EMMERICH. Drei Jahre lang hat der Kreis Kleve nach einem geeigneten Standort für eine neue Rettungswache in Emmerich gesucht – vergeblich. Nun aber ist man doch fündig geworden, aufgrund der Initiative von Reppco Architekten aus Kleve und Kaufland. Noch in diesem Jahr soll auf einem 3.250 Quadratmeter großen Grundstück am Steintor gebaut werden, unmittelbar neben der neuen Polizeiwache, wie Landrat Wolfgang Spreen am heutigen Dienstag angekündigt hat.

Derzeit ist die Rettungswache in einem Gebäude am Pesthof 14 untergebracht, mit 40 Stellen (anfangs 21) für Rettungsdienstpersonal, einem Notarzt-, zwei Rettungs- und einem Krankenwagen. Allerdings wird diese nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Einrichtung gerecht. Es fehlen beispielsweise Räume und Schleuse zur Dekontamination, ein Ausbildungsraum und ein Büro für die Wachleitung. „Sie ist schlicht zu klein“, sagte Spreen, „und kann auch nicht erweitert werden“.

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Volker Hildebrand (Kaufland), Landrat Wolfgang Spreen, Christiane Behrens und Thomas Euwens (beide Reppco) vor dem Gelände, auf dem die neue Rettungswache gebaut werden soll.
NN-Fotos (2): Michael Bühs

Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück für eine neue und moderne Rettungswache ging es jedoch nicht allein um dessen Größe. „Für uns stand die Lage im Vordergrund“, erläuterte Spreen und betonte auch mit Blick auf die „Nebenwirkungen“ durch den geplanten Betuwe-Ausbau: „Für schnelle Hilfe in Notsituationen ist der richtige Standort wesentlich.“

Nun soll die neue Rettungswache auf dem Gelände am Steintor gebaut werden, das sich zuvor Kaufland für einen möglichen neuen Markt per Kaufoption vom niederländischen Unternehmen Wessels gesichert hatte (die NN berichteten). „Bei den weiteren Planungen haben wir gesehen, dass eine Fläche übrig bleibt, die wir für unsere Pläne nicht brauchen“, berichtete Volker Hildebrand, zuständig für die Immobilienentwicklung Region West bei Kaufland. Konkret hatten Reppco Architekten das Gelände für eine Flurbereinigung weiterentwickelt und dabei festgestellt, „dass eine größere Bebaubarkeit möglich ist“, erläuterte Geschäftsführerin Christiane Behrens. Erste Pläne hätten laut Hildebrand einen öffentlichen Parkplatz nebst einer Kaufland-Filiale vorgesehen, „das fand bei der Emmericher Politik aber keinen Zuspruch“.

Schließlich trat Reppco zunächst an den Lebensmittelkonzert und anschließend an den Kreis Kleve mit der Idee heran, auf dem Restgrundstück statt Parkplätzen eine neue Rettungswache zu realisieren. „Wir sind uns in kürzester Zeit einig geworden“, berichtete Landrat Spreen und dankte Kaufland und Reppco für ein „dem Gemeinwohl orientiertes Angebot“. Es sei „ein großer Schritt nach so langer Zeit der vergeblichen Suche“. Man habe ein optimales Grundstück für den Neubau gefunden und werde noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen.

Und Kaufland? Die Option auf die verbleibende, rund 14.500 Quadratmeter große Fläche bleibt bestehen, und sollte das Unternehmen die Baugenehmigung schließlich erhalten, werde man auch kaufen, versicherte Volker Hildebrand: „Wir haben weiterhin Interesse am Bau am Steintor.“ Jede Stadt im Umkreis von Emmerich habe einen modernen Markt, nur die Hansestadt eben nicht. Daher sei aktuell auch eine Umsiedlung angedacht – doch könnte der alte Markt an der Normannstraße auch bestehen bleiben. „Oder es kommt ein anderer Nahversorger rein, der nicht Kaufland heißt“, sagte Hildebrand.

Zuvor aber geht es um eine Änderung des Einzelhandelskonzeptes, genauer darum, „den Versorgungsbereich in der Innenstadt zu erweitern. Bislang ist dieser Bereich durch den Großen Wall begrenzt“, sagte Hildebrand. Somit gibt es derzeit auch keine Baugenehmigung am Steintor. „Wir müssen nun sehen, dass wir für unser Vorhaben eine Mehrheit in der Politik schaffen.“ Denn gegen ein Einzelhandelskonzept könne man nicht klagen. „Wir müssen unsere Pläne anpassen und in den Fraktionen dafür werben“, sagte Hildebrand. Dies könne sich jedoch noch über einen längeren Zeitraum hinziehen.

Mehr Einsätze
Die neue Rettungswache in Emmerich ist auch aufgrund der gestiegenen Zahl von Einsätzen notwendig. Diese hat sich zwischen 2011 und 2016 um etwa 50 Prozent erhöht.

Bei der Stadt zeigt man sich erfreut über die Wahl des Standortes. „Es freut mich, dass es der Kreisverwaltung gelungen ist, mit dem Eigentümer des Grundstückes handelseinig zu werden. Das Steintorgelände ist der optimale Standort für die neue Rettungswache. Er garantiert eine optimale medizinische Versorgung der Emmericher Bevölkerung in allen Ortsteilen“, sagte Bürgermeister Peter Hinze.

Die Verwaltungsspitze im Emmericher Rathaus habe diesbezüglich bereits vor einigen Monaten Gespräche mit dem Eigentümer des Steintorgeländes geführt und ihn gebeten, mit dem Kreis Kleve über eine mögliche Veräußerung von Teilen des Areals in Verhandlung zu treten. „Wir haben mit der Kreisverwaltung in den letzten Monaten verschiedene Standorte und Flächen diskutiert. Dass es dem Kreis Kleve jetzt auf unsere Vermittlung hin gelungen ist, die entsprechenden Flächen zu erwerben, freut mich sehr“, sagte Hinze.

Allerdings gibt es bezüglich dieser Vermittlungsbemühungen offenbar unterschiedliche Ansichten. So sagte Landrat Spreen anschließend: „In den vergangenen Monaten hat es in Sachen Grundstück keine Kontaktaufnahme seitens der Stadtverwaltung Emmerich gegeben. Weder dem Kreis Kleve noch den übrigen Beteiligten sind entsprechende Vermittlungsaktivitäten der Stadtverwaltung bekannt.“

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