„Medienkaiser“ Wilhelm II. zu Besuch am Niederrhein

Das LVR-Niederrheinmuseum Wesel beleuchtet die Jahre 1888 bis 1926

NIEDERRHEIN. „Von Wilhelm nach Weimar – Zwischen Monarchie und Republik“ heißt die neue Ausstellung, mit der das LVR-Niederrheinmuseum Wesel ab morgen die geschichtsträchtigen Jahre 1888 bis 1926 erlebbar macht. Die Schau orientiert sich zunächst an der Regierungszeit von Kaiser Wilhelm II. und endet mit der Konsolidierung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik. Geographische Schwerpunkte sind dabei auch der Niederrhein und das Ruhrgebiet.

Kaiser Wilhelm II. besuchte am 4. Juni 1913 Geldern und schritt auch die Parade der Kriegsveteranen auf der Hartstraße ab. Viele Bilder von damals finden sich in der Ausstellung „Von Wilhelm nach Weimar – Zwischen Monarchie und Republik“, die das LVR-Niederrheinmuseum Wesel morgen eröffnet. Für die Schau wurde der Balkon des alten Gelderner Rathauses nachgebaut. Mehr auf Seite 5.Foto:
Stadtarchiv Geldern

Erst kurz vor der Ausstellungseröffnung wurde der nachgebaute Balkon des alten Gelderner Rathauses fertig. Auf dem Original stand einst Kaiser Wilhelm II. im Sommer 1913, jetzt grüßt eine lebensgroße Kopie des Monarchen hinter dem Geländer. Darunter sind auf einem Monitor die Fotos zu sehen, die der kaiserliche Hoffotograf 1913 in Geldern und bereits 1909 in Kleve vom „Medienkaiser“ machte.
Die vielen Exponate und Texttafeln machen deutlich: Unter Wilhelm II. trafen traditionelle Herrschaftsvorstellungen mit politischen Neuorientierungen und grundlegenden Strukturwandlungen in Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Das Rheinland bildete dabei neben der Reichshauptstadt Berlin einen höchst bedeutenden Kernraum von Industrialisierung, Urbanisierung, politischem Katholizismus und Arbeiterbewegung, aber auch der künstlerischen Moderne. Museumsleiter Dr. Veit Veltzke und Projektleiter Thomas Ohl zeigen in der Ausstellung die vielen Ansätze des Kaisers, sich im Rheinland und im Ruhrgebiet als ausgleichendes Element zwischen den Konfessionen zu geben. Ein Gemälde zeigt Walther von Loë aus Weeze, den einzigen katholischen General unter Wilhelm II. Zwar weist eine aus Blech gefertigte Wahlurne mit kaiserlichem Emblem darauf hin, dass sich die ausklingende Monarchie mit Neueinführungen wie dem geheimen Wahlrecht beim Volk anbiedern wollte, doch der Freiheitsdrang einer neuen Generation brach sich kurz darauf Bahn.

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Von Wilhelm nach Weimar“ ist Bestandteil der Veranstaltungen zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum. „Ohne die Weimarer Republik hätte es kein Bauhaus gegeben, und als die Weimarer Republik zu Ende ging, gab es kein Bauhaus mehr“, betont Prof. Thomas Schleper vom Landschaftsverband Rheinland. Auch wenn die Bauhaus-Kunstschule erst 1919 in Weimar gegründet wurde, also „im Osten“, verortet Prof. Schleper unzählige Vorläufer und Protagonisten der prägenden Stilrichtung in den Westen. Entsprechend fördern das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft sowie die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe mehr als 40 Veranstaltungen zum Thema „100 Jahre Bauhaus im Westen“.

Eine davon ist die aktuelle Ausstellung in Wesel. Sie ist bis zum 30. Juni 2019 zu sehen, wird von Konzerten, Lesungen und Vorträgen begleitet und soll nach den Sommerferien auch als komprimierte Wanderausstellung an Schulen und Museen am Niederrhein ausgeliehen werden. „Gemeinsam mit Heimat- und Geschichtsvereinen arbeiten wir gern den lokalen Fokus auf die Geschehnisse in den jeweiligen Städten heraus“, sagt Projektleiter Thomas Ohls. Geldern und Xanten haben bereits Interesse angemeldet.
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: 4,50 Euro. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt. Mehr Infos unter ww.niederrheinmuseum-wesel.lvr.de

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