NIEDERRHEIN. Sitz. Platz. Bleib. Schön, wenn ein Hund diese Kommandos befolgt. Wer allerdings groß rauskommen möchte, der sollte ein paar Tricks mehr draufhaben. Ein Beispiel kann sich Hund an dem Prager Rattler Rex nehmen. Der spielt nämlich im vierten Teil von „Ostwind” mit, der am 28. Februar in den Kinos anläuft. Allzuviel kann sich Rex aber nicht darauf einbilden – da, wo er zuhause ist, wimmelt es nämlich von Film- und Fernsehstars.

„Radon hat bei mindestens 60 Produktionen mitgespielt”, sagt Judith Scholz und zeigt auf den stattlichen Schäferhund, der auf Kommando furchtbar laut bellen und ein Riesenspektakel machen kann. Soko Köln, Alarm für Cobra 11, Tatort – Radon ist ganz klar der Krimi-Typ. Auch, wenn er eigentlich ganz freundlich ist (das Spielzeug im Maul und die freundliche Begrüßung am Gartentor haben ihn verraten). Vor sechs Jahren ist Judith Scholz mit ihrer Rasselbande – insgesamt sind es neun Hunde, vier Katzen und einige Hühner und Enten – nach Kehrum gezogen. Ihre jüngsten Neuzugänge sind der sechs Monate alte Chihuahua Sirius und die Jack Russel-Hündin Kendra. Die beiden müssen noch viel lernen und werden vom Bahnfahren bis zum Besuch auf dem Kirmesplatz noch einigen Trubel erleben, der sie auf die Aufregung am Filmset vorbereitet. Angefangen hat es übrigens mit dem kleinen Prager Rattler Dobby (spätestens jetzt lässt sich eine Vorliebe für Harry Potter erahnen). Der erste Film: „Nicht mein Tag” (2014) mit Moritz Bleibtreu und Axel Stein in den Hauptrollen. In dem Jahr war sie auch beim Supertalent, ist nach der ersten Liveshow aber ausgeschieden.

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Judith Scholz mit Rex und Laufente Aragon.           NN-Fotos: Rüdiger Dehnen

Eigentlich angefangen hat es natürlich viel früher. „Ich wollte schon als Kind einen Hund haben, aber meine Eltern haben es nicht erlaubt”, blickt die heute 33-Jährige zurück. Also begnügte sie sich zunächst damit, die Hunde aus dem nahegelegenen Tierheim auszuführen. „Als Jugendliche durfte ich dann bei einer Tiershow mithelfen”, sagt sie. Da gab es sogar dressierte Krokodile. Ihr großes Vorbild: Teresa Ann Miller („Mein Partner mit der kalten Schnauze”, „Kommissar Rex”). Irgendwann kehrte Judith Scholz dem Sauerland den Rücken zu und zog nach Hessen, um eine Ausbildung zur Problemhund-Therapeutin zu machen. Den Begriff „Therapeutin” findet sie allerdings unangebracht. „Trainerin ist besser”, findet sie. Das ist übrigens auch nach wie vor ihr Hauptberuf. „Die Sache mit den Filmrollen ist ein bezahltes Hobby – leben kann man davon nicht”, erklärt sie.

Laufenten alias “die Piefenbrinks”

Lukrativer sind da schon die Film- und Fotoaufnahmen für Werbespots (Kater Fawkes durfte schon mal für einen großen Futtermittel-Hersteller posieren). Aber auch da reicht die Gage nicht, um alle hungrigen Mäuler stopfen zu können. Und Schnäbel. Schließlich haben es auch die Enten schon vor die Kamera geschafft. In Luke Mockridges Show „Luke. Die Woche und ich” sind sie als die „Piefenbrinks” regelmäßig über die Bühne gewatschelt, haben Sterne-Koch Nelson Müller kennengelernt und die „Duckomenta” besucht. „Die Laufenten habe ich schon als Küken bekommen und sie zum Kuscheln mit aufs Sofa genommen”, erzählt Judith Scholz, wie sie diese scheuen Tiere handzahm – und gehorsam – bekommen hat. „Vertrauen ist die Basis”, sagt sie. Gut ist auch, wenn von Anfang an klar ist, wer der Chef des Rudels ist. Judith nämlich. Alles weitere läuft über Spielen und Leckerchen. Wenn die tierischen Darsteller dann auf Kommando ins Hosenbein beißen oder tot umfallen können, ist die Filmkarriere schon in greifbarer Nähe.

„Tiere sind nun mal keine Maschinen”, SAGT JUDITH sCHOLZ

Die Tiere von Judith Scholz sind bei einer entsprechenden Agentur gelistet – und wenn dann die Rolle passt, wird eben das eingeübt, was gefordert wird. Scholz: „In dem Ostwind-Film spiel Rex den Hund der Pflegeeltern von Ari und muss unter anderem auf dem Pferd mitreiten – das haben wir natürlich üben müssen.” Von der Organisation her zumindest machbar. Judith Scholz hat nämlich auch ein Pferd. „Das macht aber keine Kunststückchen”, räumt sie ein. Und dann kommt es natürlich auch immer noch auf die Tagesform an. „Tiere sind nun mal keine Maschinen”, sagt die 33-Jährige: „Die können auch mal schlecht gelaunt sein oder keine Lust mehr haben.” Ein guter Filmhund erledigt dann zwar trotzdem noch seinen Job, für den Trainer und den Schauspieler wird es aber nicht unbedingt einfacher. „Da muss man schon mal tricksen und den Hund so motivieren können, dass er die Szene auch noch ein 30. Mal spielt”, weiß sie. Wenigstens wird es nie langweilig. Und man lernt lauter berühmte Leute kennen. „Armin Rohde war total nett”, sagt Scholz.

 

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