Nachbarschaftshilfe koordinieren

Leader Projekt in vier Kommunen: Mit hauptamtlichen Kräften ehrenamtliches Hilfenetz spannen

ALPEN/RHEINBERG/SONSBECK/XANTEN. „Auf gute Nachbarschaft!“heißt es nun in der Leader-Region Niederrhein, zu der die Kommunen Alpen, Rheinberg, Sonsbeck und Xanten gehören. Für das gemeinsame Projekt „Nachbarschaftsberatung“ kam Ende Dezember der Bewilligungsbescheid der Bezirksregierung Düsseldorf und schon sind für alle vier Kommunen jeweils eine Halbtagskraft als „Nachbarschaftskoordinatoren“ eingestellt worden.

 

Die neuen Nachbarschaftskoordinatoren (v.l.): Manuel te Bekke (Xanten), Gabi van Royenn (Sonsbeck), Andreas Cziudej (Rheinberg) und Sonja Böhm (Alpen) NN-Foto: Lorelies Christian

Beate Pauls, Geschäftsführerin der LAG (Lokalen Aktionsgruppe) stellte das Projekt im Pressegespräch vor großer Runde vor: „Die Förderung gilt zunächst für drei Jahre, es handelt sich um eine Projektsumme in Höhe von 350.000 Euro, von der 230.000 Euro gefördert werden. Es geht darum, dass die Nachbarschaftskoordinatoren Ehrenamtler gewinnen und ein Ehrenamts-Netzwerk über die Region aufbauen, um Hilfebedarf zum Beispiel bei älteren Mitmenschen zu erkennen. Die Ehrenamtler werden geschult, damit sie einen Blick dafür bekommen, wo Probleme auftreten und wie Hilfe vermittelt werden kann. Um es deutlich zu machen: Es geht nicht um Rasenmähen oder Pflege, sondern um Beratung. Es gilt eine Lücke zu schließen zwischen kommunalen Leistungen und Angeboten von freien Trägern. Wir wollen die Hemmschwelle sehr gering halten, weil viele Menschen den Behördengang scheuen. Es werden keine Doppelstrukturen geschaffen, sondern zusätzliche Angebote, damit die Senioren möglichst lange selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.“

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In der Leader-Region Lippe-Issel-Niederrhein läuft diese Art der Nachbarschaftsberatung schon länger mit großem Erfolg. Die Bürgermeister der vier Kommunen sind sich einig, dass dies ein Weg ist, die Region nachhaltig und generationenfreundlich aufzustellen. Rheinbergs Dezernentin Rosemarie Kaltenbach bringt es auf den Punkt: „Die Prognose ist, dass in Rheinberg im Jahr 2030 der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen bei über 30 Prozent liegt. Wir müssen uns um die Belange der älteren Mitbürger intensiver kümmern und Lebensbedingungen schaffen, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.“

 

Nachbarschaftshilfe ist in den ländlichen Gebieten glücklicherweise noch ausgeprägt und hilft, Familien zu unterstützen, die nicht auf engem Raum zusammenleben. Nun geht es darum, die Augen zu öffnen, um mitzubekommen, wo wird denn Hilfe benötigt und Menschen zu bewegen, Hilfe anzunehmen, denn auch das fällt vielen schwer.
Im Rahmen der Flüchtlingshilfe haben Alpen und auch Rheinberg gute Erfahrungen gemacht, so Bürgermeister Thomas Ahls und Rosemarie Kaltenbach, die von ihren hauptamtlich tätigen Flüchtlingshelfern berichten, die viele Ehrenamtliche movitivieren können, sich einzubringen.
Das ist nun auch die Aufgabe von Sonja Böhm für Alpen, Andreas Cziudej für Rheinberg, Gabi van Royen für Sonsbeck und Manuel ter Bekke für Xanten. Sie werden (die Damen seit 1. Februar, die Herren ab 1. März) Sprechzeiten in den Rathäusern anbieten und ansonsten viel unterwegs sein, um Akquise zu betreiben, sich in bestehenden Gruppen vorzustellen. Thomas Ahls ist sehr zuversichtlich, dass schnell Netzwerke gespannt werden können. „In Alpen gibt es bereits die Dorfwerkstätten, die sich um die Belange der Bürger und Vereine kümmern. Sie werden auf jeden Fall die Arbeit der Koordinatorin unterstützen“, ist Ahls überzeugt.
Hans-Theo Mennicken, stellvertretender Vorsitzender der LAG und ehemaliger Bürgermeister von Rheinberg, ergänzt: „In Rheinberg gibt‘s die vielen Pumpennachbarschaften, die sich nicht nur zum Feiern treffen, sondern wo Nachbarschaftshilfe auch noch selbstverständlich gepflegt wird.“
Bürgermeister Heiko Schmidt bestätigt für Sonsbeck: „In den ländlichen Strukturen funktioniert die Nachbarschaftshilfe und das Vereinsleben noch. Wir werden oft von Leuten, die in Rente gehen, gefragt, wo sie sich für das Gemeinwohl einbringen können.“
Insgesamt sehen alle Bürgermeister einen Riesenvorteil im ehrenamtlichen Engagement, weil Menschen oft scheuen Behörden aufzusuchen. Xantens Bürgermeister Thomas Görtz gibt allerdings zu bedenken: „Wir dürfen das Ehrenamt nicht überfordern. Immer mehr Aufgaben werden ins Ehrenamt verlagert. Daher ist es wichtig, dass mit den Koordinatoren hauptamtliche Leute unterstützend tätig werden.“
Leo Giesbers, Vorsitzender der LAG, ist sicher, dass das Projekt gut gelingt. „Es geht darum, Menschen zusammenzubringen, vielleicht mal zum Spazierengehen oder zum Karten spielen, Dinge, um die Lebensqualität zu erhöhen und gleichzeitig, eine sinnvolle Aufgabe zu erfüllen.“

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