Silke und Georg Krebbers haben drei Pflegekinder, zwei sind von FASD betroffen. Ihr Pflegesohn kann deswegen mit dreieinhalb Jahren noch nicht richtig sprechen – er teilt sich über eine Bildtafel mit, die Georg Krebbers zeigt.NN-Foto: CDS

PFALZDORF. „Ein Gläschen schadet doch bestimmt nicht, oder?“ Diese Einstellung gegenüber Alkohol in der Schwangerschaft kann schlimme Folgen haben. Bereits eine vermeintlich geringe Menge verursacht unter Umständen lebenlange Schädigungen beim Kind. FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorders) gehört zu den häufigsten angeborenen Behinderungen in Deutschland. 10.000 Kinder sind pro Jahr betroffen. Über die Gefahren von Alkohol in der Schwangerschaft und das Krankheitsbild von FASD möchten Silke und Georg Krebbers informieren. Sie veranstalten am Donnerstag, 21. März, um 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr), einen Infoabend im Goli Theater, Brückenstraße 39.

Das Ehepaar, das selber keine Kinder bekommen konnte, hat drei Pflegekinder – die Älteste (14 Jahre) und der Jüngste (dreieinhalb Jahre) sind von FASD betroffen. Silke Krebbers schildert, was die Diagnose mit sich bringt: „Die Kinder haben ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis; erlerntes Wissen können sie nicht auf neue Situationen anwenden.“ Das macht vor allem in der Schule Probleme, wenn FASD noch nicht erkannt worden ist. Denn auf den ersten Blick wirken die Kinder oft nicht eingeschränkt. Sagt Silke Krebbers ihrer Tochter zum Beispiel „Renn‘ nicht auf dem Flur“ geht das klar, aber: „In der Küche rennt sie wieder, davon hab ich ja nichts gesagt.“ Auf dem Weg zum Briefkasten vergisst die 14-Jährige, dass sie dort die Post holen sollte. Der Pflegesohn kann mit seinen dreieinhalb Jahren kaum sprechen, er teilt sich über eine Bildtafel mit – zeigt auf die entsprechenden Symbole, wenn er etwas essen oder trinken möchte. Und er ist frustriert, wenn er merkt, dass er sich verbal nicht mitteilen kann.

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FASD-Kinder haben zudem Probleme, ihre Emotionen einzuordnen und damit umzugehen. „Die Kinder werden ihr Leben lang Betreuung – zum Beispiel im finanziellen Bereich – brauchen, können nie ganz alleine wohnen und in der Regel sind sie auch nicht für den ersten Arbeitsmarkt geeignet“, sagt Silke Krebbers. FASD verursacht auch körperliche Probleme: Herzfehler, Gaumenspalte, Fütterungsstörungen, Wahrnehmungsstörungen und Schlafstörungen, um nur einige zu nennen. Zeigen betroffene Kinder hyperaktives Verhalten, werde oft fälschlicherweise ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert, so Silke Krebbers. Viel Wissen um FASD hat sich das Ehepaar im Laufe der Jahre selbst angeeignet. „Bei einigen Jugendämtern wurde uns schon gesagt ,das geht doch wieder weg‘“, erinnert sich Georg Krebbers. Die Behinderung begleitet die Kinder aber ihr Leben lang.

FASD ist durch den absoluten Verzicht auf Alkohol zu 100 Prozent vermeidbar, das möchten die Krebbers deutlich machen. Dazu beitragen soll der Infoabend, bei dem sie zunächst aus ihrem Alltag berichten. Dem schließt sich ein fachlicher Vortrag von Alison Frieling, vom Vorstand des Vereins „FASD Deutschland“ an. In einem Video wird die medizinische Seite dargestellt. Im Hauptfilm „Aus dem Kopf gefallen“ schildern Filmemacher vom Medienprojekt Wuppertal, wie junge Menschen mit FASD und ihre Überlebenshelfer den Alltag meistern. Nach Filmende gibt es noch Gelegenheit für Fragen und Gespräche.

Karten
Die Karten (fünf Euro) sind ab sofort bei der Kultourbühne Goch im Rathaus, Markt 2, und beim Goli Theater, Brückenstraße 39, Goch, erhältlich. Der Erlös geht komplett an den Förderverein der LVR-Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bedburg-Hau.

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