, geht es ums Rüberkommen. Was das RTL-Team aus dem Hausbesuch gemacht hat, haben die Kepsers noch nicht gesehen und werden es auch nicht sehen, bevor es auf Sendung geht. Noch, sagen Martin und Gabriele, habe es keinen Hype gegeben. Das könnte sich ändern, wenn Lukas es in die letzten vier Shows schafft. Natürlich wird die Familie, wenn es so weit kommt, dabei sein. Am Samstag heißt es nun erst mal: Daumen drücken. Und was, wenn Lukas es ins Finale schafft? Wird dann in Nütterden Public Viewing angeboten? Abwarten. Und immer schön eins nach dem anderen.
Wer Lust hat, kann Lukas am 17. März um 12 Uhr im Klever Kino hören. Der Musiker hat zugesagt, bei der Premiere eines Films über ein Kranenburger Mädchen, die von Geburt an aufgrund einer Lissenzephalie schwer behindert ist, zu singen. Spätestens beim Stüppkesmarkt könnte man Lukas dann wieder live auf der Bühne sehen – vor Ort in Kranenburg, denn er wird zusammen mit der Hausband „The CapSirs“ auf der Bühne stehen. Mit dabei: die Brüder und der Papa. Wenn Lukas das Finale schafft, dürfte spätestens dann beim Auftritt auf dem Stüppkkesmarkt richtig was los sein.
Beim Recall (ab 20.15 Uhr auf RTL) wird Lukas „Perfect“ von Ed Sheran singen. Es darf als sicher gelten, dass sich demnächst auch Damen unter 72 melden, um ihrer Bewunderung Ausdruck zu verleihen.

So könnte ein Cover aussehen, oder?
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