Ein Leben für und mit dem Chor

Josef van Ackeren (89) singt seit 70 Jahren im St. Cäcilien-Chor Grieth und denkt noch nicht ans aufhören

GRIETH. Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Grieth, die im zweiten Weltkrieg durch Bombardements zerstört wurde, war gerade wieder aufgebaut, als dort eine aus heutiger Sicht große Karriere begann. Der damals 18-jährige Josef van Ackeren trat nämlich zu jener Zeit dem dort ansässigen St. Cäcilien-Kirchenchor in Grieth bei, dem er nun schon seit 70 Jahren – mittlerweile als aktives Ehrenmitglied – angehört.

Josef van Ackeren mit seiner Urkunde zur 70-jährigen Mitgliedschaft im St. Cäcilien-Kirchenchor in Grieth. NN-Foto: SP

„Damals gab es ja nichts anderes”, blickt der heute 89-Jährige zurück. „Es gab keinen Fernseher, kein Smartphone. Also bin ich zum Chor gegangen”, fügt van Ackeren hinzu. 42 Mitglieder zählte der Chor damals in der Nachkriegszeit, wovon er nach 70 Jahren als einiger noch aktiv ist. „Einige sind gestorben, andere wurden pflegebedürftig und schafften es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Probe und zu unseren Auftritten”, erzählt van Ackeren. Dass er nach 70 Jahren noch dabei sei kann, dafür sei er sehr dankbar.

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Das Singen sei schließlich zu seiner Leidenschaft geworden. „Ich habe das immer aus einem Interesse heraus gemacht. Es hat einfach Spaß gemacht. Zudem war die Gemeinschaft toll. Wir haben auch viel zusammen gefeiert oder Ausflüge gemacht”, sagt van Ackeren. Obwohl er in Grieth eine von zwei Metzgereien nebst Gaststätte über viele Jahre hinweg führte und dabei viel Zeit in die Arbeit investieren musste, hat er den Chor nie vernachlässigt. „Für den war immer irgendwie Platz. Die Chorprobe war mir heilig. Da verpasse ich heute noch keine”, sagt der 89-Jährige.

Die Mühe habe sich auch gelohnt. Denn der Griether Kirchenchor sei bereits früher über die Stadtgrenzen hinaus für seine musikalisch anspruchsvollen Auftritte bekannt gewesen und habe dadurch sogar Gast-Spiele in Geldern und Straelen absolviert. „Wir singen gemächliche, aber auch sehr anspruchsvolle Stücke und sogar vier-stimmig”, erläutert van Ackeren, der eine tiefe Bass-Stimme im Chor verkörpert. „Früher war die natürlich kräftiger, aber es geht heute auch noch gut”, sagt der gelernte Metzger mit einem Schmunzeln.

Etwas traurig stimmt ihn dagegen die Gegenwart. Denn während der Kirchenchor früher 42 aktive Mitglieder zählte, sind es heute nur noch zehn. „Es gibt einfach zu wenig Nachwuchs. Die Leute haben heute alle keine Zeit mehr”, sagt van Ackeren und fügt hinzu: „Sämtliche Vereine klagen deshalb ja über Mitgliederschwund. Das ist nicht nur bei uns im Chor so.” Mit zehn Mitgliedern habe sich der Griether Kirchenchor allerdings alleine nicht mehr komplett halten können. „Deshalb proben wir inzwischen mit Keeken, Bimmen und Düffelward als Gemeinschaftschor zusammen”, sagt der gebürtige Griether.

„So lange es geht, mache ich weiter”

Es gibt allerdings auch ein anderes, besseres Beispiel: 2003 gründete Josef van Ackeren gemeinsam mit anderen Kirchenchor-Mitgliedern den Shanty-Chor „die Hanseaten Grieth”, der zurzeit aus 43 Mitgliedern besteht. Auch ihm gehört der 89-Jährige bis heute als aktives Mitglied an. „Wir werden etwa zu Geburtstagen, Feierlichkeiten, Seniorenveranstaltungen oder öffentlichen Veranstaltungen gebucht”, sagt van Ackeren. Wie viele Auftritte er im Jahr mit dem Shanty-Chor und dem Kirchenchor absolviert, kann der begeisterte Sänger gar nicht genau sagen. „Mehr als 30 oder 40 im Jahr werden es schon sein. Manchmal sind es drei Auftritte in der Woche, aber das ist natürlich nicht die Regel und wäre auf Dauer auch etwas viel”, sagt van Ackeren mit einem Lachen. Noch habe er an den wöchentlichen Proben und den Auftritten aber einfach Spaß. „So lange es geht, mache ich weiter”, verspricht van Ackeren.

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