Zeit für kleine Helden

Jonathan Rennecke hat ein Konzept für Erste-Hilfe-Kurse an Kindergärten und Grundschulen entwickelt

Spielerisch lernen die Kinder, wie man einen Brand löscht. Angelika Krumscheid, Nadine Schmidt, Gruppenleiterin Marina Polmann und Jonathan Rennecke freuen sich auf ihre Rettung. NN-Fotos (2): MB

EMMERICH. Mit lautem „Tatü tata“ eilen die vier Feuerwehrleute auf den Brand zu. Hinter den wild lodernden Flammen warten vier Personen auf ihre Rettung. Wenige Augenblicke später ist das Feuer gelöscht, und die Einsatzkräfte blicken gespannt zu Jonathan Rennecke. „Das habt ihr sehr gut gemacht“, lobt der 27-jährige Emmericher. Strahlende Gesichter bei den vier Feuerwehrleuten – allesamt Vorschulkinder des Heilig-Geist-Kindergartens in Emmerich. Für sie geht mit der kleinen Übung ein spannender Vormittag zu Ende, in dessen Verlauf sie viel über Erste Hilfe gelernt haben.

„Erste Hilfe für Kinder – Helden wie Du“ heißt das Programm, dass Rennecke speziell für die junge Zielgruppe entwickelt hat und damit Kindergartengruppen sowie Schulklassen besucht. „Mein Ziel ist es, Kindern mit viel Spaß häufig und kontinuierlich die Erste Hilfe näherzubringen, damit sie beim nächsten Kurs sagen: Das war toll, da mache ich wieder mit“, erläutert der ausgebildete Rettungsassistent, der bei der Rettungswache in Kleve arbeitet, zudem Ausbilder für Erste Hilfe ist. In der Regel absolvieren junge Menschen solche Kurse erst, wenn es um den Führerschein geht. Zu spät, findet Rennecke: „Wenn man frühzeitig, also bereits im Kindergartenalter anfängt und Fehler beziehungsweise Unstimmigkeiten auch zulässt, fällt es später leichter, die Kinder weiter für Erste Hilfe zu interessieren und zu begeistern.“

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„Mila kann schon alles“ heißt das Kinderbuch über Erste Hilfe, das Jonathan Rennecke geschrieben hat.

Mit den Vorschulkindern im Heilig-Geist-Kindergarten geht Rennecke, selbst Vater dreier Kinder, thematisch natürlich nicht in die Tiefe. Vielmehr sollen die Mädchen und Jungen den menschlichen Körper kennenlernen und Gefahren erkennen. Sie erfahren, wie viel Blut der Mensch besitzt, wie man ein Pflaster richtig aufklebt und wie der Notruf funktioniert. Auch die stabile Seitenlage wird behandelt. „Mit der richtigen Technik kann selbst ein fünfjähriges Kind einen Erwachsenen in die stabile Seitenlage bringen“, betont Rennecke. „Ab der dritten, vierten Klassen geht es dann auch um Reanimation – hier spielt ebenfalls die richtige Technik eine wichtige Rolle.“

Nadine Schmidt, die Leiterin des Heilig-Geist-Kindergartens, ist begeistert von Renneckes Konzept: „Es ist einfach wichtig, die Kinder früh an das Thema heranzuführen, wenn beispielsweise auch zu Hause mal etwas passiert“, sagt sie und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Man erhält auch selbst wieder einen Einblick in die Erste Hilfe.“ Die drei Kurs­tage werden von der Volksbank Emmerich-Rees gesponsert. „Wir unterstützen gerne solche Aktionen an Kitas“, sagt Angelika Krumscheid, Leiterin der Voba-Filiale in Leegmeer. „Und ich weiß jetzt auch wieder, wie die stabile Seitenlage geht.“

Diese Unterstützung ist auch deshalb willkommen, da laut Rennecke solche Maßnahmen „viel zu wenig gefördert werden“. So gebe es beispielsweise an Kindergärten eine viel zu geringe Zahl an von der Unfallkasse NRW getragenen Gutscheinen für die Erste-Hilfe-Ausbildung von Erzieherinnen. In diese Lücke will Rennecke mit seinem Konzept stoßen und hofft, „dass ich hier Vorreiter sein kann“.

Kontakt
Jonathan Rennecke
Telefon 0176/47341595
E-Mail: info@heldenwiedu.de
Internet: www.heldenwiedu.de
Modul 1: Kindergarten und Vorschule, drei Stunden
Modul 2: 1. und 2. Klasse, vier Stunden
Modul 3: 3. und 4. Klasse, sechs Stunden

Um die Aufmerksamkeit der Kinder auch über mehrere Stunden hinweg hochzuhalten, baut Rennecke in seine Kurse immer wieder Pausen ein sowie spielerische Elemente wie das Feuerwehrspiel und an den weiterführenden Schulen auch Darts oder ein Quiz. So entsteht eine abwechslungsreiche Mischung aus Theorie und Praxis. „Solange die Kinder Spaß haben, lernen sie und behalten die Dinge auch“, weiß Rennecke. Wissen, Spaß und Sicherheit sind seine Themen. Zum Einsatz kommt dabei auch sein Erste-Hilfe-Kinderbuch „Mila kann schon alles“, das er geschrieben und mit Illustrationen von Jonas Janssen herausgebracht hat.

Zum Abschluss des Kurses gibt es für die Kinder der roten und grünen Gruppe des Heilig-Geist-Kindergartens neben einer kleinen Überraschung auch einen Schlüsselanhänger samt „Heldenausweis“ und noch einmal ein großes Lob des Kursleiters: „Ihr habt alle ganz toll mitgemacht. Und ihr dürfte gerne auch euren Eltern erzählen, was ihr heute alles gelernt habt.“

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