Johannes Oerding (oben 2.v.l.) mit Gastgeber Michael Patrick Kelly und seinen Mitstreitern in der Show „Sing meinen Song –Das Tauschkonzert“, Wincent Weiss, Milow, Jeanette Biedermann, Alvaro Soler und Jennifer Haben. Foto: TV NOW / Pino Brönner

NIEDERRHEIN. Eigentlich sollte 2019 ein Sabbatjahr für Johannes Oerding werden. Ein wenig reisen, Inspirationen sammeln und sich ganz dem neuen Album widmen. Doch es kommt bekanntlich meist anders als man denkt. Sein Kalender 2019 ist schon jetzt prall gefüllt, viele neue Herausforderungen warten auf den Sänger und Songschreiber, der in Geldern-Kapellen aufgewachsen ist. Mit den NN sprach Johannes Oerding über seine Pläne und Highlights in 2019.

Am 14. Juni spielst Du ein langersehntes Konzert in Walbeck. Die 5.000 Tickets waren innerhalb von sechs Wochen vergriffen – hattest Du mit einer solchen Nachfrage gerechnet?
Johannes Oerding: Ich war schon sicher, dass wir das Konzert vollkriegen, das war irgendwie klar. Aber dass wir so schnell ausverkauft sind, ist schon echt schön und das freut mich natürlich. Man fragt sich bei einem Heimatkonzert ja immer, ob es auch genug Leute gibt, die das sehen wollen…

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Ist die Entscheidung für ein zweites Konzert dann entsprechend schnell gefallen?
Johannes Oerding: Als ich gehört habe, dass das Konzert schon Anfang Dezember ausverkauft war, hat mir das natürlich die Gewissheit gegeben, hey, die Leute haben hier echt Bock drauf und wollen das sehen. Daher war auch schnell klar, dass wir noch eine zweite Option schaffen müssen, denn ich wollte auf keinen Fall den Fehler der letzten Jahre machen, als wir immer nur ein Konzert gespielt haben und es nachher hunderte Leute gab, die keine Karten mehr bekommen haben. Mit dem Zusatzkonzert haben wir jetzt alles getan, damit wirklich jeder die Chance hat, dabei zu sein. Denn danach wird es wieder einige Zeit dauern, bis ich wieder im Lande bin.

Warum findet das Zusatzkonzert in Walbeck erst zwei Tage später, am Sonntag, 16. Juni, statt?
Johannes Oerding: Wir hätten natürlich lieber direkt den Samstag genommen. Da wir für diesen Tag aber schon einen Auftritt in Bassum, in der Nähe von Bremen, festgemacht hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als uns für den Sonntag zu entscheiden. Das ist jetzt zwar mit viel Fahrerei für uns verbunden, aber ich freue mich schon jetzt auf ein schönes Niederrhein-Wochenende und auf ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern.

Für 2020 planst Du dann wieder eine große Tour?
Johannes Oerding: Ja genau, zum neuen Album geht‘s ab März/April 2020 los. Aktuell sind schon 27 Stationen in der konkreten Planung, zum Beispiel auch die Arena in Oberhausen. In diesem Jahr spiele ich nur rund 15 Sommer-Open-Airs, verteilt über Deutschland, Österreich und Schweiz. Das sind teilweise Festivals, wo ich nur mal ein Stündchen spiele, aber es gibt auch ein Akustik-Set auf dem Berg in Zermatt und ein Konzert auf einem Kreuzfahrtschiff. Da sind schon schöne Sachen dabei.

Von der Bühne geht es für Dich jetzt aber zunächst vor die Fernsehkamera. Du bist Gast in der Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert”.
Johannes Oerding: Ja, das ist auf jeden Fall ein Highlight in diesem Jahr. Gastgeber der neuen Staffel ist Michael Patrick „Paddy” Kelly. Mit dabei sind außerdem Wincent Weiss, Milow, Jeanette Biedermann, Alvaro Soler und eine Newcomerin aus der Heavy-Metal-Szene, Jennifer Haben, die ich bislang nicht kannte, weil ich kein Heavy Metal höre. Letztens war ich aber auf einem Konzert ihrer Band „Beyond the Black” und das war schon beeindruckend. Eine krasse Energie, die da rüberkommt.

Gesendet werden soll die neue Staffel ab Ende April/Anfang Mai. Die Vorbereitungen laufen wahrscheinlich schon?
Johannes Oerding: Ja, wir haben uns schon zweimal mit der ganzen Gruppe getroffen. Zudem war ich im Studio in Mannheim, um die Songs zu arrangieren. Es geht ja in der Sendung darum, Lieder der anderen Teilnehmer neu zu interpretieren und sein Eigenes daraus zu machen. Welche Songs ich singen werde, darf ich jetzt natürlich noch nicht verraten, die anderen sollen ja überrascht werden. Aber ich kann schon so viel sagen: Ich werde von jedem Teilnehmer einen sehr bekannten Song singen, da habe ich wirklich Glück gehabt.

Die Produktion findet in Südafrika statt. Wann ist es soweit?
Johannes Oerding: Mitte/Ende Februar geht es für zweieinhalb Wochen nach Südafrika, zuvor stehen noch drei Probetage mit der Band in Deutschland an. Die Show ist schon mit einem großen Aufwand verbunden. Man muss viel üben, sich gut vorbereiten, denn Fernsehen ist dann doch nochmal etwas anderes. Außerdem will man natürlich vor den anderen Musikern, die ja alle auch vom Fach sind, eine möglichst tolle Version hinlegen.

Johannes Oerding freut sich auf ein Wiedersehen mit Freunden und Fans am 14. und 16. Juni im Waldfreibad Walbeck. Foto: Marcel Schaar

Das klingt nach einer großen Herausforderung…
Johannes Oerding: Ja, so eine Gelegenheit ist toll, verlangt aber auch viel ab. Fernsehen ist immer auch mit Psycho-Stress verbunden, weil du ständig von 18 Kameras beobachtet wirst, und dich dann auch noch frei verhalten sollst. Ich glaube, das ist die große Kunst: Nicht zu professionell, sondern gelöst auf der Couch zu sitzen und locker an die Sache ranzugehen. Das kann nur funktionieren, wenn man ehrlich und möglichst authentisch ist und nicht gewollt witzig oder gewollt professionell. In den zweieinhalb Wochen in Südafrika wird ohne Pause gedreht. Zwei Sendungen an einem Tag. Es werden Interviews und Trailer gemacht, du hast Soundcheck, musst proben – das ist schon ein straffes Programm, aber gerade bei der Arbeit mit anderen Musikern entwickelt sich auch meistens eine schöne Zeit.

Was war ausschlaggebend für Deine Zusage für „Sing meinen Song”?
Johannes Oerding: Ich habe vorher mit vielen anderen Künstlern gesprochen, die schon mitgewirkt haben. Alle haben erzählt, dass wäre eine der schönsten Erfahrungen gewesen, die sie auf ihrem musikalischen Weg erlebt hätten. Mary Roos sagte sogar, das wäre das Schönste, was sie in ihrem Leben gemacht hat. Das ist toll, wenn man so etwas hört, denn gerade bei Fernsehgeschichten bin ich mir oft nicht sicher, ob man das machen sollte oder nicht. In diesem Fall ist es aber wirklich so, dass die Show rundum nur mit Musik zu tun. Un das ist genau mein Ding.Es macht mir Freude, Musik zu erarbeiten, mit anderen zu spielen und für andere zu spielen, deshalb war eigentlich sofort klar: Ich hab da Bock drauf, weil mir das auch liegt. Ich bin am Lagerfeuer mit der Gitarre groß geworden und für dieses Bild stehe ich ja auch ein bisschen – der Junge mit Gitarre…. Jetzt bin ich vor allem sehr gespannt, wie die anderen Musiker auf meine Interpretationen ihrer Songs reagieren werden. Man sieht ja im Fernsehen immer wieder, dass dann viel umarmt und geheult wird. Ich denke dann schon manchmal, oh nee, das ist mir aber ein bisschen zu kitschig. Aber mittlerweile glaube ich, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann. Das ist einfach ein sehr emotionaler Moment. So oft habe ich es schließlich auch noch nicht gehört, dass andere Musiker „in gut” meine Songs singen. Das kann einen schon berühren und genau das muss auch das Ziel sein. Denjenigen, für den ich den Song spiele, zu berühren. Nur dann kann das auch die Leute am Bildschirm erreichen.

Planst Du in diesem Jahr weitere Projekte mit anderen Künstlern?
Johannes Oerding: Aktuell arbeite ich mit Peter Maffay zusammen an seinem neuen Album, das er in diesem Jahr zu seinem 70. Geburtstag herausbringen wird. Durch verschiedene gemeinsame Projekte in den letzten Jahren haben wir mittlerweile eine gute Ebene, um textlich miteinander zu arbeiten. Peter hat so viele tolle Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. Eigentlich musst du nur zuhören und die Sachen festhalten, dann hast du schon wieder einen guten Song. Zudem weiß ich inzwischen sehr gut, wie Peter singt und wie er die Sachen phrasiert. Dadurch entstehen, wie ich finde, sehr gute Texte. Ich freue mich, dass er mich ausgewählt hat, an diesem für ihn so wichtigen Werk mitarbeiten zu dürfen.

Und wann soll Dein neues Album herauskommen?
Johannes Oerding: Ich arbeite schon daran und schreibe ganz fleißig. Wir werden wahrscheinlich eine schon neue Single zu „Sing meinen Song” herausbringen – ganz frisch, ganz neu. Aber das Album kommt dann erst im November 2019. Damit will ich mir ein bisschen Zeit lassen, weil das für mich ein sehr wichtiges Album wird, das den momentanen Aufwind festigen soll, um mich noch mehr zu etablieren. Im Radio, aber vor allem als Künstler allgemein.

Wie gehst Du an diese Aufgabe heran?
Johannes Oerding: Fest steht: Es wird nicht einfacher. Man muss immer nachlegen, immer wieder Kohle ins Feuer schöppen. Daneben habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht fragen darf, was könnte die Leute interessieren? Man sollte das schreiben, was einen selbst interessiert und beschäftigt. Und meistens ist das schon deckungsgleich. Die Ängste, Sorgen, Zweifel und Fragen, die ich habe, haben ja ganz viele Menschen. Ich bin ja nicht mehr oder weniger als jemand anderes. Ich merke, dass ich als Künstler auch die Aufgabe habe, zu hinterfragen, ob das alles so richtig ist, was wir hier machen. Wenn mich zum Beispiel gerade die politische Situation in Deutschland verzweifeln lässt oder viele Fragen aufwirft, dann schreibe ich das auf und kann mir vorstellen, dass das auch andere bedrückt. Genauso gesellschaftskritische Themen, beispielsweise was den ganzen digitalen Konsum anbelangt. Das neue Album wird an der ein oder anderen Stelle daher vielleicht auch ein bisschen unangenehm. Aber es wird auch wieder was Lustiges geben und ein Thema darf natürlich nie fehlen. Das Thema Liebe, denn letztendlich ist alles Liebe. Ich glaube, es wird so ein klassisches Oerding-Album mit allen Facetten: schnell, langsam, lustig, nachdenklich. Ich probiere gerade viel aus, schreibe mit den unterschiedlichsten Leuten aus verschiedenen Genres und das gibt immer neue Impulse. Die Schwierigkeit ist, sich nicht zu wiederholen. Alles wurde schon mal gesagt, die Herausforderung ist, es neu zu sagen und neue Bilder und Metaphern zu finden. Damit verbringt man die meiste Zeit.

Wann werden wir die ersten neue Songs hören können?
Johannes Oerding: Ich kann mir vorstellen, dass ich schon bei den Konzerten in Walbeck die ein oder andere Sache auf die Bühne bringe, um auszuprobieren, wie es ankommt. Für einen Musiker ist wichtig, sich den Leuten zu stellen und die Hose herunterzulassen: Erst dann weiß man, ob man einen Glücksgriff gelandet hat oder nicht. Zum Beispiel der Song „Hundert Leben”, der im Radio sogar noch erfolgreicher war als „Kreise”. Die Nummer hatte ich gar nicht so auf dem Schirm, muss ich sagen. Und da sind wir wieder beim Thema: Da habe ich nicht für andere geschrieben, sondern habe meine eigene Geschichte aufgeschrieben und auf einmal wird das einer der erfolgreichsten Songs des Albums. Bei „Kreise” dagegen habe ich schon im Studio gespürt, dass der Song einen Nerv trifft, auch soundlich. Der hat etwas Modernes und keinen Kitsch, da war uns früh klar, dass das funktioniert. Am Ende geht es tatsächlich immer nur um den Song. Du kannst ein noch so toller Künstler sein, kannst noch so tolle Live-Shows spielen – du musst den richtigen Song haben, der dir Türen aufmacht. Man weiss vorher nie, ob es gelingt.

Viele Pläne für ein Jahr…
Johannes Oerding: Ja, es sieht so aus, als würde 2019 das vollste Jahr werden, das ich je hatte. Zu Sing meinen Song, den Sommer-Open-Airs und der Studioarbeit, kommt ja auch noch die große Promophase für das Album. Da bin ich auch nochmal zwei Monate unterwegs. Aber es fühlt sich auch gut an, viel zu tun zu haben. Dann wird mir auch nicht langweilig. Für mich persönlich ist es auch besonders wichtig, dass sich Live weiter entwickelt und größer wird. Und das sieht momentan schwer danach aus, wie man am Beispiel Walbeck sieht.

Vielen Dank für das Gespräch, Johannes.

Open Air in Walbeck: Tickets für das Konzert „Johannes Oerding Live Open Air 2019″ am Sonntag, 16. Juni, 19 Uhr, im Waldfreibad Walbeck sind zum Preis von 47,50 Euro im Vorverkauf in den Geschäftsstellen der Niederrhein Nachrichten in Geldern, Marktweg 40c, und in Kleve, Hagsche Straße 45, erhältlich. Zudem gibt‘s die Tickets online unter www.voilakonzerte.de.

 

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