GELDERN. Es war der 29. April 2004. An dieses Datum kann sich Christiane Conliffe trotz der vielen vergangenen Jahre noch genau erinnern. Sie war in der 40. Schwangerschaftswoche und auf den Weg ins Krankenhaus, um dort ihr Kind zu gebären. Auf dem Rücksitz stand ein Maxi-Cosi. Er blieb leer.

Das, was Christiane Conliffe damals passiert ist, passiert in der Tat viel mehr Frauen, als den Meisten bewusst ist: „Es wird nur nicht darüber gesprochen”, berichtet Conliffe, die die Selbsthilfegruppe „Leere Wiege” in Geldern gemeinsam mit Sabine Habicht leitet. Damals schienen Krankenschwestern und auch Ärzte etwas überfordert mit der Situation, in der Conliffe und ihr Mann sich auf einmal wiederfanden. Sie musste das Kind normal gebären, aber wo? „Im Kreißsaal hätte es nicht gepasst, also hätte ich in einen kleinen Untersuchungsraum gemusst”, erinnert sich die Mutter von sechs Kindern. Im Endeffekt hat die Geldernerin sich dann dafür entschieden, im Geburtshaus Villa Dullstein zu entbinden.

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Rückblickend weiß Christiane Conliffe, dass sich in den letzten 15 Jahren viel im Bereich der Aufklärung und Sensibilisierung getan hat: „Mittlerweile wird ganz anders mit Frauen, die in solchen Situationen sind, umgegangen – der Schmerz bleibt trotzdem.”

Selbsthilfegruppe in Geldern

Conliffe suchte unmittelbar nach ihrem Verlust die Selbsthilfegruppe in Geldern auf: „Jede Frau muss für sich selbst entscheiden, ob sie so ein Angebot annehmen möchte. Ich fühle mich in der Gruppe sehr verbunden und geborgen. Das tut der Seele gut!” Genau deshalb hat die 52-Jährige sich auch dazu entschieden, das Angebot, nachdem dieses einige Jahre pausiert hatte, vor zwei Jahren wieder zu reaktivieren: „Ich hatte damals die Zeit und wollte mich gerne wieder mehr darum kümmern”, so Conliffe. Seitdem trifft sich die Gruppe einmal monatlich in der Familienbildungsstätte in Geldern: „Heutzutage nutzen viele betroffene Frauen natürlich auch Internetforen, aber in einer Gruppe ist es natürlich noch persönlicher”, wirbt Christiane Conliffe für das Angebot. Zudem sei dort nicht nur Platz für die Trauer, sondern auch für die Freude: „Viele bekommen nach solch einem Verlust ja noch ein Kind. Auch das gehört in die Gruppe.” In diesem Jahr möchte die 52-Jährige zudem „mehr ins Tun kommen”, wie sie lächelnd erklärt: „Wir werden Workshops in einer Glasdekofabrik und in einem Atelier anbieten. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir einfach mal spazieren gehen und uns dabei austauschen.”

Insbesondere der Austausch sei oft ein Teil, der im Alltag verloren gehe oder den Frauen unangenehm sei: „Irgendwann will man anderswo nicht mehr über den Verlust sprechen, weil man das Gefühl hat, für Andere ist das Thema abgeschlossen. Bei uns ist dafür ein Platz da.” Wer möchte, kann sich aber auch bei der ehemaligen Krankenschwester persönlich melden, um mit ihr über den Verlust zu sprechen: „Ich helfe auch gerne privat und treffe mich mit den Frauen”, so die Geldernerin, die nach ihrem Verlust – 364 Tage später – ein gesundes Kind geboren hat: Alexander, das sechste Kind der Familie

Informationen zur Gruppe
Die Selbsthilfegruppe „Leere Wiege“ trifft sich einmal monatlich dienstags in der Familienbildungsstätte Geldern. Weitere Informationen gibt es bei Christiane Conliffe, Telefon 02831/132637 oder unter E-Mail christiane@conliffe.de.
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